Archiv für den Monat: Mai 2013

Wo Thales in den Brunnen fiel – Ein philosophischer Reiseführer in die Antike

Wo Thales in den Brunnen fiel

Und wieder ein Reiseband aus dem Primusverlag, den man so nicht kommen sah. Nachdem man Berlin historisch erreisen konnte, sind nun die Philosophen dran. Reisen zu den Orten ihre Wirkens. Reisen zu den Orten, an denen sie ihnen ihre genialen, universellen Ideen kamen. Ein Exkurs in die Geschichte des Denkens, mal ernst, mal zum Schmunzeln.

Der titelgebende Thales, dessen Satz so manchen Schüler zur Verzweiflung brachte, war nicht nur Mathematiker und Physiker, sondern auch Politiker und Astronom. Und zwar in Milet, an der heute türkischen Westküste, nur wenige Kilometer südlich von Ephesos. Eine Anekdote besagt, dass er den Himmel beobachtete und dabei den vor ihm liegenden Brunnen übersah. Und plumps – war es um ihn geschehen. Aber das ist nur eine Anekdote, ob sie wahr ist, weiß niemand. Vielleicht verspottete man ihn auch nur, weil er immer so wissbegierig das Himmelszelt mit den Augen verschlang. Erst im Jahr 585 v.u.Z. legte sich der Spott als er eine totale Sonnenfinsternis auf den Tag genau vorhersagte und damit Frieden der Region bescherte. Denn als sich die Sonne am helllichten Tag verzog, schlossen die verhärteten Fronten Frieden.

Nur eine Geschichte von vielen aus diesem amüsanten und originellen Reiseband. Reisen in die Antike – dafür gibt es unzählige Anlässe und Anbieter. Ein Orakel hier, ein verfallener Tempel da. Ein antikes Schlachtfeld vor Augen, eine Siegessäule im Rücken. Und immer der Lerngedanke im Kopf. So macht Erholung nur bedingt Spaß.

„Wo Thales in den Brunnen fiel“ ist die alternative Lernmethode dem Grundgedanken unserer heutigen Zeit und Forschung nachzugehen. Und das im wortwörtlichen Sinne. Warum nicht mal auf den Spuren von Denkern und Lenkern wandeln? Dorthin reisen, wo sie wirkten, wo sie ihre Spuren hinterließen.

John Gaskin gibt Hilfestellung bei der Planung des nächsten außergewöhnlichen Urlaubs.

Kapverden – Afrikanische Perlen im Atlantik

Kapverden - Afrikanische Perlen im Atlantik

Joachim Frank ist ein Urlauber wie er im Buche steht. Seine Reiseziele sucht er neben sich Erholungsgrad, Erlebnisgehalt und Wetteraussichten auch nach Originalität aus. Und mit den Kapverden, Kapverdischen Inseln, Cabo Verde liegt er ganz weit vorn. Das macht auf den ersten Blick unwahrscheinlich neidisch. Doch Joachim Frank ist so freundlich dem Leser alle seine Eindrücke mitzuteilen.

Die Kapverden liegen rund 500 Kilometer vor der Küste Senegals. Zwölf Inseln, die schwer zu beackern und zu bewohnen sind. Es ist ein gemütliches und beschauliches Leben hier mitten in der Blütenpracht der Inselgruppe. Wer weggehen kann, geht. Wer als Tourist die Inseln erobern kann, kommt.

Die Kapverden sind das ideale Reiseziel für alle, die in der Natur ungestört wandern wollen, die noch Berge erobern wollen wie einst Tom Sawyer den Mississippi. Für alle, die die Wörter Abenteuerlust und Entdeckergeist noch nicht aus ihrem Wortschatz gestrichen haben. Für alle, denen es bei „all-inclusive“ einen gruseligen Schauer über den Rücken jagt.

Joachim Frank und seine Frau nehmen das Abenteuer Kapverden in Angriff. Dieses Mal durfte er allein aussuchen, wohin die Reise geht. Gut gemacht. Wie jeder gute Tourist, bereitet sich Joachim Frank genauestens auf die Reise vor. So folgt dem obligatorischen Vorwort (wie die Reise zustande kam) ein kurzer Abriss in Landeskunde und –geschichte.

Und schon beginnt die Erkundung der grünen Felsen bzw. der grünen Landzunge.

Die Kapverden sind vulkanischen Ursprungs – Wanderungen zu den Gipfeln und Kratern sollte man nur geschulten Wanderern überlassen, ansonsten gibt es auf den Kapverden jede Menge Guides, die Gruppen an den Rand der Weltentstehung führen.

Autor Joachim Frank bereist verschiedene Inseln der Kapverden. Von schroffer Wildschönheit bis hin zur Badeinsel nimmt er jedes Angebot wahr. So – und nur so – entsteht für den Leser ein allumfassender Einblick in eine Inselwelt, die uns bisher verborgen blieb. Wer kennt schon jemanden von den Kapverdischen Inseln?

„Kapverden – Afrikanische Perlen im Atlantik“ ist ein Appetizer für alle, die auf der Suche nach dem nächsten Urlaubsziel sind. Ein bisschen Europa, ein bisschen Afrika, saubere Luft, atemberaubende Natur. Der Autor weiß zu verzaubern. Die Natur ist der eigentliche Held dieses Reisebandes. Die Wanderungen durch sie hindurch der Weg der Erkenntnis. Das Buch – ein wehmütiger Rückblick auf die wohl schönste Zeit des Jahres.

Unterwegs in Sizilien

Unterwegs in SizilienUlrike Rauh ist eingefleischten Italienreisenden als Autorin phantasievoller und harmonischer Spaziergänge durch Venedig, Rom, Florenz, Neapel und Ischia bekannt. Da ist es fast schon eine Schlussfolgerung, dass nun eine weitere abwechslungsreiche Destination am Stiefel Ulrike Rauh ins Visier genommen hat: Sizilien.

Die Autorin hat sich fest vorgenommen, ihre Freunde in Noto zu besuchen. Noto – so ganz nebenbei gesagt – war auf der Tourismusmesse in Berlin übrigens die einzige Stadt Siziliens, die mit einem Stand auf sich aufmerksam machte. Ende des 17. Jahrhunderts wurde wie durch ein Erdbeben komplett zerstört. Innerhalb kürzester Zeit wurde eine bis heute blühende Barockstadt auf dem Lavaboden gestampft.

Doch die Reise geht weiter. Durch das Tal der Tempel, Cefalu bis nach Palermo. Eine Stadt, die ihres gleichen sucht. Mafiahochburg, Heimat der schönsten Gärten Südeuropas, die in Italien verwirrenderweise Villa heißen, die die Autorin feststellt. Auch die Besteigung des Ätnas darf bei der Rundreise nicht fehlen. So, reichlich einhundert Seiten gelesen und erfahren, was alles gesehen haben muss. Die eigene Reise kann also beginnen.

Wer „Unterwegs in Sizilien“ so abschließt, darf nicht nach Sizilien einreisen. Das müsste verboten werden. Denn Ulrike Rauhs Bücher muss man mehrmals lesen – zwischen den Zeilen. Erst dann wird die Tragweite ihrer Worte sichtbar. Erst dann tritt die Schönheit der Landschaft vor den Vorhang des Nichtwissens. Erst dann kann man die Vielfalt Siziliens so richtig aufsaugen.

Ulrike Rauh nimmt sich außerdem die Zeit die Landschaft auf der Leinwand festzuhalten. Einige ihrer Bilder sind im Buch zu sehen und machen apettito auf mehr. Mehr Reiseimpressionen. Mehr Anekdoten. Mehr Sizilien. Ulrike Rauh beschreibt nicht nur nuancenreich, was sie alles gesehen hat. Sie hat sich vor der Reise informiert und lässt nun den Leser daran teilhaben. Wie ein Reiseleiter, nur ohne drohenden Signalschirm, der einem verheißt, dass es nur hier – und nirgendwo anders! – die Extraportion Wissen gibt. Ulrike Rauh und Sizilien – eine wortwörtliche Allianz, die man dank des Wiesenburgverlages immer wieder genießen kann.

Die Medici – Bankiers im Namen Gottes

Die Medici - Bankiers im Namen Gottes

Groß war die Aufregung vor einigen Jahren als herauskam, dass sich Kanzlerin Angela Merkel mit Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann im Kanzleramt zum Dinner traf. Darüber konnten die Medici des Mittelalters nur lachen. Sie trafen sich mit Päpsten! Denn die Päpste brauchten Geld. Und Geld hatten die Medici im Überfluss. Geschickt setzten sie ihr Guthaben ein, um Herrscher – weltliche wie geistliche, wobei damals die Grenzen zwischen Spiritualität und Realität eine gewaltige Schnittmenge aufwiesen – an sich zu binden.

Ein lohnendes Geschäft für beide Seiten. Sofern nicht der eine oder andere Geschäftspartner an Einfluss verlor. Ging die Macht des Einen flöten, so war auch der Machtbereich des Anderen gefährdet. Doch auch hier wussten sich die Medici zu helfen. Ein allgegenwärtiges Netzwerk sicherte den Medici ihr Fortbestehen. Selbst als die internen Feinde aus Florenz, die Albizzi, die Verbannung der Medici anordneten, ging das Haus Medici nicht unter. Das feingesponnene Netzwerk erwies sich für viele (Feinde) als Fallstrick, der alsbald greifen würde.

Doch das Netz hielt nur so lange den Angreifern stand, wie eine Katastrophe der anderen folgte. Ende des 15. Jahrhunderts erhöhte sich die Frequenz der Angriffe. Mehrere Ereignisse traten gleichzeitig ein. Das konnte selbst das starke Bankhaus Medici nicht aushalten. So nach und nach versank der einstige Ruhm in Niedergängen von Königshäusern und Epidemien. Unzulängliche Geschäftspraktiken taten ihr Übriges. Der Banco Medici war das zu frühe Aus beschieden.

Uwe A. Oster beschreibt – untermalt von ca. fünfzig Abbildungen – auf knapp einhundert Seiten Aufstieg und jähen Fall einer Bank-Dynastie, die seit ihrer Blütezeit die Gemüter erhitzt und Geschichtsschreiber zu phantasievollen Umschreibungen treibt. Die Medici sind so eng mit Florenz verbunden wie kaum eine andere Familie mit einer Stadt weltweit. Ihr Ruhm gründet sich auf ihrem Gönnertum. Das wiederum fußt auf einer kompromisslosen Geschäftspolitik. Soll man die Medici nun vergöttern oder verteufeln? Wenn man das Tun der Medici differenziert betrachtet, kommt man der Antwort am ehesten auf die Spur. Die Medici nutzten ihre Macht vorrangig um selbige auszubauen. Im Gegenzug förderten Sie Kunst und Kultur in einem Maße, das beispiellos war. Eine allumfassende Antwort gibt es nicht. Nur einen umfassenden Einblick in die Bankgeschäfte der Medici, den gibt es. Und er trägt den Titel dieses Buches.

Ernst beiseite!

Ernst beiseite

Jeden Tag, jede Stunde, irgendwo auf der Welt: Ein Mann und eine Frau (okay, total p.c. eine Frau und eine Frau oder ein Mann und ein Mann) zermartern sich ihr Hirn wie sie dem in Bälde neuen Erdenbürger denn nun rufen sollen. Schließlich kommt irgendwann der Moment, an dem auch die Nachbarn den kleinen Racker beim Namen rufen hören. Und dann sollte doch gefälligst nicht schallendes Gelächter die Reaktion sein. Ja, die Namenswahl ist in den meisten Fällen durchaus verzwickt.

Jeder kennt mindestens ein Beispiel aus seinem Bekannten- oder Freundeskreis, bei dem die Namenswahl offenbar in geistiger Umnachtung geschah. Schlimm wird es erst, wenn es die Geber nicht merken, was sie dem Empfänger antun. Es gibt immer wieder Forschungen, die (angeblich) belegen, dass Kevins es nicht unbedingt einfacher haben im Leben. Und das nur weil in den 90er Jahren mal einer mit einem Wolf tanzte.

Oder nur weil der Lieblingsdarsteller aus der Lieblings-Soap soooo niedlich ist, wird es der Nachwuchs nicht automatisch. Was passiert, wenn dieser Lieblingsdarsteller etwas tut, was mit keiner gesunden Lebenseinstellung zu vereinbaren ist? Das Kind rennt dann ein Leben mit diesem Stigma rum.

Auch Sprachmelodie, also die Verbindung von Vor- und Zunamen sollte stimmig sein.

William Wahl hat sich Gedanken zum Thema Namenswahl und -vergabe gemacht. Seine Schlussfolgerungen sind schlüssig und teils bissig. Nichts für Zartbesaitete. Fünfhundert Namen hat er auf Ursprung und Bedeutung untersucht. An dieser Stelle verzichtet man am besten auf irreführende Negativbeispiele, um nicht den einen oder anderen zu verprellen. Denn nur weil einer Menno heißt, ist er nicht gleich quengelig oder eine Mischung aus Mensch und Benno (in Anlehnung an Mel Brooks‘ „Spaceballs“, in dem es einen Möter – halb Mensch, halb Köter – gibt). Menno kommt aus dem Ostfriesischen. Apropos ostfriesisch: Dieser Menschenschlag muss in Deutschland oft und gern für do manchen Ulk (nicht Ulf) herhalten. William Wahl hat eine Liste der dämlichsten friesischen Namen erstellt. Lassen Sie es bitte die Ockes und Arfsts Ihrer Umgebung nicht merken, dass sie Bestandteil dieser Liste sind.

„Ernst beiseite!“ ist das Buch, das werdenden Eltern noch zum Glück fehlt. Denn sobald sie einen möglichen Namen für ihren Nachwuchs hier entdecken, wird es knifflig. Die Suche beginnt von vorn und unter ganz anderen Gesichtspunkten. Trotzdem sollte dieses Buch zur Hand genommen werden, um Missverständnisse von vornherein zu minimieren. Liebe werdende Eltern, lasst Euch nicht einschüchtern. Erfolg hängt nicht vom Vornamen ab. Jedoch sind Vorurteile in jeder Gesellschaft vorhanden. Und nicht jeder ungeplante Nachwuchs muss mit höherer Gewalt in Verbindung gebracht werden. Suchen Sie nicht weiter nach Synonymen für „Gottes Geschenk“, und wenn dann nur in fremden Sprachen, die in fernen Ländern und Kontinenten gesprochen werden. Jedes Kind ist kostbar, muss aber nicht gleich Precious (englisch) oder Ivie (edo, Sprache in Nigeria) heißen. Namensvielfalt ist Kulturgut, das man schützen sollte. Und zwar in jeder Hinsicht.

Tango fatal

Tango fatal

Wenn man sich die vergangenen Jahre betrachtet, ragen Menschen aus einem Land besonders hervor: Argentinien. Alles überragende Fußballer wie Diego Armando Maradona und Lionel Messi. Ein Papst. Und seit neuestem Königin Máxima, Prinzessin der Niederlande. Des Weiteren bringt man Argentinien, und zwar nur Argentinien, mit einem weiteren kulturellen Erbe in Verbindung: Dem Tango. Zwar wurde auch Uruguay durch die UNESCO zum Erhalt des Tanzes „verdonnert“, doch ist nur die Region vom südlichen Ufer des Rio de la Plata bis nach Feuerland dafür berühmt.

Viele Sagen und Mythen ranken sich um den leidenschaftlichen Tanz. Ein getanzter trauriger Gedanke sei er. Oder eine Sucht. Oder ein Bordellreptil. Vieles mag stimmen, doch der Gedanke, dass der Tango ein getanztes Leben sei, verleiht dem Ran-tan-tan-tan die bedeutungsvolle Schwere.

Mauri Antero Numminen, der finnische Avantgard-Musiker bringt es in seiner Geschichte auf den Punkt. Ja, ein Finne bildet den Auftakt zu einem zutiefst lateinamerikanischen Buch. Denn der finnische Tango ist eine eigenständige Musikrichtung. Für Faktensammler lohnt sich der Erwerb dieses Büchleins schon allein deshalb.

Auszüge aus Henning Mankells „Die Rückkehr des Tanzlehrers“ und aus Jorge Luis Borges‘ Werk sowie ein „Vollständig unvollständiges Alphabet des Tangos“ von Jörg Krummenacher und zahlreiche kleine Anekdoten aus allen Ecken und Winkeln der Welt komplettieren dieses richtungsweisende Werk in Sachen Auszüge aus großen Werken zu einem Thema. Normalerweise sind Bücher wie diese reine Werbemaschinen, um Werke aus dem eigenen Verlag unters Volk zu bringen. „Tango fatal“ ist nur einem Ziel verpflichtet: Den Tango in die Bücherregale zu tragen.

Ein stringenter Rhythmus, melodisch, ja fast schon tragisch, durch ein Bandoneon in eine tanzbare Form gebracht – das ist Tango. Zumindest fürs Ohr. Doch Tango geht tiefer. Durch das Ohr ins Hirn, und von da direkt ins Herz, das die Impulse unweigerlich in die müden Knochen weiterleitet. Ein leichter Tonus durch zuckt erst die Arme, Hände und Finger. Dann können sich auch die anderen Extremitäten nicht länger zur Wehr setzen. Der ganze Körper taucht ein in das Feuer des Tangos.

Die Autoren verzichten weitesgehend auf die stereotypen sexuellen Verdächtigungen, die mit dem Tanz einhergehen. Vielmehr berichten sie von der Unmöglichkeit Tango in Berlin zu tanzen oder von der guten alten Zeit eines Carlos Gardel, dem größten Tango-Interpreten. Wer Tango liebt, dessen Liebe wird hier Seite für Seite, immer wieder und wieder neue befeuert. Die einzig zulässige Bücherverbrennung der Gegenwart!

Blätter und ihre Bäume

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Der Herbst ist nicht unbedingt die Jahreszeit, die allein durch das Wetter eine besondere Erwähnung wert ist. Fortlaufend kriecht die feuchte Luft durch jede noch so kleine Pore und Ritze. Die Glück verheißenden Sonnenstrahlen verlieren ihre Kraft. Doch der Herbst hat auch seine angenehmen Reize. Die Blätter verfärben sich in den unterschiedlichsten Nuancen der Natur, fallen von den Bäumen, bedecken das Grau des glitschigen Bodens. Ihre Formen sind so mannigfaltig wie ihre Entdecker. Horden von Kindergruppen tollen im Blätterwirbel umher und sammeln die einstige Baumpracht ein.

Doch wer kann all die Blätter unterscheiden? Was unterscheidet ein Kastanienblatt von einem Blatt der Linde? Auch in Zeiten von Smartphones, Wikipedia und anderen elektronischen Mitteln tut es gut etwas Greifbares in den Händen halten zu können.

„Blätter und ihre Bäume“ ist so etwas Handfestes. Ein Quell des Wissens und des guten Geschmacks. Das geballte Fachwissen wird hier anschaulich dargelegt und breitet sich vor dem neugierigen Leser willenlos aus. Ein Füllhorn an Abbildungen und Karten erlauben es sich einen allumfassenden Überblick über die raschelnden, sich leise im Wind wiegenden und dem Auge schmeichelnden Chlorophyll-Produzenten zu verschaffen. Und alle Blätter werden – und das ist der eigentliche Knüller des Buches – in Originalgröße abgebildet. Zu jedem Blatt gibt es ein kleine Verbreitungskarte, einen kurzen Lebenslauf sowie einen Kurztext zur Herkunft, also dem Baum, von dem es herabfiel. Eine Skizze und der lateinische Name des Baumes trennen tabellarische Einordnung und Text und Abbildung.

Nachdem also die Blättersuche und –Sammlung des Tages abgeschlossen ist, nimmt man sich nun diesen Prachtband zur Hand und legt ihn ehrfürchtig auf den Schoß. Gedankenverloren blättert man ein wenig darin herum. Das ist wichtig, denn so ein Buch nimmt man nicht einfach nur, um Blätter zu bestimmen. „So ein Buch“ ist ein Fest für die Sinne. Mit dem aufgekratzten Nachwuchs im Nacken beginnt nun die Suche nach dem richtigen Namen des erbeuteten Blätterschatzes. Ab hier ist der Leser mit all seinem unvollkommenen Wissen gefragt. Wie gestalte ich die Namenssuche lehrreich und fantasievoll?

Herausgeber Zsolt Debreczy hat mit diesem Werk trotz des gigantischen Umfanges einen kurzweiligen Zeitvertreib geschaffen. Den Machern aus dem Hauptverlag gebührt der volle Dank, dass „es so etwas noch gibt“. Die edle Aufmachung und das zusammengetragene Fachwissen tragen dazu bei unsere Natur mit andern Augen zu sehen und das in Kindertagen erlernte Wissen zu vertiefen oder – wie in den meisten Fällen – wieder aufzufrischen. Ein ideales Geschenk, das so manchen Gabentisch gut stehen wird.

Baden-Württemberg in 101 Orten

Baden-Württemberg in 101 Orten

Im Leben eines Reisenden kommt irgendwann die Erkenntnis: Jetzt habe ich die ganze Welt bereist, aber vor der eigenen Haustür bellen mich immer noch die Hunde an. Höchste Zeit die Heimat kennenzulernen! Der Konrad-Theiss-Verlag aus Stuttgart schlägt als erste Etappe das heimatliche Baden-Württemberg vor. Um es gleich vorweg zu nehmen: Es gibt durchaus mehr als 101 Orte im Südwesten der Republik, die es wert sind besucht und erkundet zu werden. Doch irgendwo muss nun mal eine Grenze gezogen werden. Dennoch sind die vorgestellten 101 Orte nicht irgendwie oder willkürlich ausgewählt worden.

Selbst Profireisende, vielleicht sogar Einheimische werden hier noch überrascht werden. Garantiert! Pro Seite wird ein außergewöhnlicher Ort mit dem gewissen Etwas vorgestellt, unter Werbefachleuten nennt man das dann den Unique Selling Point, also den einzigartigen Wiedererkennungswert. Daneben wird ein aussagekräftiges Bild gestellt. Die Autoren Andreas Braun und Gabriele Renz haben es sich nicht einfach gemacht Baden-Württemberg 101 einzigartige Gesichter zu verleihen. Sei es ein originell, von Tomi Ungerer gestaltetes Toilettenhäuschen in Plochingen oder das Heidelberger Schloss oder der Atommeiler in Obrigheim, der bezeichnenderweise in der Kraftwerkstraße steht.

Viele Orte bieten aber mehr als eben nur die im Buch beschriebenen Sehenswürdigkeiten. Der Hölderlinturm in Tübingen ist sicher eine Attraktion, aber bei Weitem nicht die Einzige. So wird „Baden-Württemberg in 101 Orten“ zum Stichwortgeber einer ausgedehnten Reise durch das Land der Schwaben und Badener. Und so sollte man dieses Buch auch annehmen. Ein Wegweiser durch knapp 36.000 Quadratkilometer. Von „Mannem“ bis „Konschtanz“, von Rust bis Ulm.

Dieses Buch ist ein wahres Füllhorn der Reisevorbereitungen: Bildband, Wegweiser, Ratgeber und Lesebuch in einem. Wer mit diesem Buch seine Reisevorbereitung bestreitet, kommt immer ans Ziel. Und Nachbars Lumpi gewöhnt sich auch nach und nach an den willkommenen weit gereisten Gast …

Bäume und Sträucher des Waldes

Bäume und Sträucher des Waldes

Ein hinterhältiger Mörder wurde aufgrund eines Ulmenblattes entlarvt. Denn in seinem Mantel hatte sich ein Blatt des Laubbaumes verfangen. Klingt spannend. Noch spannender wäre es allerdings, wenn man nun wüsste wie so ein schwer belastendes Indiz – in diesem Falle ein Ulmenblatt – aussieht. Hätte man doch nur in der Schule im Biologieunterricht besser aufgepasst! Nun weiß keiner mehr wie so ein Blatt aussieht. Und der Krimi bleibt fad und die Beweise im Grauen.

Nun ist die fiktive Geschichte eines Mörders, der sich wegen eines im Mantel verfangenen Ulmenblattes selbst verrät nicht der Antrieb Gottfried Amanns gewesen dieses Buch zu schreiben. Aber es könnte so gewesen sein.

Gottfried Amanns Taschenbildbuch wurde für aktuelle und zukünftige Forstwirtschaftsstudenten und Bewahrer des Waldes konzipiert. Sie sollten auf unkonventionelle Art und Weise wissenschaftliches Arbeiten praxisnah zusammengefasst in den Händen halten können. Der Kunstmaler Paul Richter hat jedem einzelnen Blatt, jeder einzelnen Nadel, jeder einzelnen Frucht seine uneingeschränkte Hingabe geschenkt. Und das sieht man: Ein Naturbuch, das einen (Ver-)Erbcharakter in sich trägt. Zusammen mit Freunden und der Familie wird jede Pirsch im Wald, im Park auf Wissen und Auen zu einer Safari durch die bunte Vielfalt unserer heimischen Natur. Die Querverweise an den Abbildungen führen zu den Blättern, Blüten und Früchten der Pflanzen. Zahlreiche Tafeln verweisen auf die Keimlinge und Zweige im Winter. Und am Ende des Tages kann man auch die genaue Gattung und Art der Ulme, die den Mörder verraten hat, bestimmen. „Bäume  und Sträucher des Waldes“ – ein Buch, das Generationen begeisterte, noch immer in Form und Funktion ein Vorreiter ist und auch in Zukunft eindrucksvoll Wissen vermitteln wird.

Vögel des Waldes

Vögel des Waldes

Gleich zu Beginn die Frage: Für wen ist dieses Buch gemacht worden? Für jeden, der die abgebildeten Vögel auf dem Titelbild nicht benennen kann. Ein Uhu oder eine Eule, rechts unten. Und einer der Vögel links unten, die mit den roten federn am Bauch, einer davon ist ein Rotkehlchen. Und ein Specht ist zu sehen. Und der Gelbe ist ein Pirol. So weit, so gut. Schon bei der spärlichen Aufzählung fällt auf, dass es gar nicht so einfach ist Vögel zu unterscheiden. Uhu oder Eule – was ist es denn? Und welcher Vogel mit dem roten Bäuchlein ist denn nun das Rotkehlchen? Der mit dem Irokesenhaarschnitt ist ein Wiedehopf – den sieht man nur ganz selten, aber man erkennt ihn sofort. Aber, dass er zu den Rackenvögeln gehört, das wissen nur Eingeweihte.

Gottfried Amann hatte es sich zur Aufgabe gemacht, die Waldbewohner den Stadtbewohnern näher zu bringen. Mit pedantischer Akribie listet er nicht nur auf, sondern erklärt die Eigenheiten der gefiederten Flatterbande. Höhepunkt des Buches ist der Bildabschnitt in der Mitte des erstklassigen Nachschlagebandes. Paul Richter und Rolf Witschel zeichneten die Vögel derart naturgetreu, dass man meint sie flögen einem gleich entgegen. Jedes noch so kleine Federchen wird sichtbar. Auch die Gelege, die Nester und Eier vermitteln ein exaktes Abbild von Mutter Naturs fliegenden Geschöpfen. Ein Buch, das man mit in den Wald nehmen kann,, ja sogar muss. Denn wenn einem ein Vogel über den Weg läuft, den man noch nie gesehen hat, wird die menschliche Neugier geweckt. Und nichts ist schlimmer, als wenn diese Neugier nicht befriedigt werden kann. Ein Nachschlagebuch, das Wissen vermittelt und zugleich unterhaltsam auf Artenschutz im Speziellen und Naturschutz im Allgemeinen hinweist. Der robuste Einband schließt einen Praxistest von vornherein überhaupt nicht aus. Im Gegenteil. Selbst nach mehrjährigem Gebrauch – und sorgsamen Umgang – wird dieses Buch viele Jahre Freude und Wissen vermitteln. Ob man das Buch als Bilderbuch sich aus dem Regal greift oder als Nachschlagewerk zu nutzen weiß, eines steht fest: Es war, ist und bleibt ein besonderes Buch, das sich ideal als Geschenk eignet, das Groß und Klein immer wieder begeistern wird und das in jeden Bücherschrank gehört.