Crissa Stone – USA

Ein paar Zehntausend Dollar im Kofferraum, die Bullen gelinkt, falsche Papiere, die jeder Prüfung standhalten – und trotzdem unzufrieden. Crissa Stone ist ein toughes Mädchen. So wie man sich in einem Krimi, einer Krimireihe, eine knallhartes Frau vorstellt. Der Kick für den Augenblick ist nicht ihr Ding. Alles, was sie tut – und sie tut es verdammt gut, sonst wäre sie dort, wo ihr Lover jetzt ist, und es noch für eine lange Zeit sein wird – tut sie mit Bedacht. Das Appartement an der 108. ist ihre Zuflucht. Ihr Arbeitsplatz ist der Rest der Staaten. Bloß nicht zu nah an der Schlafstätte arbeiten. Crissa Stone ist Diebin. Und ihr Lover sitzt in Texas ein. Ihr Kind – ja, sie hat eine Tochter, Maddie – kennt ihre (richtige) Mama nicht einmal.

Ein richtig großer Coup würde die Bewährungsanhörung in Texas beschleunigen. Und vor allem zu einem für sie annehmbaren Ergebnis führen. Doch selbst Crissa Stone zaubert nicht mal eben eine Viertelmillion Dollar aus dem Hut. Der Job, eine Pokerrunde aufzumischen, die Spieler um ihre Einsätze zu bringen, könnte sie dem großen Ziel einen gewaltigen Schritt näherbringen. Könnte. Denn bei einem der Spieler klafft da, wo eben noch das Leben pulsierte nun ein schwarzes Loch. Lou spielte nicht mit bei dem Füßestillhaltenspiel, das die anderen am Tisch ihm mehr als einmal rieten. Was Crissa und ihre Kumpane nicht wissen konnten: Lou ist der Schwiegersohn von einem Typen, mit dem man sich besser nicht anlegt. Und dieser Typ hat ausgerechnet Eddie, den Heiligen damit beauftragt Lou zu rächen und so viel wie möglich von der Beute wieder zu beschaffen. Eddie ist eine Spezies Mensch, mit der man nichts zu tun haben will, wenn man nicht unbedingt einen knallharten Burschen braucht, der sich die Hände nicht mehr schmutzig machen kann, weil sie eh schon viel zu schmutzig sind als das auch nur ein Staubkorn an ihnen auffallen würde.

Eddie, gerade ein paar Tage wieder in Freiheit, weiß auch ganz genau wer aus Crissa Team für das schwarze Loch verantwortlich ist. Und er weiß wie er an ihn herankommt. Und er weiß wie er Crissa unter Druck setzen kann …

Wallace Stroby gibt Crissa Stone das nötige Rüstzeug an und in die Hand, um nicht einfach nur „überleben zu können“. Vor Crissa Stone muss man keine Angst haben. Nur wenn man ihr an die Wäsche will, sollte man mehr als nur einen Plan B parat haben. Das anhaltend hohe Tempo macht Lust auf die drei Fortsetzungen dieser Krimireihe. Mit einem Bruch davonzukommen, ist für Crissa kein Problem. Auch die „Zeit danach“ zu überstehen, stellt für Sie keine Hürde dar. Die Denkaufgabe auch dann noch am Leben zu bleiben, wenn was schief geht, meistert sie ohne Hektik. Als Leser ist man gefesselt von der überbordenden Spannung. Auch wenn man weiß, dass Crissa Stone das Kind schon schaukeln wird. Das Wie ist das Geheimnis ihres Erfolges als durchsetzungsfähige Diebin, für die man nur Sympathien entwickeln kann.

 

Zündschlüssel rumdrehen und schon prallen hunderte PS auf den Betonpfeiler. Ein bisschen nachjustieren. Und ab mit der wertvollen Fracht auf den Pickup. Abrechnen. Fertig. Nie mehr einen Bankautomaten mit einer Radlader klauen. Die Masche ist durch. Crissa Stone will weiterziehen. Ein paar hunderttausend Dollar hat sie sich in der letzten Zeit so ergaunert. Doch jetzt ist Schluss. Schluss mit dieser Masche!

Zur gleichen Zeit wird Benny, Koch in einem Diner, von den langen Schatten der Vergangenheit eingeholt. Zwei Typen fragen nach ihm. Den Einen, den Älteren, kennt er. Den Jüngeren nicht, wohl aber die Art dieser Menschen. Hut Kirschen essen, mit dem, kannste vergessen! Sie haben (gute oder schlechte – das wird sich noch zeigen) Nachrichten für den alten Benny dabei. Ein alter Bekannter hat das Zeitliche gesegnet. Das heißt nun aber auch, dass fest jeder, der sich in ihren Kreisen auskennt – Mafia, Einbrüche, das volle Programm – nun auf die eine Beute aus ist, die niemals gefunden wurde. Kleiner Abstecher in die Vergangenheit: Kurz vor Weihnachten 1978 erbeuten Gangster bei einen Raub auf dem John F. Kennedy International Airport mehrere Millionen Dollar. Die Täter wurden fast alle gefasst oder starben eines mehr oder weniger natürlichen Todes, so dass schlussendlich niemand abschließend dafür verurteilt werden konnte.

Und um genau dieses Geld geht es. Auch Crissa Stone hat von der Sache Wind bekommen. So ein richtig großer Fischzug würde sich gut in ihrer Vita machen. Doch zwischen Wollen und Tun hat Wallace Stroby noch die Untiefen der New Yorker Unterwelt gesetzt. Denn mit ein bisschen Recherche und der ihr eigenen Chuzpe allein kommt Crissa Stone nicht an das ersehnte Ziel.

Die Fortsetzung einer Krimireihe entscheidet sich oft schon mit dem zweiten Buch. Ist es schlecht, weil es zu schnell nachgeschoben wurde, kann man die Reihe meist vergessen. Crissa Stone zweites Abenteuer – mittlerweile hat sich ihr Leben gravierend verändert, denn im ersten Teil geschah etwas, mit dem sie nie in Berührung kommen wollte – sprüht nur so vor schnellen Wendungen und unweigerlicher Improvisation.

Wallace Stroby gelingt es einmal mehr dem männerdominierten Hard-Boiled-Genre einen weiblichen Part zu schmücken. Crissa Stone muss sich Partner suchen, ihre Schäfchen ins Trockene bringen und dabei niemals den Plan aus den Augen verlieren. Denn noch immer sitzt ihr Wayne im Knast. All ihr Tun dient nur einem Zweck…

 

Als ob man mittendrin ist! Crissa Stone ist nach Detroit geflogen. Der dortige Fischzug verspricht fette Beute. Peinlich genau sondiert sie mit ihren Kumpanen die Lage. Alles ruhig. Die Gegend wirkt am Samstagnachmittag wie ausgestorben. Wenn ein Auto vorbeifährt, stellt es eine potentielle Gefahr dar. Dir Schrottkarre da drüben ist es. Da ist die Kohle. In allen anderen Fahrzeugen sitzen die Bewacher der möglichen Beute. Jeder Spalt in einem der zugenagelten Fenster ist ein potentieller Beobachtungsposten. Eine halbe Million sind wohl drin, wenn Crissa und ihre Gang erfolgreich sein will. Das Geld stammt aus Drogendeals. Und Marquis und Damien, Brüder, ein schlau, der Andere muskelbepackt, werden hinterher sicher nicht nur um das verlorene Geld trauern, sondern versuchen es wieder zu bekommen. Mit allen Mitteln. Schließlich schulden sie den Mexikanern noch eine gehörige Menge Geld.

Der Tag, an dem das Geld den Besitzer wechseln soll – also Crissa unerkannt die neue Besitzerin des ominösen Seesacks werden soll, ist da. Viel Qualm aus Auspuffen und Kanonen hängt in der Luft. Die präzise Vorbereitung kann zwar nicht alles verhindern, dennoch ist Crissa nun eine Halbmillionärin. Naja fast, der Betrag fällt doch nicht so hoch aus – es sind exakt ein Tausender pro Tag im Jahr – und muss ja noch aufgeteilt werden. Jeder bekommt den gleichen Anteil. Doch genau da liegt der Hase im Pfeffer! Nachdem alle Spuren beseitigt sind – Waffen entsorgt, Fluchtwagen verbrannt etc. – soll nun jeder seinen Anteil bekommen. Doch jemand spielt falsch, das spürt Crissa. Und sie liegt richtig und bald schon hinterm Sofa in Deckung vor den heranfliegenden Kugeln. Mit Mühe und Not schafft sie sich, Larry und den Seesack aus der Schusslinie. Larry packt’s nicht, liegt leblos neben ihr. Sie schaut aus dem Fenster und sieht ihre Verfolger erfolglos abziehen.

Währenddessen lernt der Leser Burke kennen. Ein Charmebolzen vor dem Herren. Im Handumdrehen lernt er eine Frau kennen und schon sitzen beide in seinem Wagen und fahren dorthin, wo es etwas lauschiger ist. Da dreht sich das Blatt. Aus dem charmanten Burke wird der gierige, brutale Ex-Bulle, der von jeder Nutte einfordert, was ihm in keiner Weise zusteht. Zweihundert Dollar sind erstmal ein Anfang für den Abend. Dann bekommt Burke einen Anruf. Marquis ist dran. Das bedeutet Arbeit. Und Geld. Denn Marquis vermisst etwas. Einen Seesack. Den will er wiederhaben.

Crissa hat nun einen Seesack im Kofferraum und die Trauer über Larrys Tod im Herzen. Kurz bevor er das Zeitliche segnete, erzählte er ihr von Haley, seiner Tochter. Crissa zerreißt es fast das Herz, in ihr kommen Gefühle hoch, die sie lange verdrängt und vermisst hatte. Denn auch sie hat eine Tochter!

Wallace Stroby gibt im dritten Teil mehr von Crissa preis als jemals zuvor. Wayne sitzt immer noch im fernen Texas ein. So schnell wird sich das auch nicht ändern. Crissa kann aus bestimmten Gründen ihn nicht mehr besuchen. Maddie, ihre Tochter aus einer früheren Beziehung, hat sie auch schon seit Ewigkeiten nicht gesehen. Haley fasst schnell Vertrauen zu Crissa. Doch die Gefahr – Burke, Marquis, der Seesack – ist noch lange nicht gebannt. Und Crissa ist nun noch angreifbarer…

 

Ein Jahr ohne – klingt nicht gerade nach viel Spaß. Crissa Stone geht langsam aber sicher die Kohle aus und sie muss nach monatelanger Pause wieder kreativ werden. Ein Job muss her, um die Geldbörse zu füllen. Die Sonnenstrahlen in Kalifornien sind dabei nur ein willkommener Nebeneffekt. Emile Cota, äußerlich ein gebrechlicher Mann, im Herzen und im Kopf aber ein gewiefter Kriegsgewinnler, der seine Schäfchen nun ins Trockene bringen will. Ihm zur Seite steht Hicks, Ex-Marine mit Irak-Einsatz-Erfahrung.

Cota hat vom Krieg im Irak profitiert. Er ist Kunstsammler und hat mit viel Aufwand Kunstschätze aus dem gebeutelten Land bringen lassen, die er aber nicht verkaufen konnte. Nun sollen sie an die rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben werden. Blöd, wenn auf dem Weg zum Hafen etwas mit der wertvollen Fracht passieren würde… Auftritt Crissa Stone. Ein LKW, zwei Begleitfahrzeuge, wenig motiviertes Wachpersonal – klingt machbar. Umladen, mit Waffen ein bisschen herumfuchteln. Abhauen. Ja, es klingt nach viel Vorbereitung, aber auch sehr vielversprechend.

Crissa sucht ihr Team zusammen, Hicks auch. Alles ist präpariert. Der Truck wird angehalten, die Fahrer tun, was man ihnen sagt … bis auf einen. Jetzt wird’s brisant. Schüsse fallen. Ein Desaster. Zu viele unruhige Finger. Crissa ahnt schon, dass die Geldübergabe – wie immer gab es „nur“ die Hälfte im Voraus, den Rest nach Erledigung des Jobs – nicht ganz so einfach verlaufen wird. Und auch Hicks‘ Anspannung nimmt immer mehr zu.

Emile Cota hat die Behörden am Hals. Klar, denn er musste etwas zurückgeben, was ihm nicht gehörte, was  er nicht rechtmäßig erwerben durfte. Und in dem Moment, in dem er alles wieder geradebiegen kann, geht schief, was schiefgehen kann. Da ist doch was faul! Da ist mehr faul als ihm recht sein kann. Und mehr als Crissa sich vorstellen kann.

Kaum zu glauben, aber „Der Teufel will mehr“ soll der letzte Roman um die pragmatische, mit wachen Augen ihres Arbeit verrichtende Diebin Crissa Stone sein. Sie wurde angeschossen, hintergangen, gab ihr Kind zu Verwandten, muss ihren Mann im Gefängnis besuchen, um ihn sehen zu können und vieles andere mehr – für Crissa Stone alles nur ein Grund wieder aufzustehen. Nicht mehr, nicht weniger. Wallace Stroby liebt seine Crissa – vielleicht nehmen sich beide nur eine Auszeit, eine Beziehungspause. Es wäre allen zu wünschen…