Waatstedt und Faber – Ostfriesland

Wer schon mal am Strand herumgebuddelt hat, kennt dieses Gefühl nach einem Schatz zu graben. Doch meist bleibt es bei einer Schaufel oder einem patschnassen Bikinioberteil. Im günstigsten Fall findet man eine Uhr, im ungünstigsten eine Barbie.

So geht es zumindest Pietje. Er ist Baggerfahrer und schafft gerade Platz beim Bau des neuen Wellness-Tempels. Plötzlich ein Hohlraum … und eine Leiche. Kein schöner Anblick, kein schöner Tag, auch für Pietje.

Rike Waatstedt hat auch keinen guten Start in die Woche. Jahrelang war die Kandidatin Nummer Eins auf die Nachfolge ihres Chefs. Doch jetzt kommt da so ein Schnösel von außerhalb hier hoch nach Emden und schwupps ist sie wieder ganz Frau und darf sich hinten anstellen. Zu allem Überdruss nimmt ihr auch noch ein Touri ihrer Ducati und ihr die Vorfahrt. Noch nicht einmal auf dem Revier und schon schlechte Laune. Doch es kommt noch dicker…

Richard Faber ist auf dem Weg zur Arbeit. Ab  sofort leitet der Kriminalhauptkommissar die Geschicke der Kripo in Emden. Etwas undurchsichtig ist die Tatsache, warum er so plötzlich hier hoch versetzt wurde. Schon auf dem Weg zur Dienststelle geht ihm ein Motorradfahrer mächtig auf die Nerven. Fast fährt er ihn um …

Gewaltiges Spannungspotential für den ersten Krimi von Elke Nansen. Zwei Ermittler, die sich auf den Tod nicht ausstehen können und eine Leiche und eine Mumie. Baggerfahrer Pietje hat ungewollt etwas ausgegraben, das niemals entdeckt werden sollte. Als das Hotel Deichrose gebaut wurde, war Bauunternehmer Enno Dahlke noch Polier unter der Fuchtel seines Vaters Wim. Faber und Waatstedt setzen auf Kommissar Zufall und fühlen dem jetzigen Chef der Baufirma Enno Dahlke auf den Zahn. Viel können sie noch nicht verwenden, denn die Ermittlungskaten von damals, Silvester 1985 sind weder digitalisiert noch auffindbar. Enno und Imke Dahlke feierten damals ihr erstes Silvester als Mann und Frau, als Imke beschloss „das Weite zu suchen“. Alle waren betrunken, und Enno ließ sie gewähren. Er konnte ja nicht ahnen, dass Imke ihm für immer den Rücken kehrte. Zehn Jahre später wurde Imke für toterklärt, ohne dass je ihre Leiche gefunden wurde. Aus dem Polier wurde der Bauunternehmer, aus dem Witwer wieder ein Ehemann. Doch unter der Fuchtel seines Vaters scheint er immer noch zu stehen.

Mittlerweile haben sich Faber und Waatstedt, Richard und Rike aneinander gewöhnt, dank der tätigen Mithilfe von Opa Knut, bei dem Rike wohnt. Denn Richard ist inzwischen mehr als nur der Vorgesetzte, er ist auch ihr neuer Nachbar.

Fabers erste Tage sind nicht gerade von gemütlich einrichten und dann mal abwarten gekennzeichnet. Es geht sofort rund. Eine Leiche, die nur schwer zu identifizieren ist, aber allem Anschein nach nur eine einzige Schlussfolgerung zulässt, eine Kollegin, mit der nach einem mehr als holprigen Start die Leidenschaft fürs Rätselknacken teilt und eine verschworene Gemeinschaft, die seit Jahren miteinander klönt und tiefgreifende Geschäfte pflegt. Autorin Elke Nansen fährt die ganz großen Geschütze auf, wenn es um die Polizeiarbeit geht. Detailwissen über den aktiven Dienst, gewiefter Gedankengänge und eine Schreibe, die den Leser erst am Ende von der Leine lässt. So müssen Regionalkrimis sein!

 

Da lässt sich ein Muster erkennen! Wer nach Ostfriesland fährt, lebt gefährlich. Oft – also schon zweimal – endete es bereits tödlich. Einmal in  Krummhörn, nun an der Halbinsel Leyhörn, gleich um die Ecke.

Rike Waatstedt hat es faustdick hinter den Ohren. Vor ein paar Monaten hatte man ihr Richard Faber vor die Nase gesetzt. Sie war fest davon ausgegangen, dass, wenn der Alte geht, sie die Chefin der örtlichen Polizei in Emden/leer werden wird. Doch Faber war aus Frankfurt – warum auch immer, aber das wird sie schon noch rausbekommen – nach hier oben, an die Küste versetzt worden. Kein guter Start. Und dann ist er auch noch ihr Nachbar, wohnt direkt neben ihr und ihrem Opa. Der wiederum kann Richard Faber sehr gut leiden. Und Richard Faber mag seinen Job. Und so triezt er seine „Untergebenen“ mit allerlei Übungen, um sie fitzuhalten, wenn es mal ernst wird. Oskar Ihmelsen gibt ihr die Möglichkeit zur süßen Rache. Der ist fanatischer Vogelschützer und meldet – nicht zum ersten Mal – einen Massenmord. Ausrücken, Blaulicht, Sirene alles an, was anzuschalten ist. Im Schilf sollen die Leichen liegen. Als Faber merkt, dass es sich um Vogelkadaver handelt, ist er außer sich. Bevor er jedoch mit seiner Standpauke richtig loslegen kann, wird es doch noch ernst. Denn zwischen den toten Vögeln liegt eine weitere Leiche. Dieses Mal allerdings humanen Ursprungs. Allerdings nicht ganz vollständig. Kopf und Hände fehlen. Sieht verdammt nach Mafia aus. Doch dazu später.

Auch durch die verstörte Jule kommen die Ermittler dem namen-, hand- und kopflosen Opfer auf die Spur. Jens Strom studierte Journalistik. Nebenbei arbeitete er ehrenamtlich für Greenpeace. Und er war einer großen Sache auf der Spur. Illegale Müllentsorgung im Allgemeinen und kostensparende Verklappung von Dünnsäure in der Nordsee im Speziellen. Ein Hauptverdächtiger ist auch schnell ausgemacht: Eine Farbenfirma aus der Nähe, die ihren Sondermüll im Baltikum entsorgen lässt. Ein skrupelloser Manager, der auch nicht davor zurückschreckt harte Bandagen aufzuziehen. Über ein gut geschmiertes Netzwerk findet er heraus, dass Waatstedt und Faber im trüben Fahrwasser seiner Containerschiffe fischen. Kurzerhand setzt er willfährige Helfer auf die Beiden an … mit fatalen Folgen, nicht nur für Rike und Richard, die sich mittlerweile duzen – man konnte es ja schon fast erahnen: Aber, wenn jemand das Geheimnis um Fabers Versetzung lüften kann, dann nur die enervierende Rike.

Elke Nansen führt den Leser auf die offensichtlichste alle Fährten. Ein Chemiekonzern-Manager, der kein Gewissen hat. Ein Umweltskandal. Ein Mord, noch ein Mord, sogar Doppelmord – wer anders als der Manager soll es gewesen sein? Zumal sein Sohn auch eine Verbindung zum Opfer hat. Es gibt sicherlich Regale voller Regionalkrimis, die diesem Muster folgen. Doch Elke Nansen legt im Hintergrund noch eine weitere Spur. Nur erfahrene Krimileser erkennen das Muster. Umso größer dann die Überraschung, wenn der Täter vor der finalen Entscheidung steht: Mit Pauken und Trompeten untergehen oder sich fügen?

 

Die vierzehnjährige Gesine Hannler unterbricht prompt die Frotzeleien gegen Richard Faber. Der soll den in drei Tagen aufzustellenden Maibaum bewachen. Denn nur so kann er ein echter Ostfriese werden. Ihm geht das aber ziemlich am Allerwertesten vorbei, denn die Stelle hier oben im Norden ist für ihn nur eine Durchgangsstation. Rike Waatstedt vernimmt diese Aussage mit einem doppelten Grummeln in der Magengegend. Denn zum Einen ist das ihre Chance endlich die ersehnte Leitung der Dienststelle übernehmen zu können. Zum Anderen ist Richard Faber mehr als nur ihr Chef.

Zurück zu Gesine Hannler. Sie hängt im Stall an einem Seil. Selbstmord. Offenbar konnte sie sich in ihrem streng religiösen Haushalt an niemanden wenden als sie erfahren hat, dass sie schwanger ist. Ausgerechnet Gesine! Einser-Schülerin. Oft misstrauisch beäugt. Pferdemädchen. Doch die Fakten sind eindeutig: Der Zeugungsakt – als Ermittler müssen alle Beteiligten neutral bleiben, auch wenn es einigen, allen voran Rike Waatstedt, schwer fällt die Ruhe zu bewahren – verlief wohl nicht einvernehmlich. Jetzt kommt auch noch ein Sexualdelikt an einem Kind hinzu.

Der Fall wird immer grotesker und vor allem umfangreicher. Ein Mitschüler hat ein Video – er denkt es ist ein Fake-Video – auf seinem Telefon, das die Vergewaltigung Gesines zeigt. Später stellt sich heraus, dass er ein Brandstifter ist. Und das alles nur, um in einem Spielranking im Darknet die erste Position in der Tabelle zu erringen bzw. zu verteidigen. Im Hintergrund zieht ein Moderator die Fäden, die für viele Beteiligte zur Schlinge werden.

Elke Nansen reißt den Leser in einen Strudel aus Verrat, Blasphemie und mörderischer Blindwut. Die Täter sind ahnungslos, welch perfides Spiel da im Hintergrund getrieben wird. Denn alles, was hier im beschaulichen Ostfriesland die Idylle trübt, entspringt einem lang gehegten Wunsch eines Enttäuschten.

Waatstedt und Faber bekommen aber auch gehörigen Gegenwind aus den eigenen Reihen. Friedrichs, der allseits unbeliebte und stets zum Gegenangriff bereite Vorgesetzte Fabers, stößt einmal mehr ins Horn des korrekten Ermittlungsablaufs. Es gibt jedoch Fälle, so wie dieser, da darf man auch mal auf seinen Bauch hören. Man muss es sogar! Als die Spur nach Thüringen führt, müssen Waatstedt und Faber feststellen, dass die viel gescholtenen Seilschaften von einst vielleicht nicht mehr so reißfest sind wie es einmal war. Doch die neuen Seilschaften sind nicht viel besser. Sture Beamte, die streng nach Verhaltenskodex arbeiten (müssen), sind die ärgste Bedrohung in diesem Fall.

Natürlich hat auch Knut. Rike Waatstedts Opa wieder seine Finger im Spiel. Er lässt nicht locker: Für ihn gehören Rike und Richard nicht nur an einen gemeinsamen Schreibtisch, sondern zusammen an den eigenen Herd. Doch auch Opa Knut hat ein dunkles Geheimnis…

 

Da, wo die Ems in die Nordsee fließt, liegt Pilsum. Ein kleiner Ort mit etwas mehr als fünfhundert Einwohnern. Und diese Zahl wird auf unnatürliche Weise um Eins verringert. Die Kommissare Rike Waatstedt und Richard Faber sehen in dem Unglück eine Parallele zu einem anderen Fall. Nicht minder tragisch und von brisanter Spannung.

Vor fünf Jahren verschwand Robert Gerber. Brillanter Biochemiker. Dreifacher Vater. Liebevoller Ehemann. Nun wurde sein Auto im Kanal gefunden. Von ihm fehlt weiterhin jede Spur. Seine Frau Bettina nahm die ganze Sache derart mit, dass sie mittlerweile die zweite Chemotherapie über sich ergehen lassen muss. Der Gedanke, dass Robert bald wieder da ist, lässt sie ihr Schicksal ertragen.

Der Fall Robert Gerber wird von Rike Waatstedt und Richard Faber wieder aufgerollt. Beide stehen sich immer noch sehr nah, doch den entscheidenden Schritt wagt keiner als Erstes zu gehen. Richard Faber wird unfreiwillig ein weiteres Argument an die Hand gegeben nichts mit seiner Kollegin anzufangen. Wenn alles gut läuft, wird er in einem Jahr der Nachfolger vom Ersten Kriminalhauptkommissar, der dann in Pension gehen wird. Ein Erfolg im Fall Robert Gerber wäre diesem „Projekt“ sicherlich förderlich.

Robert Gerber in seiner Firma der Gott der Forschungsabteilung. Er forderte viel Engagement, lebte es aber auch bedingungslos vor. Selbst als seine kleine Tochter im Krankenhaus starb, machte er bei der Abreit nur wenige Abstriche. Doch dann plötzlich nahm er zwei Monate Urlaub, was ein erfolgversprechendes Projekt sterben ließ. Er hob zweihunderttausend Euro von der Bank ab, um die Zeit zu überbrücken. Einer der Verlierer dieser ganzen Aktion war Malte Siegurd. Hätte das Projekt durchgeführt werden können, wäre er wegen der Einnahmen aus dem Patent heute ein gemachter Mann. Aus Wut darüber rammte er Gerbers Wagen und fotografierte ihn wie er sich bei Freundin verabschiedete. Die Fotos ließ er Bettina Gerber zukommen. Genug Rache für den geprellten Forscher?

Autorin Elke Nansen führt den Leser an der Nase rum und die Ermittler in alle erdenklichen Richtungen. Ja, es gab eine geheime Beziehung von Robert Gerber. Doch keine Liebesbeziehung. Die Frau, mit er fotografiert wurde, sammelte Informationen über so genannte Todesengel. Krankenpfleger, die aus eigenem Antrieb heraus – oder im negativen Fall für Geld – Leiden endgültig beenden. Denn in dem Krankenhaus, in dem die kleine Sophia Gerber sterben musste, gab es weitere unerklärliche bzw. ungeklärte Todesfälle. Verdächtiger Nummer Eins war ein Pfleger. Der ist nun auch tot. Ebenso eine weitere Angehörige eines Opfers dieses Todesengels. Sie lag vergraben schon seit Jahren in den Ruinen einer Ziegelei in Pilsum. Nur durch die Ortung ihrer Handydaten konnten die Knochenreste gefunden werden.

Der Fall scheint sonnenklar zu sein, besonders als Bettina Gerbers Sohn Mark, der als Teenager das Martyrium seiner Schwester mit ansehen musste und sich nun um seine vom Krebs gezeichnete Mutter kümmert, die Szenerie betritt. Doch Elke Nansen hat noch eine Wendung in der Schreibfeder…

 

Vier Meter über Meeresspiegel, nicht einmal eintausend Einwohner, ein Steinwurf vom Meer entfernt. Das ist Rysum. Und hier ist auch das Revier der Kommissare Rike Waatstedt und ihrem Chef / Freund Richard Faber. Je mehr Fälle die beiden bearbeiten, desto näher kommen sich die Zwei. Und endlich – auch dank der kräftigen Nachhilfe von Rikes Opa Knut – können die beiden auch dazu stehen. Aber die dunklen Gestalten mit den niederen Instinkten gönnen den Ermittlern keine Ruhe…

Zunächst einmal kommt Opa Knut wieder einmal um die Ecke. Der Urenkel eines Freundes macht sich Sorgen um seinen Freund Jannus. Der hat mit seinen fünfzehn Jahren schon derart viel erlebt, dass es für zwei Leben reicht. Jannus hat schon einen Drogenentzug hinter sich. Nun hat er wieder einmal die Biege gemacht. Dieses Mal jedoch ist er nicht mehr erreichbar. Als Rike und Richard, die Opa Knut niemals einen Wunsch abschlagen könnten, die Erziehungsberechtigten, das Wort Eltern trifft hier nicht einmal ansatzweise zu, aufsuchen, bekommen sie ein ungefähres Bild von Jannus‘ Leben. Der Vater, Stiefvater, hat mit dem Sohn, Stiefsohn abgeschlossen. Verbale und sicher auch physische Gewalt sind an der Tagesordnung. Die auch Jannus‘ Mutter wohl schon mehr als einmal zu viel zu spüren bekommen hat.

Am nächsten Tag werden Rike und Richard zu einem Mord gerufen. Eine zweiundachtzigjährige Frau wurde ermordet. In ihrem Haus sieht es aus wie nach einem Blutrausch. Das Rosarot aus Rikes und Richards Leben weicht einem triefenden blutigen Rot. Hier hat sich jemand ausgetobt. Und darüber hinaus auch noch Fingerabdrücke hinterlassen. Ein Teenager. Schon mal auf dem Straßenstrich aufgegriffen. Drogenabhängig. Den Kommissaren schwant Böses. Ja, die Fingerabdrücke stammen von Jannus. Am Tag zuvor hat er seine Mutter besucht und ihr eine Brosche geschenkt. Die stammt von dem Mordopfer. Wenn Kommissar Zufall eingreift, heißt das manchmal auch, dass es keine guten Nachrichten gibt.

So auch bei der erst achtzehnjährigen Rena. Passanten, denen das junge Mädchen in der Stadt begegnet, reagieren unterschiedlich. Angst und Ablehnung – wie kann man so früh am Morgen schon sturzbetrunken sein? Doch Rena ist voll drauf. Stürzt sich auf einen Mann, beißt ihn ins Ohr, stürzt zusammen mit ihm in ein Schaufenster und … ist tot. Eine neue Droge, absolut rein, ist der Auslöser ihrer Psychose. So war es wohl auch bei Jannus als er auf die Rentnerin, die er überfiel und die ihn überraschte, wie besessen einstach. Bei ihren Ermittlungen stoßen Rike und Richard auf einen tschechischen Drogenboss, der in Ermittlerkreisen nicht zu Unrecht der Drogenbluthund genannt wird. Er benutzt Junkies als Räuber und entledigt sich ihrer schleunigst und brutal. Es werden weitere Opfer zu beklagen sein…

Elke Nansen hat tiefgreifend recherchiert. Ihre exakten Schilderungen der Ermittlungen echter Polizisten geben ihren Ostfrieslandkrimis die besondere Note. Auch das Zwischenmenschliche wird bei all dem Elend genügend Raum gegeben. Richard Faber steht bald schon vor einem ganz neuen Fall. Einer, der sich allerdings ganz leicht lösen lässt. Fall Sechs von Rike Waatstedt und Richard Faber wird um eine weitere Komponente erweitert. Man darf gespannt sein!

 

Der Titel ist so doppeldeutig wie der gesamte Fall verzwickt ist. Campen ist zunächst ein Ortsteil von Krumhörn, in dem schon mal ein Elke-Nansen-Mord geschah. Und jeder, der die Krimis von Elke Nansen kennt, weiß auch, dass der Mörder niemals schon auf den ersten Seiten sein wahres Gesicht zeigt. Die Kommissarin Rike Waatstedt und ihr Chef / Verlobter Richard Faber stecken dieses Mal ihre Nase in die Angelegenheiten eines Camping(!)platzes und in bzw. auf den grünen Kunstrasen eines Tennisplatzes.

Das Grün des Courts leuchtet an einer Stelle rot, es hat sich in einen blutroten Tatort verwandelt. Timmo Beimes wurde erschossen! Mitten im Doppel mit seinem Bruder, einem Ladenbesitzer und einem Bauunternehmer. Keine Erschöpfung, sondern ein gezielter – unhörbarer – Schuss!

Es gab mindestens eine Handvoll Menschen, die dem Leben Timmo Beimes‘ gern ein Ende gesetzt hätten. Und die meisten davon hatten mehr als gute Gründe. Sein Bruder ist schwul, was dem gewalttätigen Nazi ein Dorn im Auge gewesen wäre, hätte er es gewusst. Sein Sohn bekam des Öfteren mal ein Backpfeife, und seine Frau die ganze Faust, die Füße und was sonst noch zu spüren. Und der Bauunternehmer Guido Eckhoff, mit dem er Tennis spielte, der die Tennishalle organisierte, wollte Timmos Campingplatz. Ein Wellnesshotel sollte darauf entstehen. Mit allerlei Schickschnack für die ausgebeulten Geldbeutel. Wer genau hinter diesem Bauprojekt steht, ist noch unklar. Klar ist jedoch, dass mit diesen Hintermännern nicht gut Kirschen bzw. – Achtung Krimifans, wer löst das Rätsel? – nicht gut Zitronen essen ist.

Sogar B- und LKA macht eine Stippvisite in der norddeutschen Provinz, um Faber und Waatstedt auf die Finger zu schauen.

Es deutet alles auf den Bauunternehmer Eckhoff hin. Doch der kann es nicht gewesen sein. Denn als der Schuss von oben Timmo Beimes‘ Kopf durchschlug, war Guido Eckhoff auf dem Platz. Sind hier im wahrsten Sinne des Wortes höhere Mächte am Werk? Das Team um Faber und Waatstedt bekommt Unterstützung von zwei weiteren Kriminalkommissarinnen. Laurien Heiligenstadt und Sonja Withuus hielten es auf ihrer alten Dienststelle in Wilhemshaven nicht mehr aus. Anfangs waren sie geachtete Ermittlerinnen, doch nach und nach bekamen sie immer schlechtere Beurteilungen. Dass die sexuelle Präferenz dabei eine Rolle spielte, kann niemand verhöhnen. Und da Fabers Dienststelle unterbesetzt, die beiden sich scheinbar leicht einarbeiten, sind sie herzlich willkommen. Kriminalhauptkommissar Faber hat nun zwei männliche Polizisten und drei Polizistinnen zur Seite. Echte Gleichberechtigung!

 

Herzlichen Glückwunsch! Zum Einen für den verflixten siebten Roman um Waatstedt und Faber, zum Anderen an Opa Knut. Der hat mehr zum Erfolg dieser Krimireihe zugetragen als jeder andere. Nun wird er 76. Und alle Polizisten, die schon einmal mit dem lebensfrohen Rentner auf dessen Terrasse geklönt haben, beteiligen sich am Geschenk für Opa Knut: Drei Wochen im „Tu Huus“ auf Wangerooge, einem Wellness-Hotel erster Kajüte.

Als Rike und Richard ihn dort nach ca. der Hälfte seines Urlaubs dort besuchen, erkennen sie ihn nicht wieder. Die Latzhose ist feinem Zwirn gewichen, der Stoppelbart ist weg und ein Hauch von Weltmännischkeit umweht den rüstigen Rentner. Rena Sommer ist für die 180-Wendung verantwortlich. Ein Backfisch würde Opa Knut sagen, sie ist erst sechzig. Sie ist stilsicher, gebildet und trägt ein Geheimnis mit sich herum. Das weiß Opa Knut. Aber er belästigt sie nicht weiter damit. Betrüblich ist nur die Tatsache, dass Opa Knut seine Rena den beiden Ermittlern – und die sind unvermittelt wieder im Dienst – nicht vorstellen kann. Die erscheint nicht zum Dinner. Und im Hotel, in dem Rena und Knut des Öfteren frühstückten, ist sie abgestiegen. Man kennt sie, auch als Begleiterin von Knut. Doch Hotelgast war sie hier nie!

Es soll noch schlimmer kommen. Eine Leiche wird angespült. Es ist Rena! Ein Schock für Knut – ein Fall für Rike Waatstedt und Richard Faber. Einfach wird es auch dieses Mal nicht. Der Hauptverdächtige ist niemand geringerer als Opa Knut! Da scheint sich ein besonders böser Klabautermann einen besonderen bösen Streich zu erlauben. Opa Knut und Mord?! Der kann ja nicht mal einer Flieg was zuleide tun.

Die Indizien sprechen aber eine ziemlich klare Sprache: Die Goldkette um den Hals der Toten, von Opa Knut. Dass er nicht wusste, dass Rena Sommer in Wahrheit die Baroness Wintershausen ist, klingt auch nicht besonders plausibel. In jüngster Zeit war sie ja öfter in der Regenbogenpresse, weil sie der Hochzeit eines ihre Nachfahren mit einer Schwarzen (Skandal!, der Adel ist und bleibt halt degeneriert!) nicht zustimmte. Fingerabdrücke auf einem Glas sowie eine angebrochene Schachtel jenes Mittels, das die Gräfin ins Jenseits beförderte. Alles findet man bei Opa Knut. Und Kriminalhauptkommissar Richard Faber bleibt nichts anderes übrig als einen Haftbefehl gegen den Schwiegeropa in spe zu beantragen…

Elke Nansen vergreift sich im (verflixten) siebten Roman ihrer Reihe um Waatstedt und Faber am Sympathieträger Nummer Eins der Reihe. Sie darf das. Schließlich sind alle Personen ihre Kinder. Als Kenner der Reihe muss man erstmal schlucken. Endlich hat Opa Knut mal was anderes als Klön, Kuchen, Kaffee und das Wohl seiner Enkelin im Sinn. Da zieht man ihm mit aller Wucht den Boden unter den Füßen weg. Doch was wäre Opa Knut ohne sein Team? Alle, die ihm eben noch gratulierten, stehen Gewehr bei Fuß, um Opa Knuts Unschuld zu beweisen. Knifflig – und wie! Aber die Lösung verblüfft Leser, Ermittler und schlussendlich auch Opa Knut!

 

Eine Strohwitwe, Justin Bieber, eine Göre, die meint auf der Welt herumtrampeln zu können – das sind die Zutaten dieses Krimis. Ach ja und ein paar Leichen im Moor. Elke Nansen zieht wieder einmal alle Register, um dem Leser vergnügliche Stunden mit abgekauten Fingernägeln zu bereiten.

Kaum verheiratet muss Kriminalkommissarin Rike Waatstedt, nein, Waatstedt-Faber, auf ihren Richard, dem sieden Doppelnamen zu verdanken hat, verzichten. Als Disziplinarmaßnahme „darf“ er in Oldenburg Polizeischülern Ethik beibringen. Nun ist sie die Chefin im Haus. Und hat auch gleich einen heftigen Fall an der Backe.

Die fünfzehnjährige Charlotte ist verschwunden. Ihre Klasse ist auf Klassenfahrt an der Küste und die Göre hat es sich zur Aufgabe gemacht alle um sie herum in den Wahnsinn zu treiben. Inklusive ihrer geschiedenen Eltern. Als die vor Ort eintreffen, ist Rike klar, woher das kolportierte aufmüpfige Benehmen der Verschwundenen kommt. Katz und Hund sind gegen die Eltern das reinste Harmonie-Paradies. Nichts desto trotz ist Charlotte immer noch verschwunden. Bevor sie aus der Jugendherberge verschwand, um mit einem Jungen einen Club zu besuchen, war sie öfter am Treffpunkt der Gymnasiasten am Supermarkt gesehen worden. Ein 18jähriger hat bereitwillig Alkohol für sie gekauft. Der könnte vielleicht wissen, wo Charlotte ist, oder wer die durchaus attraktive Teenagerin angesprochen hat. Jeder Hinweis ist Gold wert.

Das Handy der Vermissten wird relativ rasch am Rande des Moors gefunden. Hilfe bekommt Rikes Team von mehreren Dutzend Polizisten, die aus dem fernen Sachsenland ins diesige Ostfriesland kommen. Auch eine Abordnung der Polizeischule Oldenburg ist vor Ort. Unter er Leitung ihres neuen Dozent Richard Faber. Eine kurze Strohwitwenschaft, freut sich Rike. Das gefundene Handy führt die Ermittler auf den von allen als Justin-Bieber-Verschnitt bezeichneten Mechanikerlehrling, der sobald sich die Ermittler vorstellen die Flucht ergreift. Umsonst. Die Polizisten sind schneller und wagemutiger. Währenddessen wurde im Moor nicht nur eine Leiche gefunden, sondern gleich mehrere. Ist Charlotte unter ihnen?

Elke Nansen kann es einfach nicht lassen. Immer wieder streut sie in ihren Ostfriesenkrimi ihr enormes Wissen über die Arbeit der Kriminologen in ihren Roman ein. So werden Dialoge zwischen den Kollegen zu einem Lehrgang in Alarm-Verbreitung oder zu einem Exkurs in die Psychologie. Jeder Krimi lebt von seinen Charakteren. Die Reihe um Waatstedt und Faber, mittlerweile in der achten Runde, glänzt durch die Rasanz der Erzählung und dem detailgenauen Ermittlungen. Dass der Schuldige / die Schuldigen gefunden werden, steht außer Frage. Dystopien eignen sich nicht zur Reihe. Doch der Weg zur Lösung des Falls ist einmal mehr eine aufregende Reise in die Niederungen der menschlichen Existenz.

 

Der perfekte Arbeitstag beginnt für einen Polizisten mit einem Täter, der zu dem Ermittler kommt und tat, Motiv und Werkzeug derart detailliert schildert, dass dem Polizisten nur eine Wahl bleibt. Den Täter festzunehmen. Doch selbst in Romanen passiert das nur sehr selten. Wäre ja auch langweilig. Und es würde so gar nicht zu Elke Nansen passen. Denn die setzt ihrem Ermittlerpaar Richard Faber und Rike Waatstedt nicht einen Floh ins Ermittlerohr, in ihrem Fall ist es regelmäßig ein Wattwurm. Und der schlengelt sich dieses Mal mitten in einer privaten Runde zwischen die Teilnehmer.

Dr. Philipp Schorlau hat die beiden Kommissare zu sich eingeladen. In seine Villa. Sein Vater hatte vor Jahren eine geniale Idee, von der der Rechtsmediziner bis heute leben kann. Arbeiten müsste er schon lange nicht mehr, das wissen Rike und Richard. Doch die Arbeit macht Spaß und naja, was soll man sagen? Schorlau ist nun mal ein Arbeitstier! Und seitdem die kleine Maxi so unverhofft die Privatparty mit ihre Haustürläuten sprengte, ist sie sogar ein Familienmitglied. Unumwunden knallt sie Schorlau die Familienbande um die Ohren. Und einen Brief ihrer Mutter. Das sitzt!

Vor Jahren hatte Schorlau eine Affäre mit Melanie. Er entschied sich jedoch nicht für die Liebe, sondern für die Karriere. Dass Melanie zu der Zeit schwanger war, weiß er erst seit er den ersten Absatz des Briefes gelesen hat, den ihm seine neue Tochter gab. Melanie sitzt mächtig in der Patsche. Die dänische Polizei hat sie aufgegriffen. Allein auf einem Boot trieb sie im Wattenmeer. Überall Blut, das sie unvorsichtigerweise auf der Suche nach ihrem Mann Christian auf dem Boot verteilte. Christian ist verschwunden. Und nun denken die dänischen Behörden, dass Melanie ihren Christian, in letzter Zeit hatten sie öfter mal Streit, den sie bei dem Segeltörn aus der Welt schaffen wollten, ebenso aus der Welt geschafft hat. Ihr einzige Hoffnung ist der Mann, der sie (und ihre damals noch ungeborene Tochter)wegen seines beruflichen Ehrgeizes verlassen hat: Dr. Philipp Schorlau. Nicht die schlechteste Wahl.

Dass Faber und Waatstedt ihrem Freund und Kollegen zur Seite stehen, die Ermittlungen übernehmen, um dem Mädchen die Mutter wiederzugeben, ist selbstverständlich. Und schon bald ist die Familie des verschwundenen Gatten im Visier der Ermittler. Eine Fabrikantenfamilie aus Aurich. Die mochten Melanie gar nicht. Sie sind mehr als in der erweiterten Auswahl bei der Suche nach dem Täter, wenn es ihn denn gibt. Christians Leiche ist immer noch nicht aufgetaucht. Und jetzt kommt der eingangs erwähnte Wattwurm ins Spiel. Faber und Waatstedt haben da eine Idee…

Fall Neun im Krimireigen von Elke Nansen fordert dem Ermittlerteam alles ab, weil einer aus dem Team mehr oder weniger persönlich betroffen ist. Mit feinsinnigem Gespür für ihre Ermittler hilft Elke Nansen Leser und den Kommissaren auf die richtige Spur. Wie immer abwechslungsriech und spannungsgeladen bis zur letzten Zeile.

 

Wer fleißig arbeitet, darf sich auch mal außerhalb der Reihe, auch mal in der Woche, einen Tag freinehmen. Bei Richard und Rike soll nun endlich die Sauna fertig werden. Fliesenlegen – da hilft Opa Knut natürlich gern. So schwer kann das Puzzle an der Wand ja nicht werden! Sind ja nur Fliesen. Doch ein weitaus kniffligeres Puzzle bricht mit dem Klingelton des Diensthandys von Richard in die Stille der Arbeit. Eine Leiche wurde gefunden. Am Deich. Und eigentlich ist es auch keine echte Leiche wie man sie bei Mordermittlungen erwartet. Es ist nur noch das Skelett vorhanden.

Am Tatort angekommen, werden Rike und Richard mit der Tatsache konfrontiert, dass das Skelett auch sehr außergewöhnlich ist. Es ist das Skelett eines Säuglings. Nur wenige Tage, fast noch in Stunden zu rechnen alt. Die Deicharbeiten, bei denen die Überreste gefunden wurden, dauern schon lange an. Das Skelett kann schon sehr lange dort liegen. Tut es auch! Über dreißig Jahre. Wie soll man da noch Anhaltspunkte finden? Das Archiv ist nur bis 1997 digitalisiert. Akten durchforsten, Staubfressen – das sind die ersten Anhaltspunkte für das Ermittlerpaar.

Sie werden schnell fündig. Damals, in den 80ern, eigentlich sogar schon Anfang der 70er Jahre kamen viele polnische Gastarbeiter auf die Höfe am Deich. Die Kinder der Hofbesitzer zog es in die Städte, das Interesse am elterlichen Hof war kaum noch vorhanden. Gern gesehen war eigentlich nur die Arbeitskraft, der Mensch dahinter wurde argwöhnisch beäugt. Dass dabei auch mal „was danebenging“, ist für viele heute wie damals als Kollateralschaden anzusehen. Das Amulett, das bei dem Säuglingsskelett gefunden wurde, welches auch im Fernsehen gezeigt wird, bringt die Ermittler schnell auf die richtige Fährte. Und die Alten, die schon seit Generationen hier die Höfe bewirtschaften. Für Waatstedt und Faber ist dieser Ausflug in die Vergangenheit kein Zuckerschlecken. Denn hinter den Mauern der Höfe, so genannte Gulfhöfe mit den charakteristischen Häusern, tun sich tiefe Abgründe auf. Dass so ganz nebenbei ein weiterer Mord geschieht, ist den Spürnasen anfangs ein Dorn im Auge. Ein Fall, der weit in der Zeit zurückreicht. Da kann man aktuelles Mordgeschehen nicht gebrauchen. Doch der Mord an Harm Bruns und der Tod des kleinen Jungen haben mehr gemeinsam als den Beteiligten recht sein kann…

Elke Nansen lässt das Marschland in der Krummhörn schon zum zehnten Mal erbeben. Wer hier ein Verbrechen verübt, ist selber schuld, wenn er dafür zur Rechenschaft gezogen wird. Und Rike Waatstedt und Richard Faber, Paar im Privaten wie Beruflichen, fassen jeden noch so geschickten Mörder. Immer an ihrer Seite: Opa Knut. Der kennt hier jeden Grashalm, und jeder Grashalm kennt ihn. Was wären die beiden ohne ihren sie stets liebevoll umsorgenden Opa Knut?

 

„Sous le pavés, la plage!“ – unter dem Pflaster der Strand – war ein hoffnungsvoller Ausspruch während der Pariser Studentenrevolten Ende der 60er Jahre. Im Ostfriesland der Gegenwart muss es wohl heißen: „Hinter der Sozialsiedlung an der B436 beginnt die Urlaubsidylle!“. Klingt nicht sonderlich romantisch. Aber die Erbauer der durchaus ansehnlichen Ferienhäuser, konnten sich mit der Idee ganz gut anfreunden. Leider ist es damit wohl nun vorbei. Das Jahr hat gerade begonnen und die Einruchsserie in die leerstehenden Häuser reißt nicht ab. Im Verdacht steht die 436er, eine Gang aus dem sozialen Brennpunkt gleich gegenüber der Siedlung. Wenn die es krachen lassen, dann richtig. Alles, was auch nur annähernd zu Geld gemacht werden kann, sacken die unnachgiebigen Jugendlichen ein.

So auch dieses Mal. Oder auch nicht! Denn bei allem Vandalismus, für den die 436er bekannt sind: Dieses Mal sieht der Tatort verdammt clean aus! Stellt Schorlau fest. Er ist Faber und Waatstedts bestes Pferd im Stall, wenn es um Beweissicherstellung geht. Er findet nichts. Kein kleinstes Spucketröpfchen kann als verwertbar ins Labor geschickt werden. Bei allem Respekt – so ausgefuchst ist die Gang von gegenüber bei Weitem nicht! Deren Sozialarbeiter trifft sich regelmäßig mit Malte und seiner Gang. Malte ist der Gründer der 436er und unumstrittener Herrscher über ein reichliches Dutzend Jugendlicher. Dieser wild zusammengewürfelte Haufen ist Maltes ganzer Stolz. Mit Gangster-Rapper-Attitüde und an Plattheit nicht zu überbietendem Sexismus hat er seine Jungs fest im Griff. Seine Freundin allerdings nicht. Die ist ihm weggelaufen. Die Polizei konnte die 436er bisher nicht mit der Einbruchsserie in Verbindung bringen. Denn bis auf das Logo der Gang gab es keinerlei Hinweise.

Auch legt sich ihr Sozialarbeiter mächtig ins Zeug. Doch nun ist die Sachlage eine andere: Eine Leiche liegt vergewaltigt, verprügelt in einem der Häuser. Eine junge Frau, ein Mädchen noch. Rike Waatstedt, die die Leitung der SOKO übernommen hat (Ferienhausbesitzer besitzen per se eine starke Lobby und deswegen wurde ruckzuck eine Sonderermittlungseinheit gegründet), weil ihr Gatte Richard Faber sich dringend um seinen erst kürzlich bekannt gewordenen Sohn Benny kümmern muss.

Elke Nansen lässt es ruhig angehen im neuen Fall um das Ermittlerpaar (im wahrsten Sinne des Wortes) Waatstedt / Faber. Es ist Neujahr. Doch das Verbrechen schläft nicht. Und auch nicht die nervende Ex von Faber. Ihr Sohn sei von ihm. Sie spielt ein perfides Spiel in Fabers Augen. Mit Rike ist er frisch verheiratet und nun das?! Zum Glück ist Rike so verständnisvoll wie ihr Opa Knut altersklug ist. Ein Ende dieser Nebengeschichte ist nicht in Sicht. Doppelte Spannung in den folgenden Büchern ist also garantiert. Doch, dass dabei etwas gravierend schief gehen wird, kann man ausschließen. Denn die Autorin liebt ihre Charaktere, das merkt mit in jeder Zeile im immerhin schon elften Band der Reihe.

 

Die Kunden von Investmentbanker Ralf Hamer und Bauunternehmer Daniel Lind haben eines gemeinsam: Sollten die beiden sterben, ist ihr Herzschlag bald schon wieder normal. Denn die beiden gewieften Betrüger haben zwar keine Leichen im Keller – vielmehr sind sie nun selbst selbige – aber so manchen gutgläubigen Anleger auf dem Gewissen. Zwei Leichen einem Tag, ein Mord und ein Selbstmord … der Tag beginnt mit einem doppelten Paukenschlag für Rike Waatstedt und Richard Faber. Doch bei der Vorgeschichte der beiden Opfer dürfte der Schuldige doch bald ausgemacht sein … Nein, Autorin Elke Nansen, nicht gerade bekannt für geradlinig verlaufende Kriminalgeschichten, hält noch eine weitere Überraschung für Leser und Ermittler parat. Ein rüstiger älterer Herr ist über das Geländer in seiner Villa gestürzt. Für Rike und Richard ein weiterer Fall, doch die beiden ersten Opfer haben Vorrang. Denn da ist ein gewisser Zusammenhang durchaus erkennbar. Als Leser weiß man aber mehr. Denn auch das letzte Opfer bestach zu Lebzeiten nicht zwingend durch Charme und Empathie, zumindest nicht in den vergangenen fünf Jahren …

Es gibt Krimis, über deren Handling spricht und schreibt man nicht. Es würde den Lesespaß und Lesefluss hemmen, wenn nicht sogar verderben. Nachdem Elke Nansen zwischen Krummhörn und Rheiderland ihr „Tödlich“ hinterlassen hat, machen die schuldvollen Verluste menschlicher Existenz nicht einmal mehr vor der eigenen Haustür Halt. Geschickt legt die Autorin mehrdeutige Spuren, spinnt ein Netz, aus dem es nur einen Ausweg gibt. Der Leser lässt sich leicht einfangen von den Indizien, den Fallstricken und dem Offensichtlichen. Wenn man meint, den Täter zu kennen, bläst Elke Nansen einem eine Wolke aus neuen Erkenntnissen, den dichten Nebel der Vergangenheit und eine ordentliche Portion Verunsicherung in die Augen.

Einmal mehr – immerhin macht sie mit „Tödliches to huus“ das Dutzend voll – wirft Elke Nansen das Lasso aus, und zwingt den Leser zu Boden. Dort fesselt sie ihn solange bis der letzte Satz auf der letzten Seite des Buches gelesen ist. Zwischendurch lockert sie die Fesseln, um ihm mit privaten Gedankengängen der Ermittler – Faber und Waatstedt sind eben mehr als „nur Kollegen“ – einen Cliffhanger nach dem anderen zu bieten. Wer so ein sympathisches Kriminalistenpaar in seinem Bücherschrank stehen hat, dem wird niemals langweilig werden.

 

Ein Mordfall erregt immer die Gemüter. Ist ein Kind im Spiel, kochen die Emotionen hoch. Und seitdem jeder mit einem Smartphone ausgestattet ist, ist jeder zugleich Experte, Wachorgan, Richter und vor allem Vollstrecker in einem.

Rike Waatstedt und Richard Faber ermitteln im Fall des verschwundenen Finn. Sechs Jahre. Er ist nie in der Grundschule angekommen. Rike und Richard sind seit einiger Zeit auch Eltern- Richard hatte erst kürzlich erfahren, dass er doch der Vater des kleinen Benny ist. Als die leibliche Mutter und der Ziehvater starben, übernahmen Rike und Richard die Elternrolle. Im Revier sorgt der Fall für ein besonderes Engagement. Denn auch Tamme wird bald Vater.

Zu Beginn des Falles steht nicht viel fest: Finn ist niemals am Schulbus angekommen. Also irgendwo auf dem kurzen Weg von Zuhause zum Bus, ist das aufgeweckte Kerlchen entführt worden. Oder ist er gar davongerannt? Auf der Suche nach seinem Papa. Der sitzt in Santa Fu, was ihm seine Mutter verschweigt. Für den Kleinen ist Papa noch ein paar Jahre (vier im Regelfall, ein bis zwei bei guter Führung) mit dem Forschungsschiff Aurora in der Arktis. Die läuft bald schon in Hamburg ein. Ein Kleintransporter soll zum ungefähren Tatzeitpunkt gesehen worden sein. Nicht viele Anhaltspunkte. Jedoch zu viele Spekulationen.

Was die Arbeit der Ermittler mehr als nur behindert, ist die Hetze im Netz. Vor allem gegen die Bleekers. Dem Schandfleck des Ortes. Der Vater ein Säufer, den Ältesten sollte man immer im Blick behalten. Doch in Wahrheit in Maarten Bleeker, der Erstgeborene ein überaus intelligenter junger Mann, der sich um Finn sorgte, wenn dessen Mutter in der örtlichen Praxis jobbte. Und was den Alkoholkonsum des Vaters betrifft… laut Maarten nur ein Alibi, um in Ruhe gelassen zu werden.

Bei all dem Stochern im Nebel ist der aufgebrachte Mob darüber hinaus auch noch analog zugange. Jeder weiß, dass Maarten Bleeker festgenommen wurde. Ergo ist er der Täter. Nun ist er wieder draußen. Das muss gesühnt werden. Im Netz wimmelt es nur so vor potenziellen Angreifern. Nur hilft das leider nicht den kleinen Finn zu finden. Der ist immer noch verschwunden. Da braucht man jeden Mann für die Suche. Ein weiterer Mord würde da nur hinderlich sein…

Elke Nansen schwingt den ganz großen Kriminalhammer über Ostfriesland. Ein vermisstes Kind, ein offensichtlicher Täter, noch’n Mord und ein aufgebrachter Mob. Dazu die emotionale Nähe der Ermittler zum Fall. Mit Bedacht und Ruhe, ohne den Lesefluss zu bremsen, fesselt sie den Leser, so dass man am Ende das Buch mit einem erleichterten, hörbaren Ausatmen schließen wird.

 

Was anfangs wie eine kleine Anleitung für die schönste Joggingstrecke in Aurich und Umgebung klingt, wird in Schallgeschwindigkeit zum Mordfall. „Bulle“ – das ist das letzte Wort, das der Erste Hauptkommissar Guido Weisler in seinem Leben hört. Das vorletzte war „korrupter“. Weisler ein korrupter Bulle? Der? Ausgerechnet der? Die personifizierte Routine, der bis ins Mark penible und regelgetreue Guido Weisler? Nee, nee, nee. Der doch nicht! Da die Auricher Kollegen nicht ermitteln dürfen, müssen die Kollegen aus Emden, Richard Faber und Rike Waatstedt, ran.

Nela, die Ex-Frau von Guido Weisler berichtet von ihrem Mann. Der war vor Jahren undercover in der Drogenszene unterwegs. Nach fünfzehn Monaten wurde er stellvertretender Dienststellenleiter in Aurich. Guido und Nela hatten ihr Ziel erreicht: Haus, Karriere, ein geregeltes Leben. Doch genau das – das geregelte Leben – war es, was sie auseinandertrieb. Guido sehnte sich nach der Zeit im Drogenmilieu nach Routine. So sehr, dass er sich und seine Familie darin erstickte. Sie trennten sich. Doch dass Guido korrupt gewesen sein soll, das kann sich auch seine Ex partout nicht vorstellen. Nicht einmal ansatzweise. Faber und Waatstedt kennen keine leichten Mordfälle. Aber dieser hier scheint eine ganz besondere Geschmacksnote zu haben. Das ganze riecht komisch. Hier stimmt was nicht. Doch welche Zutat hat die ganze Suppe verdorben?

Die erste heiße Spur führt Faber und Waatstedt zu den Beintes. Alter ostfriesischer Teeadel. Während die Grand Dame des Hauses sich sehr wohl zu benehmen weiß, geht Harro, zwei Generationen jünger, die Eigenschaft vollkommen ab. Jung und ungestüm bezichtigt er Weisler der Erpressung, Willkür, Amtsmissbrauch und tätlichen Angriffs. Und das gegenüber Weislers Kollegen. Ein kluger Schachzug sieht anders aus. Es kristallisiert sich jedoch bald schon eine durchaus stimmige Geschichte heraus. Vielleicht hab es ja doch zwei Weislers? Oder zumindest einen echten, gesetzestreuen Weisler und einen, der vorgab Weisler zu sein… je weiter Faber und Waatstedt graben, desto undurchsichtiger wird die Brühe, in der sie fischen. Dass zusätzlich auch noch Akten für die beiden nicht einsehbar sind, macht die Sache nicht einfacher. Wer die beiden Ermittler jedoch kennt – es ist immerhin ihr vierzehnter Fall – weiß, dass im Trüben fischen zu ihren Spezialitäten gehört. Wer lang genug in der Suppe rührt, bekommt auch ein Bild zu Gesicht.

Elke Nansen brilliert einmal mehr mit ihrem Wissen über echte Polizeiarbeit. Darüber hinaus schafft sie es einen komplexen Fall so glaubhaft darzustellen, dass auf keiner Seite Langeweile aufkommt. Kompakt und ausführlich in Einem – da ist Spannung garantiert.

 

Normalerweise haben es Rike und Richard – Kriminalistenpaar im Privaten wie Beruflichen – mit Mord zu tun. Leiche – Umfeldrecherche – Wendepunkte – und schwupps ist der Täter den beiden sympathischen Ermittlern hoffnungslos ausgeliefert. Dieses Mal sollen sie „nur“ einen Einbruch aufklären. Was heißt einen?! Zwei! Nein, eine ganze Serie. Immer werden exklusive Antiquitäten gestohlen. Der moderne – durchaus auch hochpreisige – Nippes wird mit Nichtachtung gestraft. Dieses Mal hat es einen Schlagersänger getroffen. Und es gibt eine Zeugin. Etwas betagt, aber durchaus redselig und sehr informativ. Ekke Nekkepenn soll’s gewesen sein. Eine Legende in der Art von Rumpelstilzchen. Legenden haben hier hoch im Norden immer noch einen nicht zu vernachlässigenden Stellenwert. Und Rike und Richard sind für derlei Geschichten durchaus empfänglich seitdem Richards Sohnemann Benny bei ihnen – und natürlich Opa Knut – lebt.

Der Einbrecher/Dieb geht sehr gewissenhaft vor. Er hinterlässt kaum Spuren. Und er wählt sehr sorgsam seine „Mitgift“ aus. Doch dieses Mal hat der Täter einen Fehler gemacht. Eine goldene Münze, aus der Zeit von Kaiser Augustus, ist ihm unter den Schrank, den er wohl gerade ausräumte gerollt. Denn dem Schlagersänger gehört sie nicht. Er sammelt alte, antike nautische Instrumente. Die hat der Räuber mitgenommen. Also muss die Münze wohl dem Räuber gehören. Das ist doch mal ein Ansatz! Und dieses Mal hat der Täter gleich zweimal zugeschlagen. Auch das ist neu. Oder ist einer der Täter ein Trittbrettfahrer? Oder ist alles ganz anders?

So viel sei schon mal verraten: Es ist alles ganz anders. Schließlich hat Elke Nansen ihre Finger samt spitzer Kriminalfeder im Spiel! Und das ist Gold wert! Fall Sechzehn um das Ermittlerpaar Waatstedt & Faber scheint nur auf den ersten Fall aus der Reihe zu fallen. Doch aus der Einbruchserie wird rasch ein Fall, der die an Morde gewöhnten Kommissare wieder in ihr angestammtes Metier zurückführt. Und auch dieses Mal liegen die Dinge anders als sie viele Seiten lang erscheinen. Denn die Vergangenheit holt Täter und Ermittler schneller ein als ihnen allen lieb ist.

 

Wer hat eigentlich festgelegt, dass die Geisterstunde zur Mitternacht beginnen muss?! Zur Geisterstunde benötigt man nur „dicke Suppe“ und eine nicht sofort erklärbare Situation. Ok, die dicke Suppe haben wir schon mal. Der September hüllt Emden und die umliegenden Orte in einen dichten Nebel. Für Autofahrer die Hölle! Für diejenigen, die im Stau stehen, weil es weiter vorn gekracht hat. Und natürlich für die, die diesen Stau verursacht haben. Hier geht nichts mehr, weder vorwärts noch rückwärts.

Auch Faber ist unterwegs. Bei aller Vorsicht kann er nur in allerletzter Sekunde und mit der Kraft der bremsen an seinem Wagen einen weiteren Unfall verhindern. Fast hätte er die alte Kräuterhexe ins Jenseits befördert. Plötzlich, wie aus dem Nichts tauchte sie vor ihm auf der Straße auf. Sie ist schon immer hier gewesen. War eines Tages plötzlich da – so wie eben auf der Straße vor Faber – und ging nicht wieder. Man meidet sie. Oder man sucht sie bewusst auf. Denn sie soll Verbindungen in eine andere Welt knüpfen können. Und mit Kräutern kann sie auch ganz gut hantieren.

„Tödliche Ostfriesengeister“ ist bereits Band 16 der Krimireihe um Rike Waatstedt und Richard Faber, Kollegen, Eltern, Ermittler in harmonischer Personalunion. Wenn irgendwo im Umfeld von Klein Hauen, dem ostfriesischen Dorf bei Emden etwas Kriminelles geschieht, kann der Täter, können die Täter sicher sein, dass sie dingfest gemacht werden. Aber wie verhält es sich, wenn das Nichtgreifbare ins geschehen eingreift?

Denn zu der katastrophalen Verkehrslage gesellt sich auch noch ein handfester Vermisstenfall. Ein Teenager wird von seiner Mutter als vermisst gemeldet. Und den sollen die beiden nun in der dicken Suppe suchen und vor allem finden …

Zum Glück bekommen die beiden „Amtshilfe“ von Kommissar Zufall. Denn die Kräuterhexe kann mehr zu dem Fall des verschwundenen Jungen beitragen als jeder andere. Die Vollbremsung im dichten Nebel hat auch seine gute Seite.

Elke Nansen öffnet ein weiteres Mal ihre Schatztruhe ihrer kriminellen Phantasie. Knallhart recherchierte Vorgehensweisen der realen Polizei mischt sie geschickt mit verschwommenen Phantasien aus einer noch verschwommeneren Welt. DNS-Untersuchungen und nur auf den ersten Blick wilde Gedankenspiele bilden eine Allianz, die nur den einen Schluss zulassen: Auch dieser Fall wird geknackt werden. Anders als sonst und auf alle Fälle mit einem Ende, das man so nicht erwarten kann.