Friedrich von Coes – Münster

Er ist wieder da! Friedrich von Coes, Kommissar in Münster wird wieder auf die Verbrecher der Stadt losgelassen. Seit Anfang des Jahres – das ist nun drei Monate her – hatte man ihn in die Verwaltung gesteckt. Er kämpft immer noch mit der Erinnerung an den Schuss, der einem Anderen das Leben kostete. Auch wenn ihm attestiert wird, dass ihn keine Schuld trifft, so sitzt dieser Stachel sehr tief. Der Witwer, der zusammen mit seiner Teenagertochter lebt, hat wenig Zeit sich wieder an seinen Schreibtisch zu gewöhnen. Dirk Grimm, mit dem er ein Gespann bildet, war und ist ihm auch in der Abwesenheit eine Stütze gewesen. Das Duo bekommt auch gleich Zuwachs: Hannah Wolkenstein soll das Duo als Trio verstärken. Selbstbewusst die junge Dame, denkt sich von Coes. Irgendwie hat er aber doch einen Narren an ihr gefressen. Unversehens nennt er sie – entgegen seiner Natur – öfter beim Vornamen.

Und schon an Tag Zwei muss sich das neu zusammengestellte Trio beweisen. Im Brauhaus der Blankenburgs liegt ein Toter im Kessel. Schnell steht fest, dass er dort nicht zu Tode gekommen ist. Der Juniorchef ist besorgt um den Produktionsablaufes. Der Alte auch. Jan war so was wie ein Sohn für den Alten. Seine Mutter musste ihren Filius allein großziehen. Es ist ein Riesenschock für alle. Dennoch muss der Betrieb weitergehen… Auch bei den Ermittlern der Polizei Münster.

Friedrich von Coes ist schnell wieder im Dienst und im Team integriert. Die übliche Routine in derartigen Fällen lässt ein Rädchen ins andere greifen. Finanzieller Background, Familienverhältnisse, Investitionen des Arbeitgebers, und vor allem das Handy des Opfers steht ganz oben auf der Rechercheliste. Und schon bald trudeln die ersten Obduktionsergebnisse ein. Jan wurde niedergeschlagen, verletzte sich beim Herunterfallen auf der Treppe tödlich und wurde dann in den Bottich gesteckt. Es war also kein Unfall…

Arno Kerr erschafft mit seinem Friedrich von Coes einen umgänglichen Ermittler, der allen Grund zum Grübeln hat. Doch er lässt ihn nicht an sich zweifeln. Klar nagt so ein finaler Schusse am Gewissen. Doch von Coes weiß auch, dass das teil des Spiels ist. Und außerdem erfordert seine Teeangertochter die ganze Aufmerksamkeit des Kommissars. Coes’ Team ist der Glücksfall schlechthin. Keine verschworene Gemeinschaft, die auch die freien Minuten miteinander verbringt. Sie genießen das beste Verhältnis, das man sich vorstellen kann: Sie vertrauen sich blind.

 

Es gibt Dinge, die kann man nicht einfach mal so ausblenden oder gar vergessen. Man kann sie anheben und auf das Gleis nebenan stellen. Dann schaut man ihnen nach, wenn sie einen einholen. Oder schaut sich um, um sich zu versichern, dass sie noch da sind. Hauptkommissar Friedrich von Coes von der Kriminalpolizei Münster geht immer noch in die Kirche. Trotz oder weil er nicht verstehen kann, dass Gott seine Felicitas vor ein paar Jahre mit dem Krebs allein gelassen hat. Blaulicht und ein Hinweis des Pfarrers lassen ihn aus seinen Gedanken ganz schnell in die Realität zurückgleiten. Eine junge Frau hat sich das Leben genommen, vom Kirchturm gesprungen. Und von Coes war fast dabei…

Es war also Selbstmord. Und warum interessiert sich ein Hauptkommissar dafür? Aus persönlichen Gründen? Auch, aber nur ein bisschen. Daniela Miller – so hieß das Opfer – studierte. Ihre Mutter hat sich vor nicht allzu langer Zeit auch das Leben genommen. Und ihr Vater ist unauffindbar. Er hatte einen Bandscheibenvorfall und sollte eigentlich in der Reha sein. Dort ist er allerdings nie angekommen. Von Coes ermittelt weiter. Und Recht gibt ihm die Tatsache, dass Daniela an ihrem Schlüsselbund sämtliche Schlüssel hatte, die in die Schlösser am Kirchturm passen. Und außerdem findet von Coes auf der Plattform auch noch Reste einer Kerze. Ein Selbstmord – ja. Aber da steckt mehr dahinter.

Je mehr von Coes, Hannah Wolkenstein und Dirk Grimm ermitteln, desto düsterer wird die Szenerie. Das liegt nicht allein nur an der Novemberstimmung am Himmel, der nur durch die nassen Pflastersteine ein wenig erhellt wird. Es sind die Verstrickungen der Familie Miller, Daniela und ihr Vater, die die Ermittler lange im Dunkeln tappen lassen.

Verschwörungen und finstere Geheimnisse sind die Zutaten dieses Krimis, der so gar nicht in die Riege der Regionalkrimis passen will. Fernab jeglicher Klischees konstruiert Arno Kerr ein dichtes Geflecht aus Missverständnissen und jugendlicher Naivität, das sich im besten Wortsinne „schnell herunterliest“. Selbst, wenn er dem Leser eine kleine Atempause gönnt, weiß man doch ganz schnell, dass dieses Lese-Verschnaufen eine begrenzte Haltbarkeit hat. Denn schon im nächsten Absatz kündigt sich ein neuer Hinweis an.

Friedrich von Coes ist ein Ermittler, den man als Gegner sicherlich anfangs unterschätzt. Er ist einfach zu normal. Doch im Inneren ist er der gewiefteste Fuchs, den man sich als Angehöriger bei der Lösung des Falles nur wünschen kann. Und dabei ist von Coes kein Selbstdarsteller, der grübelnd vom regenüberströmten Fenster sinnierend in die „böse Welt da draußen“ starrt. Ein Glücksfall für jeden Krimifan!

 

Hauptkommissar Friedrich von Coes’ dritter Fall beginnt mit einem Knall. Einem Feuerball, um genau zu sein. Ein Bauernhof nördlich von Münster brennt lichterloh. Nicht der Erste, wie die Nachbarn resigniert und aufgeregt sagen. Der vierte, in vier Jahren. Doch dieses Mal ist alles anders. Waren bisher alle Beteiligten – außer dem Täter natürlich – ratlos ob des Warum, so ist dieses Mal eine Frau zu Schaden gekommen. Nicht durch die Flammen fand sie den Tod. Es war viel mehr die Kugel, die in ihrem verkohlten Schädel entdeckt wird.

So hoch die Flammen schlugen, so hoch schlagen auch die Emotionen. So hell das Feuer auch war, so dunkel sind die anfänglichen Erkenntnisse der Ermittler. Friedrich von Coes muss einiges aufbieten, um der Widerwärtigkeit dieses Falles mit Rationalität das einzig Wahre entgegenstellen zu können: Die Wahrheit und Gerechtigkeit!

Immer zur Sommersonnenwende brennt also im Umkreis von Münster ein Bauernhof. Bisher immer nur leerstehende Gebäude. Das Feuer breitete sich immer langsam aus. Das Feuer konnte gelöscht werden. Die Versicherungen zahlten – mal mehr, mal weniger schnell. Dieses Mal ist alles anders. Die Leiche ist neu. Der Brandbeschleuniger ist ein extremes Mittel. Und von Coes’ Vater, Anwalt und mit der Geschichte der Gegend bestens vertraut, liefert den ersten Hinweis. Wo es brannte, waren einst Stätten, die während der Naziherrschaft eine große wirtschaftliche Bedeutung hatten. Und von Coes junior weiß, wo die alten Nazis einst herrschten, sind die Nachfahren meist nicht weit. So sehr er sich wünscht, dass genau diese Vermutung falsch ist, so schnell muss er sich damit abfinden, dass seine Kombinationsgabe seinen Wünschen nicht nachgibt.

Krude Ideen zur Sonnenwende sind das Eine. Kriminelle und ein verkrustetes Weltbild sind was Anderes. Und vor allem gefährlicher! Wie die Enigma gibt die Lösung des Falles dem Ermittlerteam mehr als nur ein Rätsel auf…

Wow, was ein Fall! Friedrich von Coes reicht das Unheil noch lange in seinen Nasenlöchern. Seinen Riecher für die Täter vernebelt der Gestank des Hasses aber nicht. Es treten alte bekannte auf wie der Pater aus dem zweiten Fall „Tamars Schwester“ – Achtung, Spoiler: Nicht zum letzten Mal! – und das ewig Gestrige ist stets präsent.

Arno Kerrs Krimireihe entwickelt sich zu einem rasanten Reigen finsterster Fälle, die den Leser hoffentlich noch lange im Würgegriff halten werden. Natürlich nur im besten Wortsinne!

 

Eingebung, Erfahrung, Beobachtungsgabe – ohne diese drei Zutaten wäre kein Kriminalfall zu lösen. Als die Leiche eines jungen Afrikaners gefunden wird, weiß Friedrich von Coes von der Polizei Münster, dass hier noch einiges auf ihn zukommen wird – Erfahrung. Denn der vermeintlich natürliche Tod, stellt sich ziemlich schnell als unnatürlicher Tod heraus – Eingebung, denn Coes kam von Anfang an etwas komisch vor. Die Gerichtsmedizin findet dann sogar noch heraus, dass der junge Mann ein Geheimnis in sich trug – Beobachtungsgabe.

So geheim die Beziehung von Friedrich und Hannah, seiner Kollegin ist / vorerst bleiben muss, so mysteriös ist zunächst die Identität des Mannes. Joseph Ngono studierte in Münster Medizin, fünftes Semester. Er stammt aus Kamerun und war Stipendiat in Deutschland. Ein fleißiger Student, ein wissbegieriger Student, mit einer durchaus respektablen finanziellen Ausstattung versehen. Da passt es ja fasst schon ins Bild, dass in den Zähnen des Toten ein Diamant gefunden wurde. Und eigentlich passt es auch wieder nicht. Denn was haben Diamanten im Gebiss zu suchen?! An den Fingern einer Frau – ja. An einer Halskette – auch. Aber im Mund? Der Verdacht, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht, kommt schnell auf. Und Friedrich von Coes kommt ziemlich schnell einem Geschäftsmodell auf die Spur, die die Spezialisten unter den Kriminalisten aufhorchen lässt.

Père Aristide Ateba, vor ein paar Fällen direkt in einen Mordfall verwickelt und seitdem ein Freund des Kommissars, kann viel zur Lösung des Falles beitragen. Vielleicht zu viel. Denn schon bald fühlt er sich unwohl in seiner Haut. Von Coes hat unversehens eine zweite Ermittlungsfront eröffnet.

Und privat? Friedrich von Coes und Hannah Wolkenstein werden fast schon unvorsichtig – sie werden Händchen haltend ertappt. Annemarie, von Coes’ Tochter klappt mit einem Mal zusammen. Zum Glück muss von Coes nicht auch noch im eigenen Umfeld ermitteln – denn dieser Fall ist eindeutig…

Arno Kerr lässt den Oktober in Münster düsterer erscheinen als es der Himmel zulässt. Während von Oben herab die Sonne scheint, ist unten auf Erden die Welt schon lange nicht mehr in Ordnung. Das ist für Friedrich von Coes nicht Neues. Aber in derart geballter Form hat es der erfahrene Polizist auch noch nicht erlebt…