Blätter und ihre Bäume

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Der Herbst ist nicht unbedingt die Jahreszeit, die allein durch das Wetter eine besondere Erwähnung wert ist. Fortlaufend kriecht die feuchte Luft durch jede noch so kleine Pore und Ritze. Die Glück verheißenden Sonnenstrahlen verlieren ihre Kraft. Doch der Herbst hat auch seine angenehmen Reize. Die Blätter verfärben sich in den unterschiedlichsten Nuancen der Natur, fallen von den Bäumen, bedecken das Grau des glitschigen Bodens. Ihre Formen sind so mannigfaltig wie ihre Entdecker. Horden von Kindergruppen tollen im Blätterwirbel umher und sammeln die einstige Baumpracht ein.

Doch wer kann all die Blätter unterscheiden? Was unterscheidet ein Kastanienblatt von einem Blatt der Linde? Auch in Zeiten von Smartphones, Wikipedia und anderen elektronischen Mitteln tut es gut etwas Greifbares in den Händen halten zu können.

„Blätter und ihre Bäume“ ist so etwas Handfestes. Ein Quell des Wissens und des guten Geschmacks. Das geballte Fachwissen wird hier anschaulich dargelegt und breitet sich vor dem neugierigen Leser willenlos aus. Ein Füllhorn an Abbildungen und Karten erlauben es sich einen allumfassenden Überblick über die raschelnden, sich leise im Wind wiegenden und dem Auge schmeichelnden Chlorophyll-Produzenten zu verschaffen. Und alle Blätter werden – und das ist der eigentliche Knüller des Buches – in Originalgröße abgebildet. Zu jedem Blatt gibt es ein kleine Verbreitungskarte, einen kurzen Lebenslauf sowie einen Kurztext zur Herkunft, also dem Baum, von dem es herabfiel. Eine Skizze und der lateinische Name des Baumes trennen tabellarische Einordnung und Text und Abbildung.

Nachdem also die Blättersuche und –Sammlung des Tages abgeschlossen ist, nimmt man sich nun diesen Prachtband zur Hand und legt ihn ehrfürchtig auf den Schoß. Gedankenverloren blättert man ein wenig darin herum. Das ist wichtig, denn so ein Buch nimmt man nicht einfach nur, um Blätter zu bestimmen. „So ein Buch“ ist ein Fest für die Sinne. Mit dem aufgekratzten Nachwuchs im Nacken beginnt nun die Suche nach dem richtigen Namen des erbeuteten Blätterschatzes. Ab hier ist der Leser mit all seinem unvollkommenen Wissen gefragt. Wie gestalte ich die Namenssuche lehrreich und fantasievoll?

Herausgeber Zsolt Debreczy hat mit diesem Werk trotz des gigantischen Umfanges einen kurzweiligen Zeitvertreib geschaffen. Den Machern aus dem Hauptverlag gebührt der volle Dank, dass „es so etwas noch gibt“. Die edle Aufmachung und das zusammengetragene Fachwissen tragen dazu bei unsere Natur mit andern Augen zu sehen und das in Kindertagen erlernte Wissen zu vertiefen oder – wie in den meisten Fällen – wieder aufzufrischen. Ein ideales Geschenk, das so manchen Gabentisch gut stehen wird.

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