Ernst beiseite!

Ernst beiseite

Jeden Tag, jede Stunde, irgendwo auf der Welt: Ein Mann und eine Frau (okay, total p.c. eine Frau und eine Frau oder ein Mann und ein Mann) zermartern sich ihr Hirn wie sie dem in Bälde neuen Erdenbürger denn nun rufen sollen. Schließlich kommt irgendwann der Moment, an dem auch die Nachbarn den kleinen Racker beim Namen rufen hören. Und dann sollte doch gefälligst nicht schallendes Gelächter die Reaktion sein. Ja, die Namenswahl ist in den meisten Fällen durchaus verzwickt.

Jeder kennt mindestens ein Beispiel aus seinem Bekannten- oder Freundeskreis, bei dem die Namenswahl offenbar in geistiger Umnachtung geschah. Schlimm wird es erst, wenn es die Geber nicht merken, was sie dem Empfänger antun. Es gibt immer wieder Forschungen, die (angeblich) belegen, dass Kevins es nicht unbedingt einfacher haben im Leben. Und das nur weil in den 90er Jahren mal einer mit einem Wolf tanzte.

Oder nur weil der Lieblingsdarsteller aus der Lieblings-Soap soooo niedlich ist, wird es der Nachwuchs nicht automatisch. Was passiert, wenn dieser Lieblingsdarsteller etwas tut, was mit keiner gesunden Lebenseinstellung zu vereinbaren ist? Das Kind rennt dann ein Leben mit diesem Stigma rum.

Auch Sprachmelodie, also die Verbindung von Vor- und Zunamen sollte stimmig sein.

William Wahl hat sich Gedanken zum Thema Namenswahl und -vergabe gemacht. Seine Schlussfolgerungen sind schlüssig und teils bissig. Nichts für Zartbesaitete. Fünfhundert Namen hat er auf Ursprung und Bedeutung untersucht. An dieser Stelle verzichtet man am besten auf irreführende Negativbeispiele, um nicht den einen oder anderen zu verprellen. Denn nur weil einer Menno heißt, ist er nicht gleich quengelig oder eine Mischung aus Mensch und Benno (in Anlehnung an Mel Brooks‘ „Spaceballs“, in dem es einen Möter – halb Mensch, halb Köter – gibt). Menno kommt aus dem Ostfriesischen. Apropos ostfriesisch: Dieser Menschenschlag muss in Deutschland oft und gern für do manchen Ulk (nicht Ulf) herhalten. William Wahl hat eine Liste der dämlichsten friesischen Namen erstellt. Lassen Sie es bitte die Ockes und Arfsts Ihrer Umgebung nicht merken, dass sie Bestandteil dieser Liste sind.

„Ernst beiseite!“ ist das Buch, das werdenden Eltern noch zum Glück fehlt. Denn sobald sie einen möglichen Namen für ihren Nachwuchs hier entdecken, wird es knifflig. Die Suche beginnt von vorn und unter ganz anderen Gesichtspunkten. Trotzdem sollte dieses Buch zur Hand genommen werden, um Missverständnisse von vornherein zu minimieren. Liebe werdende Eltern, lasst Euch nicht einschüchtern. Erfolg hängt nicht vom Vornamen ab. Jedoch sind Vorurteile in jeder Gesellschaft vorhanden. Und nicht jeder ungeplante Nachwuchs muss mit höherer Gewalt in Verbindung gebracht werden. Suchen Sie nicht weiter nach Synonymen für „Gottes Geschenk“, und wenn dann nur in fremden Sprachen, die in fernen Ländern und Kontinenten gesprochen werden. Jedes Kind ist kostbar, muss aber nicht gleich Precious (englisch) oder Ivie (edo, Sprache in Nigeria) heißen. Namensvielfalt ist Kulturgut, das man schützen sollte. Und zwar in jeder Hinsicht.

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