Sonst wäre Wien nicht Wien

Der Titel fällt einem sofort ins Auge: „Sonst wäre Wien nicht Wien“. Wie viele Großstädte hat Wien seinen unvergleichbaren Glanz Mäzenen, Visionären und Machthabern zu verdanken. Deren Vorstellungen sind bis heute sichtbar. Was wäre Wien ohne Kunst- und Naturhistorisches Museum? Oder ohne die Hofburg? Das sind die offensichtlichen Hinterlassenschaften der Habsburger. Doch es sind die scheinbar kleinen Dinge, die Wien letztendlich immer wieder zu einer der lebenswertesten Städte der Welt machen.

Scheinbar klein ist im Falle Wiens immer mit überall sichtbar gleichzusetzen. Es sind beispielsweise die Parkanlagen, die den Besucher – aber auch und vor allem die Wiener selbst – zum Durchatmen, zum Verweilen, zum sich Entfalten, einladen. Gerade Sichtachsen, klare Linien – hier hat Kaiser Joseph II. seine Finger im Spiel gehabt. Dem lag das gesundheitliche Wohl der Bevölkerung am Herzen. Auch wenn die Spitäler der Stadt heute andere Namen tragen, so waren sie einmal ihm gewidmet, weil er sich in Auftrag gab. Architektonische Perlen, die von Außen innehalten lassen. Und von Innen … na ja, den Heilungsprozess beschleunigen werden sie nicht.

Autor Norbert Philipp schlendert nicht durch Wien, er durchforstet die österreichische Metropole mit der Lupe und seziert ihre Wurzeln bis in die kleinste Faser. Dort, wo der Name bis heute Programm ist, ist nicht immer das drin, was draußen drauf steht. Die Aussichtswarte im Türkenschanzpark trägt den Namen Metternich, was nun eindeutig auf den Fürsten hinweist … ha, denkste! Die Dame (!) hinter Gebäude und Namen war zwar eine Metternich, doch sie – die „Gschaftlhuberin“ – selbst wollte lieber im Hintergrund wirken und Lobbyarbeit betreiben, sprich Geld sammeln für geplante Bauvorhaben.

Es ist ein Fest mit diesem Buch durch Wien zu flanieren. Einem selbst bekannte Orte bekommen eine neue Bedeutung, wenn man die Geschichte dahinter versteht. Wasserläufe, ist doch wohl klar, dass die Wien niemals so durch die Stadt geflossen ist – das sieht man ja schon an der Uferbefestigung. Auch hier steht man nun auf der Brücke, sitzt auf einer Bank und schaut dem Flüsschen zu wie es sich zahm durch die Stadt windet. Beim Bummeln durch die Bezirke wird man immer wieder auf Namen und Gebäude treffen, die die Stadt prägten – die Geschichte(n) dahinter wird man mit diesem Buch wie selbstverständlich begreifen. Der lockere Schreibstil ist die einzig wahre Methode diese Geschichte einem wissensdurstigen Publikum nahezubringen. Ob nun der erste Besuch in Wien oder der zwanzigste – mit diesem Buch im Reisegepäck wird jeder Schritt zu einem besonderen Erlebnis.