Mona Lisas dunkles Lächeln

Mona Lisas dunkles Lächeln

Dieser verdammte Krieg dauert noch fünfzig Tage. Wenn Emmerich Pöchmüller, der Direktor der Saline in Altaussee, das wüsste, würde sein Leben sicher anders verlaufen. Doch so bekommt er den Befehl von Gauleiter Eigruber die Saline zu sprengen. Warum nur? Diesen Befehl zu verweigern, wäre sein Ende. Und das seiner Leute. Die mögen ihren Chef, weil er für sie immer ein offenes Ohr hat.

Die Saline ist aber nicht irgendeine Saline. Hier lagert die wohl größte Ansammlung wertvoller Kunstschätze. Die Nazis gaben Unmengen aus, um die gigantischste Kunstsammlung der Welt zusammenstellen zu können. Der Größenwahn machte auch vor der Kunst nicht halt. Und jetzt soll alles mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln vernichtet werden. Werke von da Vinci, Rubens, Rembrandt – alles weg? Alles soll vernichtet werden?

Die Russen haben Wien schon fast eingenommen. Amerikaner, Franzosen und Briten knabbern dem tausendjährigen Reich immer mehr Tage ab und Wochen ab. So manch einer nimmt die Beine in die Hand, andere wollen nur noch verbannte Erde hinterlassen.

Emmerich Pöchmüller versucht Gauleiter Eigruber von seiner wahnwitzigen Idee abbringen die Saline zu sprengen. Schließlich wird hier auch Salz für die Wehrmacht abgebaut. Solche Argumente ziehen immer. Fast immer. Doch der bleibt stur.

Anna Ahlrich hat den beschwerlichen Weg von Dresden ins Salzkammergut auf sich genommen, um die Kunstschätze in der Saline, hunderte Meter unter der Erde zu katalogisieren. Eine Todesliste für Kunstschätze. Dabei fällt ihr eine Kiste auf. „Vorsicht Marmor – nicht stürzen!“ Wie ein Mantra brennen sich die warnenden Worte in ihr fest, denn beim ersten Rundgang fiel auch der Name der wohl berühmtesten gemalten Frau: Mona Lisa! Ist etwa auch dieses Gemälde hier im Berg versteckt?

Die Geschichte ist wahr – die Handelnden frei erfunden. Bergwerke waren und sind beliebte Unterbringungen für Kunstgegenstände. Eine konstante Temperatur und beständige Luftfeuchtigkeit sorgen dafür, das Gemälde nicht durch Klimaschwankungen beschädigt werden. Als die Alliierten die Saline nach dem Krieg übernahmen, fanden sie tausende (!) Kunstgegenstände vor. Zweiundzwanzigtausend sollen es gewesen sein. Ob die Mona Lisa wirklich darunter war, bleibt wohl für immer ein Geheimnis. Fakt ist, dass es mutige Menschen gab, denen die Kunst oft über ihr eigenes Leben ging. Sie waren Helden, allerdings ohne Pathos. Ihnen ist dieses Buch gewidmet.