Gärten der Kraft

Gärten der Kraft

Wien ist eine der Städte, der Hauptstädte der Welt, die man erlaufen muss. Die Geschichte bzw. ihre buchstäblichen Erbauer lassen den Besucher flanieren, staunen, atmen. In Wien sind vierzig Prozent der Grünflächen öffentliche Anlagen. Immerhin achttausend Hektar Grün. Und die wollen erobert werden. Allen voran Schönbrunn und der Prater. Ein bisschen außerhalb Laxenburg und Schloss Hof.

Und schon ist man mittendrin im Grün von Wien (mit ein bisschen Dialekt reimt es sich sogar). Eine Millionenstadt wie Wien braucht eine grüne Lunge, weil sich die Hektik des Alltags nur im Grün der Natur vertreiben lässt. Und deswegen haben die Wiener gleich mehrere davon. Sie zu finden ist nicht schwer. Sie zu erlaufen, zu erleben, in sich aufzusaugen, dafür bedarf es schon eines besonderen Reisebandes. Und so einer ist „Gärten der Kraft“ von Gabriele Lukacs.

Die Wienexpertin beginnt ihre erholsamen Rundgänge natürlich in den kaiserlichen Gärten. Die ausladenden Wege sind jedes Jahr Anziehungspunkt für Millionen Besucher aus aller Welt. Der Schlosspark von Schönbrunn besitzt sogar ein kleines Geheimnis. Obwohl: So klein ist es gar nicht. Es ist das Pentagramm, dass Gloriette, Tiergarten, Wagenburg, Orangerie und Obelisk verbindet. Verbindet man die Eckepunkte ergibt sich ein weiteres Fünfeck. Diese Linien sind nicht zufällig gewählt. Krafttanken in barocker Umgebung – so kommt man dem Geheimnis des Pentagramms auf die Spur.

Auch außerhalb der Donaumetropole können Besucher so manches Kleinod als Tankstation für Körper und Geist entdecken. So zum Beispiel in Baden. Nur ein Katzensprung vor den Toren der Stadt haben Gärten hier seit Eh und Je ihre Tradition. Kaiser haben sich hier verewigt. Wohl auch deswegen gehört der Kurpark zu den Größten Europas. Kaiser haben es eben gern ein bisschen größer. Das kommt dem Besucher von heute zugute. Wer nun immer noch nicht glaubt, dass auch hier ein Platz zum Krafttanken ist, der soll sich vor Augen halten, dass Beethoven hier oft flanierte und seine Neunte hier entstand.

Abgelegen im Wienerwald liegt ein Kartäuserkloster, das seit einigen Jahren aus seinem Dornröschenschlaf langsam wieder erwacht wird. In Mauerbach wurde vor sieben Jahrhunderten der erste Stein für das Kloster gelegt. Türkenbelagerung und das Erdbeben von 1590 fügten ihm erheblichen Schaden zu. So nach und nach verfiel das Kloster und mit ihm sein Garten. Seit drei Jahrzehnten dient es als Ausbildungsstätte für Baudenkmalpflege und wird liebevoll restauriert. Die Zellengärten sucht man vergebens – sie gibt es nicht mehr. Den Kaisergarten hingegen kann man wieder besichtigen.

Wien einmal anders. Kraftvoll. Erholsam. Unaufgeregt. Wer Wien schon kennt, wird in diesem Buch viel Neues erleben, sein Reisefieber wieder entfachen für die abwechslungsreiche Stadt. Gabriele Lukacs ist bei den neuerlichen Erkundungen eine beruhigende Reiseleiterin.