Lesereise Apulien

Lesereise Apulien

Deutschen Sprichworten mangelt es häufig nicht an Doppeldeutigkeiten bzw. doppelten Bedeutungen. Wer als in einen Haufen tritt, hat nicht nur buchstäblich die „… am Hacken“, sondern auch – so will es die Tradition – Glück. Wenn Letzteres stimmt, muss Apulien bzw. müssen die Menschen in Apulien die Glücklichsten der Welt sein. Denn sie leben am Stiefelhacken Italiens. Eine Milchmädchenrechnung, zugegeben. Doch Stephanie Bisping hält diesen Mythos mit ihrer „Lesereise Apulien“ aufrecht und befeuert ihn noch zusätzlich.

Einzigartige Natur, stets sonniges Wetter, freundliche Menschen und eine verwöhnende Küche – als Tourist wähnt man sich hier den Garten Eden. Stephanie Bisping ist angetan von Apulien. Beim Leser dauert es noch ein wenig – erst alle Seiten lesen. Das Ergebnis ist dasselbe. Liebe geht durch den Magen. Auch und besonders die zu Apulien. Gleich mehrere Kapitel widmen sich der den angebauten Produkten. Olivenbäume werden über hundert Jahre alt. Sie sind oftmals der Familienschatz, der das Überleben von Generationen sichert. Und somit sind sie auch das Objekt der Begierde von denen, die sie so sehr begehren. Olivenbaumklau – ein Straftat, die man hierzulande nicht kennt.

Wenn Stephanie Bisping von Kochkursen, unter anderem für Kinder, spricht, schwingt immer eine Spur Sehnsucht mit. Orecchiette, die kleinen Öhrchennudeln oder eine andere Pasta, Pizza – damit kann man immer punkten. Für die Erwachsenen schwärmt die Autorin von Oliven und Mozzarella oder erzählt die Geschichte eines Fischers, der heute nur noch zum Vergnügen aufs offene Meer hinaus fährt, um aus Spaß an der Freude zu fischen. Er hat Viele und Vieles kommen und vor allem gehen sehen. Sein Arbeitsalltag war hart und ehrlich. Kein technischer Schnickschnack half ihm den Fang einzufahren. Beobachtungen, Traditionen und Erfahrungen halfen ihm seinen Unterhalt zu bestreiten. Heute sind die Meere fast leergefischt.

Weltweiten Ruf erlangten die Trulli von Apulien. Diese eigenartigen Zipfelmützen-Häuschen, die ganze Landstriche ihren unverwechselbaren Glanz verleihen. Die schlichte Bauweise hat ihren Grund. Sobald der Steuereintreiber kam, wurde ein Stein entfernt, das Haus fiel in sich zusammen und schon war der Steuereintreiber überzeugt, dass hier nichts zu holen ist. Heute gehören sie zum UNESCFO-Weltkulturerbe.

Lesend die Welt erobern, ist das Anliegen der Lesereise-Reihe. Stephanie Bisping hat bisher einige Bücher dazu beigetragen. Estland, die Normandie und Bretagne, die Emilia-Romagna, die Malediven und nun der glücklichste Süden der Welt, Apulien. Ihre leidenschaftlichen Reportagen sind das Salz in der Reisesuppe eines jeden Lesers. Einziges Haar in der Suppe: Man kann sie nicht einfach durchlesen: Immer wieder muss man absetzen und seinen eigenen Träumen Platz einräumen. Das ist durchaus zu verschmerzen. Oder?!