Gesichter Australiens

Eine lange Reise beginnt mit einem ersten Schritt. Diese Weisheit kennt auch Walter Laufenberg. Er kennt die Welt – vielleicht nicht in- und auswendig, besser jedoch als die meisten von uns. Australien stand lange auf der Wunschliste. Und endlich wurde aus dem Traum Wirklichkeit.

Schritt für Schritt, Zwischenlandung für Zwischenlandung, kommt er dem unbekannten Kontinent näher. Bis er ihm ganz nah ist. Denn der Weg ist das Ziel. Auch diese Weisheit kennt Walter Laufenberg. Wenn man dies beherzigt, liest sich sein Reisebericht wie das schönste Spielzeug, das man als Kind unter dem Weihnachtsbaum hervorkramen durfte.

Den ersten Schritt dieses Weges macht er bereits im Flieger, denn neben ihm thront ein schniefender Fleischkoloss, der sich bald als ergiebiger Gesprächspartner entpuppt. Sam ist Jugoslawe, der in Down under Opale schürft. Er lädt Walter Laufenberg ein, es auch einmal zu versuchen. Kostet nix, und eine Erfahrung ist es allemal wert. Doch zuvor hat der Reisegott eine Vielzahl an Begegnungen gesetzt, die der Autor allesamt in diesem Buch zum Besten gibt.

Das reicht von der Dresdnerin, die schon vor der Wende sich aus dem Staub machte – ganz offiziell mit Drangsalierungen und schlussendlicher Wartezeit – und nun bayrische Brotzeit offeriert bis hin zum Chinesen, der Laufenberg die Einkaufstüte aus der Hand reißt, um scheinbar seine Neugier zu tilgen. Eine fast schmerzhafte Erfahrung. BYO – bring Your own – ist eine weit verbreitete Art der Gastronomie in Australien. Einfach die Getränke selbst mitbringen. Manche Restaurants dürfen zwar Alkohol ein- ihn aber nicht ausschenken. Laufenbergs Welt steht Kopf. Aber nicht für lange.

Denn er weiß, dass hier die Uhren anders ticken. Und so manche Weltkarte verkehrt herum an der Wand hängt. Der Süden ist hier Oben. Saufen, Surfen, Sonnenbaden – dieses Klischee wird am häufigsten von den Aussies zum Besten gegeben. Als Weltbürger ist Walter Laufenberg erstmal schockiert ob dieser Worte, doch er merkt ziemlich schnell, dass das der typisch australische Humor ist. Ebenso wie das beharren auf den eigenen Barhocker, wenn davor auf dem Tresen noch ein Bier steht bzw. das Bierglas, ganz egal, ob voll, halbvoll, halbleer oder gänzlich ausgetrocknet.

Die Anekdoten sind durchweg nachvollziehbar, aber bei Weitem nicht für jeden nacherlebbar. Auf Menschen zugehen muss man schon können. Auch wenn das am anderen Ende der Welt nicht immer so einfach ist, wie so manches Vorurteil einem vormachen will. Als Fluglektüre ist dieses Buch ein wenig zu knapp, aber wer sagt denn, dass man gute Bücher nur einmal lesen kann?