Frenzel

Je länger man sich mit Frenzel beschäftigt, je mehr man über ihn liest, könnte man das Gefühl bekommen, dass er das geborene Opfer ist. Schon als Kind wurde ihm von Polizisten übel mitgespielt. Später wurde es schlimmer, bis hin zu Terrorverdacht. Alles, was Uniform trägt, wird von ihm bis in alle Ewigkeit mit Nichtachtung und Schweigen bestraft.

Arbeit kennt Frenzel, aber nicht dauerhaft. Dauerhaft dagegen schon, zumindest für neun Jahre. Hat einmal, nur einmal, zu kräftig zugeschlagen. Den Anderen gibt’s nicht mehr. Da war Frenzel schon Millionär. Geerbte Lottomillionen. Das einzige, was vom Vater übrig blieb. Frenzel ist es recht so.

Er zieht von Stadt zu Stadt. Kohle hat er ja genug. Er nimmt seine Umgebung verdammt schnell, verdammt genau wahr. Macht sich Notizen. Könnte ja sein, dass man sich mal verteidigen muss. Da ist es ratsam etwas in der Hand zu haben, um potentielle Stänkerer in ihre Schranken weisen zu können. Klappt ganz gut. Dennoch ist Frenzel immer unterwegs. Nun wohnt er auf einem alten Fabrikgelände und hat die lästigen Untermieter im Griff. Frenzel scheint angekommen zu sein. Wird auch Zeit, so kurz vor der Fünfzig.

Auch findet er die örtliche Lokalität zum Durstlöschen genau nach seinem Gusto. Samt Inventar. Walli, die gerade den Verlust eines Angehörigen verkraftet, hilft er aus der Patsche, als sie von einem schmierigen Typen übers Ohr gehauen werden wollte. Charly und Hanno. Allesamt Menschen, mit denen Frenzel was anfangen kann. Dann stirbt Charlys Sohn als er in einen Kleidercontainer klettern wollte. Und bald darauf sind Walli und Hanno verschwunden. Die Beerdigung der beiden schweißt die Tresengemeinschaft enger zusammen.

Hier stimmt was nicht. Frenzel hat da so eine Ahnung. Auch dass die Bullerei ihn wieder drangsaliert passt ihm gar nicht. Als Mann der Tat nimmt Frenzel die Sache selbst in die Hand. Vier Tote in seinem Umfeld, die Uniformierten tun nichts. Zum Glück hat Frenzel sich noch nie an Recht und Ordnung gehalten. Dieses Mal ist es sogar von Vorteil für ihn. Denn er kann ganz anders ermitteln…

Tommie Goerz schafft mit Frenzel einen Typen, den die Krimilandschaft braucht. Ein Rauhbein mit dem Herz am richtigen Fleck. Ein Einzelgänger, der es geschickt versteht die Menschen um sich herum für sich einzunehmen. Mit locker sitzender Geldbörse, kompromisslosem Vorgehen und klarem Blick macht er sich auf die Suche nach einem gewissenlosen Verbrecher. Ehre? Das kennen weder Frenzel noch der Mörder. Und der Begriff Gerechtigkeit ist sehr dehnbar … wenn man Frenzel heißt.