Flughafen Tempelhof

Es war schon ein besonderes Schauspiel, wenn dicht über den Dächern der Weltstadt Berlin gigantische Flugzeuge in die Luftbremse traten, um lautstark auf dem Platz landeten, den der alte Fritz schon für Militärrevuen auserkoren hatte. Schon Jahrhunderte zuvor hatten sich hier die Tempelritter niedergelassen. Ballett im großen Stil gab es hier also schon immer.

1923 war hier der Flughafen, der aber bei Weitem noch nicht das erahnen ließ, was seine heutige Größe noch vermuten lässt. Der Kleiderbügel – ein architektonischer Coup erster Kajüte – trotzt bis heute jeder optischen Veränderung. Flugzeuge landen hier seit anderthalb Jahrzehnten nicht mehr. Flieger und unzählige Neugierige zieht es aber immer noch an den Ort, der dazu verdammt war Geschichte zu schreiben. Wo heute Kite-Surfer, Radler und Festival-Besucher sich vor dieser Kulisse tummeln, war fast einhundert Jahre immer was los.

Erste Experimente mit riesigen Luftschiffen, die einmal Zeppeline genannt werden endeten in Katastrophen – das erste Opfer war ein Leipziger Verleger, dessen Luftschiff erst das Ruder verlor, immer höher stieg, und dessen kurze Lebenszeit auf leuchtender Feuerball knallhart auf den Boden der Realität zurückgebracht wurde.

Wer heute die nostalgischen Aufnahmen sich im Fernsehen anschaut, sieht nur wie Leinwandgrößen freudig strahlend und in die Menge winkend hier ihr Ziel erreichten. Oder die Rosinenbomber, die auf ihrem Überflug ihre süße Ladung abwarfen. Das alles gehört zu Tempelhof wie die zahlreichen fotographischen Erinnerungen von Alexander Stöcker, der über Jahre die Entwicklung des Flughafens in Bildern festhielt.

Die Nazis in ihrem Größenwahn prägten das bis heute weithin sichtbare Bild des Flughafens. Wie auf einem gigantischen Modell wird jedem klar, wie der Ablauf vonstatten ging. Keine versteckten Arbeitsabläufe. Alles unter freiem Himmel. Maschine landet, rollt zum „Kleiderbügel“, Treppe ran, und schon ist man mitten in Berlin. Keine lästige Fahrt mit dem Bus übers Land. Nein, mittendrin und immer dabei.

Dieses Buch liest sich wie ein Krimi – es gibt Tote, es gibt Täter, Schaulustige, und immer gibt es was zu erzählen. Wer bisher nur die Legende kannte, nimmt sich das Buch und das Herz in die Hand und schaut einmal persönlich an dieser (noch!) größten unbebauten Fläche Berlins vorbei. Aber unbedingt vorher dieses Buch lesen! Denn die Anekdoten, die der Autor ausgegraben hat, machen einen Besuch hier erst zu einem echten Erlebnis.