Elf Wege über eine Insel

Elf Wege über eine Insel

Sardinien erkunden – eine der reizvollsten Arten zu reisen. Berge und Meer so eng beieinander, eine fremde Kultur, die fast überall noch hautnah erlebbar ist und eine exzellente Küche. Was will man mehr?

Man will diese Insel, ihre Bewohner verstehen. Doch das ist gar nicht so einfach. In den Topf lassen sie sich schauen, aber ihre Gedanken bleiben Fremden ein Rätsel. Doch ist es nicht genau das, was den Charme der Insel ausmacht? Michela Murgia vergreift sich in keinem Fall an diesem Charme, sie lüftet auch keine Geheimnisse. Sie hebt nur ein wenig den Schleier der Magie, ohne den Zauber der Insel zu riskieren.

Die elf Wege sind keine Wanderwege oder Pfade im eigentlichen Sinn. Sie sind in erster Linie ein Kulturleitfaden für eine der schönsten Inseln des Mittelmeeres, vielleicht sogar der Welt. Für Besucher Sardiniens sind die elf Kapitel ein unermesslicher Schatz an Erfahrungen, Deutungen und Mythen.

Die Kunstszene Sardiniens ist reichhaltig. Seit einiger Zeit rücken traditionelle Formen und moderne Kunst wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Althergebrachtes Handwerk, besonders in der Mode verbindet sich mit zeitgemäßer Interpretation der Gegenwart.

Michela Murgias Ausführungen zu folgen ist ein Lesevergnügen, das schmerzt. Schmerzend insofern, dass man nicht sofort auf die Insel reisen kann, weil man keinen Urlaub hat. Die Leichtigkeit, mit der sie sich durch die Jahrhunderte scheibt, die Detailgenauigkeit, das enorme Wissen machen dieses Buch zu einem unverzichtbaren Begleiter über die Insel. Schlagworte wie Grenzen, Steine, Klänge, Unabhängigkeit lassen den Leser von vornherein erahnen, dass es sich hier nicht nur um eine bloße kurze Wiedergabe der Geschichte einer Insel handelt. Michela Murgia ist Sardin. Sie ist hier geboren. Und verwurzelt. Eng verwurzelt. Ihr kurzes Intermezzo in Mailand hat sie noch enger an ihre Heimat gebunden, in der sie nun wieder lebt.

Wer Sardinien verstehen und ernsthaft erleben will, kommt an diesem Buch nicht vorbei.