Der Bahnwärter

Der Bahnwärter

Nino und Minica beziehen ein Bahnwärterhäuschen – alles scheint so zu verlaufen wie das Paar es sich vorstellt. Die Arbeit ist nicht allzu schwer. Er kümmert sich ums Haus, sie sich um den Garten. Zur Zertreuung geht Nino einmal in der Woche zum Singen in die nahegelegene Stadt. Minica bleibt derweil lieber zuhause.

Der näher rückende Krieg – wir schreiben das Jahr 1942 – durchbricht auch die sizilianische Idylle am Meer. Soldaten beginnen Bunkeranlagen zu bauen. Nächtliches Klopfen beängstigt die junge Frau. Ein kleines Zwischenhoch verflüchtigen die Sorgen. Nino gewinnt ein halbes Jahresgehalt in der Lotterie.

Das Zwischenhoch dauert jedoch nur kurze Zeit. Die Alliierten rüsten sich zum Kampf gegen den Duce. Und so geraten die Schwarzhemden – so wurden die Faschisten in Italien genannt – in Panik. Musizieren wird nur noch unter Auflagen gestattet. Nino und sein Gesangspartner Toto machen aus der Not eine Tugend. Angepasst an die neue Situation singen sie nun die gewünschten Lieder  – allerdings in abgewandelter Form. Ein Fehler, der sie für kurze Zeit ins Gefängnis bringt. Michele wird in dieser Zeit den Job des Bahnwärters übernehmen. Er ist ein strammer, überzeugter Faschist. Und ein gefährlicher Mann.

Das ständige nächtliche Klopfen an der Tür, wenn Nino nicht anwesend war, die Angst etwas Schreckliches geschehen könnte, das alles hat Minica weggesteckt. Doch das Schlimmste kann sie nicht verhindern. Endlich schwanger (Andrea Camilleri beschreibt mit liebevoller Hingabe wie die beiden die Empfängnisschwierigkeiten beseitigen), fällt sie einem perfiden Verbrechen anheim, in dessen Folge ihr gemeinsames Leben komplett umgekrempelt wird. Süß und trotzdem nicht befriedigend fällt die Rache aus. Minica verfällt immer mehr dem Wahnsinn.

„Der Bahnwärter“ ist der zweite Teil der Metamorphosen-Trilogie von Andrea Camilleri. Und wieder verzaubert uns der sizilianische Magier mit seinen Zeilen. Ein Märchen aus Lava und Gischt. Eine Geschichte wie sie nur aus einer Feder stammen kann. Auch wenn die Erzählung sehr handfest ist, so schafft es Andrea Camilleri den Reiz und die Eigenarten der Sizilianer poetisch einzufangen.