Archiv für den Monat: Oktober 2015

Gebrauchsanweisung für Zürich

Gebrauchsanweisung für Zürich

Den Ruf als teuerste Stadt der Welt hat Zürich verloren. Den Ruf als eine der schönsten, lebenswertesten nicht. Wie auch, wenn es solche Bücher über die Stadt gibt?! Milena Moser ist hier geboren und aufgewachsen. Mittlerweile liegt ihr Lebensmittelpunkt woanders, doch immer wieder zieht es sie für mehrere Wochen in ihr Zürich zurück. Es ist dann jedes Mal wie der Besuch bei Tante Turica. Allgemein ist Zürich wie Tante Turica, so der alte Name der Stadt.

Und nun darf sich der Leser zurücklehnen und den Besuchen bei der Tante lauschen. Hinhören, ausgiebig schwelgen, vom Reisefieber gepackt werden ausdrücklich erwünscht. Jeder einzelnen Zeile merkt man die Liebe der Autorin zu ihrer Heimatstadt an. Dabei sieht sie aber nicht nur die Dinge, die „man gesehen haben muss“, immer noch kritisch, mit den Augen einer Außenstehenden mit Insiderwissen verführt sie den Leser Zürich zu entdecken.

Klar, Zürich ist teuer. Doch muss man ja nicht immer gleich einen Schtutz oder mehrere rausblasen, um eine Stadt zu genießen. Schtutz sagen die Einheimischen zu ihrer Währung. Wer Fränkli sagt, gibt sofort seine Herkunft preis. Milena Mosers Reise beginnt am Bahnhof. Wie in vielen Großstädten der Sammelpunkt für alle, die irgendwie irgendwelchen Träumen nachhängen. Ein Sammelbecken der Nonkonformierten. Über die Bahnhofstraße, dem Konsum-Mekka, gelangt sie zum See, dem Herzen der Stadt. Und damit ist die Stadt schon erstklassig beschrieben. Hier liegt das komplette Spektrum der Träume auf engstem Raum.

Als Leser hat man nun zwei Möglichkeiten: Weiterlesen und sich nach der Stadt verzehren oder Koffer packen, Buch einstecken und ab an die Limmat. Selbst die oft lieblos beschriebene Geschichte einer Stadt, gerät bei Milena Moser zu einer launischen Anekdote. Mit allem, was dazu gehört: Abgeschlagene Köpfe, wehrhafte Ritter und der Wankelmut der Züricher. Ja, die Autorin blickt nicht durch die rosarote Brille auf ihre Geburtsstadt. Als Gast fallen einem nur die Ergebnisse auf. Der steinige Weg mit all seinen Schikanen, Haken und Ösen bleibt den Stadtbewohnern vorbehalten. Das ändert dieses Buch. Erst mal dagegen sein, scheint das Credo der Züricher sein. Dass es dann doch mit dem einen oder anderen Projekt klappt, freut schlussendlich auch die anfänglichen Skeptiker.

Zürich gibt sich nicht gern preis. Jeder Besucher muss für sich selbst entscheiden wie er die Stadt sich aufnehmen lässt. Klischees sind dazu da auf sich aufmerksam zu machen. Bücher wie die „Gebrauchsanweisung für Zürich“ sind dazu da die Seele einer Stadt zu absorbieren und einen Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten. Es gibt keinen besseren Stadtführer als Milena Moser. Sie verrät nicht nur zwischen den Zeilen, was Zürich so lebenswert macht und wie man es „gebraucht“.

Die Straße der Pfirsiche

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Es hätte keinen besseren Veröffentlichungszeitpunkt für diese Geschichte geben können: Draußen türmen sich die Wolken zu einem fast undurchdringlichen Dickicht auf, das nur sporadisch und gefiltert das Sonnenlicht durchlässt. Im Sommer 1920, auf einer Strecke von über eintausend Meilen (laut google maps heute in ca. sechzehn Stunden zu bewältigen), mit einer Rostlaube als Gefährt, war die Sonne nicht der einzige erhellende Punkt im Leben von F. Scott Fitzgerald und seiner frisch Angetrauten Zelda.

Das Glamourpaar, seine großen Erfolge liegen noch vor ihm, fasst spontan den Entschluss nach Alabama zu fahren. Hier, wo er einst stationiert war, seine Zelda kennenlernte, werden die leckeren Biscuits gebacken. Es duftet nach Pfirsichen. Ein unstillbarer Hunger überkommt sie. Und der muss gestillt werden. Alle Spottrufen zum Trotz ihr Auto werde eh nicht bis ans Reiseziel durchhalten, macht sich das exaltierte Paar auf die Reise.

Bei alle den Querelen, die ihnen der Wagen macht – Reifenplatzer, ein abfallendes Rad, defekte Bremse – findet Fitzgerald immer noch Zeit der Landschaft seinen literarischen Stempel aufzudrücken. Die Reise ist Road trip und Abenteuer in einem. Links und rechts hat das Ehepaar Fitzgerald noch Zeit und Muse die Landschaft zu bestaunen, andererseits fährt immer die Angst mit es nicht bis Alabama zu schaffen und Zeldas Familie zu überraschen. Und die köstlichen Biscuits mit Pfirsichen zu genießen.

Doch der Expenso, ihr rolling junk chauffiert die beiden bis ans Ziel, wenn auch mit letzter Kraft. Doch dann die Überraschung …

„Die Straße der Pfirsiche“ liest sich hintereinander weg. Zwei, die ihren Ruhm in vollen Zügen genießen, das einfach Leben einfach nicht zu händeln wissen. Selbst ein simpler Radwechsel gerät zum Ereignis. Die Sprachgewalt täuscht über so manchen Mangel hinweg. Der Leser muss schmunzeln, wenn die Weiterfahrt an einer Werbemarkierung auf der Karte scheitert, an den neuralgischen Punkten klebt Werbung statt die Richtung erkennbar zu machen.

In einer Zeit, in der Prominente jeder Kategorie auf roten Teppichen mit ihren Schwächen laut kichernd kokettieren, scheint diese Geschichte so zeitlos und zeitgemäß wie kaum zuvor. Fitzgerald verarbeitet in dieser Geschichte von 1922 seine Eindrücke einer Sommerreise zwei Jahre zuvor. Bis auf das Ende und einige Übertreibungen ist alles so passiert.

Und der Engel spielt dein Lied

Und der Engel spielt dein Lied

Ein paar Drogen von Chile nach Argentinien schaffen, lautet der Auftrag für El Negro. Polaco hat ihm diese leichte Aufgabe übertragen. Das Militär hat in dieser Gegend seine Aktivitäten fast eingestellt, die Polizei wird in eine andere Richtung schauen. Leicht verdientes Geld, denkt sich El Negro. Alles ganz einfach. Die die Wagen, vollgestopft mit der gewinnbringenden Ware, erreichen nicht wie geplant ihr Ziel.

El Negro muss eine Zwangspause einlegen. Die Zeit mit Irma wird ihm die Zeit versüßen. Das Prachtweib wickelt ihn um den kleinen Finger, anfangs wehrt er sich noch.

Raúl Argemí spielt mit seinen Helden eine perfekte Partitur des Ungewissen. Wer mit wem, wofür, gegen wen, warum – der Leser wird durch die Zeitebenen gejagt, dass er bald schon gar nicht mehr weiß, wem seine Sympathien gelten sollen. Argentinien ist zu dieser Zeit ein Land non grata. Die Fußball-WM, bei der der Gastgeber erstmals als Sieger hervorgehen wird, lässt erstmals ein wenig Hoffnung aufkeimen. Doch es lähmt auch das Land. Alle sind im Fußballfieber. Ganoven, Gangster, Kriminelle verbünden sich in diesem Buch mit den Machthabern. Wer auch nur einen Funken Hoffnung sieht, den Repressalien zu entkommen, und vielleicht den einen oder anderen Peso in die eigene Tasche zu wirtschaften, vergisst die Gräueltaten der Junta.

Polaco ist ein Schlitzohr und El Negro ist ihm ausgeliefert. Irma hingegen schwebt im rechtsfreien Raum über den beiden Kampfhähnen. Sie weiß um ihre Reize, die sie gewinnbringend einsetzt.

Polaco und El Negro stehen sich dann doch noch einmal gegenüber. El Negro hat ein paar im Gefängnis verbracht. Er wurde verraten. Polaco versichert ihm, dass er nicht die Ratte gewesen sei. Die haben vieles gemeinsam erlebt. Der Drogenschmuggel, der Münzschwindel mit den goldenen Münzen… Die Zeit der Rachegedanken und des Hasses ist vorbei. Showdown oder Vergebung? Der letzte Akt oder ein neuer Versuch? Beide sind älter geworden. Das Leben hat seine Spuren in und an ihnen hinterlassen.

Der Leser muss sich anstrengen, um hinter das Geheimnis von Polaco und El Negro zu geraten. Ein, wenn nicht der Schlüssel ist die Person, die beide miteinander verbindet. Irma!

50 Dinge, die ein Wiener getan haben muss

50 Dinge die ein Wiener getan haben muss

Sich einmal so fühlen wie ein Wiener, die Stadt genauso gut kennen wie die Bewohner der Stadt an der Donau. Als Tourist hat man meist nur das im Auge, was Prospekte groß ankündigen: Hofburg, Kunsthistorisches und Stephansdom. Doch selbst die Wiener kennen ihre Stadt meist nicht so gut wie man meint.

Bleiben wir beim allgemein sichtbaren Wahrzeichen der Stadt, dem Steffl, oder Stephansdom. Ein imposantes Gebäude, ohne Zweifel. Von da aus die der Stadt „auf den Kopf spucken“, ist nur wenigen vorbehalten. Arbeitern, die das Dach instandhalten, zum Beispiel. Nicht nur. Denn in den Sommermonaten, samstags, ab 19 Uhr, bei schönem Wetter, kann man den Dachboden besichtigen und … in der Dachrinne „spazieren gehen“. Ja, das geht tatsächlich! Die Rinne ist kein handelsübliches Blech von ein paar Zentimetern Breite, einen halben Meter ist sie breit. Damit nichts passiert, ist sie mit Balustrade umzäunt. Zehn Euro kostet das einzigartige Vergnügen, das selbst nur wenige Wiener überhaupt kennen. Dieser Geheimtipp bildet den Auftakt zu neunundvierzig weiteren Dingen, die man in Wien erleben kann. Egal, ob man nun Einheimischer oder Gast ist. Und was für Wiener gut ist, muss für die Besucher der Stadt ja nicht schlecht sein.

Die Autoren Alexandra Gruber und Marliese Mendel geben dem Begriff „Geheimtipp“ einen ganz besonderen Glanz. Die kokettieren nicht mit dem abgedroschenen Klischee des Geheimtipps, sie zeigen sie auf, führen den Leser an sie heran und können sich der ewigen Dankbarkeit der Leser sicher sein.

Wer durch Wien schlendert – hetzen ist keine gute Idee in einer Stadt, die derart viel Kultur zu bieten hat – hat sie bestimmt schon bemerkt: Die Schlange vor der Staatsoper. Meist schon in den frühen Morgenstunden. Und das fast täglich in der Saison von September bis Juni. Klar, die stehen alle nach Karten an. Und jeder bekommt nur eine. Warum? Sie warten auf Stehplatzkarten. Die kosten nur ein paar Euro und garantieren Operngenuss auf höchstem Niveau. Wer eine Karte ergattert hat, stellt sich gleich in der nächsten Schlange an. Denn es geht bald los.

Unterirdisch, ebenerdig und überirdisch sind die Tipps, die in diesem Buch dem Leser offeriert werden. Selbst bei dem eher nicht so preiswerten Julius Meinl, einem der edelsten Kalorientempel Wiens, kann man sich mit einem nicht ganz so prall gefüllten Geldbeutel kulinarisch verwöhnen lassen.

Ein Teil des Autorenhonorars wird an das unbegleitete Mädchen im Haus Ottakring gespendet, einer Einrichtung für Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren, die ohne Eltern auf der Flucht waren.

Susana – Requiem für die Seele einer Frau

Susana

Pater Antonio muss sich in seiner kleinen Gemeinde irgendwo im Argentinien der Schreckensherrschaft des Militärs um seine Schäfchen kümmern. Es ist nicht das Argentinien ausgelassener Fußballfeste, auch nicht das Argentinien melancholischen Tangos. Es ist das Argentinien, indem jeder jedem misstraut, Menschen grund- und spurlos verschwinden. Sein Vorgesetzten und Kollegen raten ihm fortwährend, dass es sich nicht lohnt sich mit den Oberen anzulegen.

Eines Tages – wieder einer, an denen er die Predigt las, mehr nicht – fällt ihm eine junge Frau auf. Er kennt sie nicht, doch sie scheint ihn zu kennen. Nach langem Zögern – sie weiß nicht, ob er der Gesuchte ist, und er weiß nicht, ob er ihr vertrauen kann – übergibt sie ihm eine Schachtel. Dann ist sie fort. Verschwunden in der Staubwolke eines Fahrzeugs. Zögerlich öffnet er die Schachtel. In ihr liegen zusammengeknüllte Zettel, ohne jede Ordnung. Nach und nach setzt er die Puzzleteile zusammen. Die Wortfetzen lösen in ihm blankes Entsetzen aus. Er beginnt die Zettel zu ordnen. Es ist das Tagebuch von Susana. Sie wurde eines Morgens ohne Ankündigung aus dem elterlichen Haus gezerrt, verschleppt, vergewaltigt, bestialisch gefoltert und … da die Notizen eines Tages abrupt abbrechen, aller Wahrscheinlichkeit ermordet.

Der Pater sieht seine Arbeit unweigerlich nicht mehr nur als pure Seelsorge an. Die Aufzeichnungen, die er abschreibt und so für die Nachwelt erhalten will, politisieren ihn zusehends. Er muss erkennen, dass er die Autorin kennt und fragt sich, ob er ihr Schicksal positiv hätte beeinflussen können. Immer öfter plagen ihn die Gedanken an das, was er möglicherweise verhindern konnte. Schweißgebadet wacht er nachts auf.

Omar Rivabella schreibt über das düsterste Zeitalter argentinischer Geschichte. Unter General Videla und der Militärjunta wurden innerhalb von wenigen Jahren zehntausende Menschen verschleppt und auf Nimmerwiedersehen verscharrt. Bis heute demonstrieren die Madres de Plaza de Mayo, damit die Namen ihrer Kinder nicht vergessen werden. Die Zerrissenheit des Paters ist exemplarisch für Millionen von Argentiniern, die während der Diktatur Vermutungen hatten, aber keine Möglichkeit sahen ihr Wissen kund zu tun. Die Schergen der Junta konnten plötzlich in der Tür stehen und Tragödien unermesslichen Ausmaßes anrichten. Doch es gab auch Lichtblicke wie sie Susana erlebte. Einer der Wächter war mitverantwortlich, dass ihre Aufzeichnungen nach draußen gelangten.

„Susana – Requiem für die Seele einer Frau“ ist von solch beklemmender Nüchternheit, schonungslos und erbarmungswürdig, dass es einem schon ab den ersten Seiten die Kehle zuschnürt.

CityTrip Danzig

Danzig

Wer Richtung Osten reist, wird jedes Jahr aufs Neue überrascht wie schnell sich Städte und Umland verändern. Danzig war nach der Wende eine der ersten Städte, die man wegen ihrer geografischen Nähe unter die Lupe genommen hat. Hier wurde schon immer Geschichte geschrieben, die über die Grenzen hinaus ihre Wirkung zeigte. Danziger Werft, Westerplatte und der Dom gehören zum festen Programm einer jeden Stadterkundung. Doch darüber hinaus hat die Stadt an der Ostsee noch eine ganze Menge mehr zu bieten. Mehr und Meer!

Der Reiseband beginnt gleich mit den wichtigsten Informationen für alle, die nur mal eben schnell die Stadt besuchen. Drei Tage sind nicht viel für Danzig. Deshalb ist es umso wichtiger nichts auszulassen. Ein farbig unterlegter Kasten zeigt an, was es nur hier und nirgendwo anders gibt. Bernstein ist eines der unerlässlichen Mitbringsel, die ins Reisegepäck gehören. Wer zuvor das Bernsteinobjektiv und den Bernsteinaltar bewundert hat, ist sofort in den Bann gezogen. Wer sich ihm doch entziehen kann, hat dieses Buch auch einige Tipps parat, um echtes Danziger Flair für die Daheimgebliebenen sich einpacken zu lassen. Am bekanntesten dürfte wohl das Danziger Goldwasser sein.

Die Autoren Anna Blixa und Martin Brand machen es dem Neugierigen nicht einfach die Stadt zu erkunden. Soll man als Genießer, als Kauflustiger oder Kunstsinniger Danzig entdecken? Auf jeden Fall ist man gut beraten dieses Buch immer dabei zu haben. Von Tipps für die typisch polnische Einkehr über erholsame grüne Oasen bis hin zur geruhsamen Nacht haben die beiden alles recherchiert, was man benötigt, um in Danzig die schönste Zeit des Jahres zu verbringen, egal wie lange sie nun dauert.

Die Ostseelage bietet es geradezu an, dass man auch auf dem Seeweg die Stadt in den Fokus rückt. Oder sich umgekehrt den Seeblick am frühen Morgen gönnt. Extratipps befinden sich in den einzelnen Kapiteln und sind gelb unterlegt.

Beim ausgiebigen Frühstück (mit Seeblick natürlich, am besten im Restauracja Cała Naprzód, gefunden auf Seite 43) kann man dann im Buch blättern und mit dem beiliegenden herausnehmbaren Stadtplan die Route für den Tag festlegen. Das handliche Buch gehört einfach ins Ausflugsgepäck. Er passt locker in die Gesäßtasche und ist so immer zur Hand. Praktische Tipps und Hinweise auf die Besonderheiten der Stadt lassen es allerdings kaum zu ihn zu verstauen. Es gibt so viel, was es zu entdecken gibt. Die kurzen Texte geben die Richtung vor, schauen muss man schon selber. Und staunen!

Wer doch nicht auf die elektronische Handfessel verzichten will, kann über den abgedruckten QR-Code den Mini-Audiotrainer verwenden, Danzig von oben betrachten, die Routenführung planen und Infos erhalten, die bei Redaktionsschluss noch nicht vorhanden waren.

Tierspuren – Scout Natur

Tierspuren

Da streift man nicht ahnend durchs Grün und plötzlich sind da fremde Spuren. Für Schuhe zu filigran. Für Reifenabdrücke nicht durchgehend genug. Ein Waldbewohner war’s! Doch welcher? Da wäre es nützlich ein kleines handliches Nachschlagewerk zu haben, das die eine oder andere Spur erklären kann. So um die acht mal dreizehn Zentimeter reichen da vollkommen aus, um den Gefährten, der hier vor gar nicht allzu langer Zeit den Weg gekreuzt hat.

Wer vorgesorgt hat, kann jetzt an seinen Gürtel greifen, den Karabiner lösen und „Tierspuren“ aus der Scout-Natur-Reihe zu Rate ziehen. Die einzelnen Blätter sind praktischerweise reiß- und wasserfest und in Spiralbindung zusammengefasst. Ist der Naturbursche identifiziert, verrät der darunter stehende Text etwas mehr zu dem Tier, das man zwar verpasst hat, aber dessen Spuren mal entdeckt hat.

Siebenunddreißig solcher Steckbriefe erleichtern die Spurensuche in der näheren Umgebung. Nicht nur im Wald gibt es Tierspuren zu entdecken. Immer öfter trifft man auch in der tierunfreundlichen Stadt das eine oder andere Tier, das man hier gar nicht vermutet.

Die Illustrationen sind so täuschend echt, dass man mit offenem Auge auch das Original sofort wieder erkennt. Genauso wie auch die Unterkunft der abgebildeten Tiere oder etwa eine so genannte Fraßspur wie bei der Feldmaus. Denn auch die gehören zu den besprochenen Spuren, die Tiere hinterlassen und bei Entdeckung für helle Freude sorgen.

Wer sich in den Wald traut, verliert mit dem angehängten Kompass nie die Orientierung.

Mörderzeichen

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Sara Helbling war ein Engel. Sie war es. Denn nun ist sie tot. Erschossen. Eine Hand wurde ihr abgetrennt. Hat wohl der Mörder an sich genommen. Souvenir? Oder steckt mehr dahinter.

Max Noll, den alle nur Sokrates nennen, viele außergewöhnliche Fälle als Gerichtsmediziner zu untersuchen. Auf seinen Assistenten Nik hält er große Stücke. Sokrates ist ein Mann strenger Prinzipien. Jeden Morgen lässt er sich von Eva in ihrem Salon die Haare waschen und den Kopf massieren. Für ihn seine Geschichten schließt sie extra eine Stunde früher auf. Bei ihr kann er sich komplett fallen lassen, vertraut ihr sogar Dienstgeheimnisse. Denn Eva kann er vertrauen, sie hält dicht. Danach steigt er in die Tram und steigt generell eine Station später aus, um durch den Park zu laufen. Das bringt seinen Körper in Schwung.

Der Fall Sara Helbling wird ihn noch ein ganzes Weilchen beschäftigen. Sie saß an ihrem Sekretär und schrieb etwas. Sie muss ihren Mörder gekannt haben. Und so liebevoll wie er sein Opfer drapiert hatte, hatte auch er eine ganz besondere Beziehung zu ihr. Ein fast schon kryptischer Vers, den anscheinend der Mörder hinterlassen hat, gibt Kommissar Theo Glauser einige Rätsel auf.

Ein Rätsel kann sehr schnell gelöst werden: Wie das Schweizer Fernsehen an die Information kam, dass dem Opfer die rechte Hand abgeschnitten wurde. Ein mediengeiler Bestatter hat Maria Noll(!) den Tipp gegeben. Sie weiß aber auch, dass sie von ihrem Vater keinerlei inoffizielle Hilfe erwarten kann…

Dann geschieht ein weiterer Mord. Ein Architekt. Auch er wurde erschossen. Auch ihm wurde fachmännisch die rechte Hand entfernt. Auch bei ihm wurde eine kryptische Nachricht hinterlassen. Jedoch in einer anderen Handschrift. Haben die Opfer diese Nachricht selbst schreiben müssen?

Auch Maria recherchiert über die Morde. Auf der Suche nach dem Sinn der Texte stößt sie auf eine Studentenverbindung, in der das zweite Opfer Mitglied war. Das ist eine Ewigkeit her. Die beiden Opfer haben etwas gemeinsam, was aber bis hier nur der Leser weiß. Der Ex-Freund von Sara arbeitet im Unispital, dort war auch das zweite Opfer einmal „zu Gast“. Zugegeben ein schwaches Indiz, doch das erste Bindeglied. Leider wissen Behörden und Medien kaum etwas von den Ermittlungsergebnissen des anderen.

Wolfgang Wettstein hat zu diesem Zeitpunkt – wir befinden uns erst in der Mitte des Buches – eigentlich schon alles zusammen, um einen spannenden Krimi zur Vollendung zu bringen. Doch er will mehr. Mehr Verwirrung, mehr falsche Spuren, mehr geschickt versteckte Hinweise an den Leser. Und mehr Morde!

Es fällt schwer dieses Buch beiseite zu legen. Auch weil immer mehr Charaktere die Szene betreten und den Leser immer tiefer in den Strudel der Geschichte hineinziehen. Zürich als Heimat eines gerissenen Mörders, einer herzerfrischend neugierigen Journalistin und eines analytischen Ermittlers mit sympathischen Spleens wirkt durch die detailreichen Beschreibungen so nah und vertraut, dass man sich hier sofort zuhause fühlt. „Mörderzeichen“ ist eine mehr als lesenswerte Einladung in die Stadt an der Limmat.

Weihnachtsgeschenke aus der Küche

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Jedes Jahr dieselbe Frage: Wie beschenke ich meine Liebsten? Es soll was Besonderes sein. Denn die Beschenkten sind es auch. Selber basteln hat immer einen Hauch von „Gewollt und nicht gekonnt“. Was dann? Weihnachten ist auch die Zeit, in der der Backofen in die Knie zu gehen droht. Es ist die Zeit, in der zigfach Weihnachtsbäckereien aus dem Boden sprießen. Sabine Fuchs und Susanne Heindl nehmen denen, die Angst davor haben zu backen, deren Backofen seit Jahren wie geleckt aussieht, weil er maximal zum Pizzabacken benötigt wird. Und deren Herd sonst nur Tütensuppen „kreieren“.

Das „mh“ statt „danke“ weicht von nun an einem „mmmhhh“ wie „Mehr davon, wann ist wieder Weihnachten?“. Bei Rezepten mit so wohlklingenden Namen wie Feuerpflaume, Kumquat-Chutney oder Chili-Parmesan-Plätzchen weiß jeder, dass er mit diesem Buch die richtige Wahl getroffen hat.

Mal ordentlich was Originelles aufs Brot mit Orangenaufstrich mit Kardamom. Oder außergewöhnliche Saucen wie Mangoketchup, Korianderpesto oder eine selbstgemachte Senfsauce. Wer‘s würziger mag, der wird sich sofort daran machen sein eigenes Rosmarin-Salz mit Orangenaroma zusammenzustellen.

Schleckermäulchen können sich kaum noch beherrschen, wenn Fuchsplätzchen in den Ofen geschoben werden oder weiße Kokos-Schokocrossies aufgeschlagen werden. Zum Knabbern gibt’s anschließend Röte-Bete-Chips und Zimt-Apfelscheiben.

Die Küche sieht wie ein Schlachtfeld aus. Mit immer noch höher schlagendem Herz sucht man den passenden Ort für dieses kleine Büchlein, das so Viele glücklich machen wird. Stellt sich noch die Frage: Wie soll man das alles weihnachtlich verpacken? Auch hierfür haben die beiden Autorinnen einiges parat. Am Ende des Buches sind einige Etiketten abgebildet. Kopieren ausdrücklich erwünscht! Nun nur noch ausdrucken, aufkleben und sich ein Lächeln abholen. So einfach geht Freude schenken!

Buchhandlung zum Goldenen Buchstaben

Buchhandlung zum goldenen Buchstaben

Eine Buchhandlung war, ist und – hoffentlich – bleibt ein Ort der Erinnerung und der Fantasie. Es ist der einzige Ort der Welt, an dem man ungestraft Träume kaufen kann. An den meisten dieser Traumverkäufer scheiden sich heutzutage eher die Geister als dass sie sich dort treffen. François Loebs Buchhandlungen in diesem Buch sind zweifelsohne der Sammelpunkt für Feingeister, witzige Geister und geistreiche Individuen.

Schon in der ersten Kurzgeschichte wird man in der Zeit zurückversetzt. Es gibt einen Informationstresen. Dort stehen die Neugierigen, nicht Kunden, Schlange. Sie wollen sich informieren lassen. Jemand hat eine Frage, sucht nach einem Buch, dessen Titel er noch gar nicht kennt, aber das Thema kann er benennen. Er erhält Auskunft und schaut dann selber, ob das Buch ihm gefällt oder nicht. Klingt nostalgisch, aus ferner Zeit, spielt aber in der Gegenwart. Der Buchhändler als belesenes Orakel für die intimsten Wünsche der Leserschaft. Ganz ohne Bits und Bytes…

Doch auch die Buchstaben selbst, die die Seiten füllen und Leser weltweit in ferne Galaxien entführen, haben so ihre liebe Not. Sie haben ihre eigene Hackordnung, weiß François Loeb zu berichten. Ein edles E gibt sich beispielsweise nicht mit einem ordinären kleinen C ab. Ein O wird sich niemals mit der Rolle als 0 zufrieden geben. Das Ergebnis dieses Buchstabensalats: Kein Leser kann mehr die sinnstiftende Ordnung des Buches erkennen. Da ist auch der Buchhändler am Ende seines Lateins…

Die kurzen Geschichten lassen den Leser schmunzeln. Bücher als Hauptakteure eines Buches. Sie sind eine der wenigen Konstanten im kulturellen Leben der Menschen. Wer Bücher liebt, wird dieses Buch in Ehren halten. Als Zugabe, als Appetitanreger kann der Leser anderen Bücherfreunden mit der einen oder anderen Geschichte eine Freude machen. Denn einige Geschichten kann man per QR-Code scannen und als pdf-Datei runterladen, verschicken, Freude machen oder einfach immer dabei haben. Die Bücher werden flügge. Kleine Appetitanreger, die den erfreuten Empfänger (und er wird erfreut sein, garantiert) animieren mehr zu fordern.

Egal, ob sich streitende Buchstaben, Garantie einfordernde Kundinnen oder blutbefleckte Seiten: Françios Loeb war selbst Buchhändler. Ob er all das selbst erlebt hat…?