Archiv für den Monat: Oktober 2015

Riff

Riff

Triton scheint das große Los gezogen zu haben, als er als Elfjähriger zu Ranjan Salgado kommt. Als Boy hat er zunächst die üblichen Aufgaben zu erleidigen: Die Treppe fegen und allgemein für Ordnung zu sorgen. Joseph, dem angestammten Diener des Hauses in einem kleinen Ort Sri Lankas, ist er allerdings ein Dorn im Auge. Das lässt er den Kleinen auch spüren…

Lucy ist die gute Seele in der neuen Welt des Jungen. Sie kannte schon den Vater von Mister Salgado und ist eine Meisterin in der Küche. Ranjan Salgado selbst ist eher unauffällig. Er ist Meeresbiologe und ein anerkannter Wissenschaftler, der auch vor den Gefahren des Fortschritts warnt.

Sri Lanka ist zu der Zeit gerade auf dem Weg sich von einer Kolonie zum eigenständigen Land zu entwickeln. Triton kann lesen und schreiben und ist ein aufgeweckter Junge. Als Joseph nach langer Abwesenheit betrunken zurückkehr, wirft ihn Mister Salgado aus dem Haus. Nun ist Triton der „Herr über das Anwesen“. Und sein Herr vertraut ihm, übergibt ihm die verantwortungsvolle Aufgabe Haus und Hof in Ordnung zu halten. Für Triton beginnt nun eine aufregende Zeit.

Für Triton ist Mister Salgado ein echter Glücksfall. Durch ihn lernt er die Welt, die geographisch durch das Grundstück begrenzt ist, kennen. Kommen Gäste lauscht Triton den Gesprächen. Als Nili ins Leben von Ranjan Salgado tritt, hat Triton eine Vertraute. Sie ist nicht die Herrin, vielmehr Freundin.

Romesh Gunesekera lässt seinen Helden Triton auf ein ereignisreiches Leben zurückblicken. Die Umwälzungen Sri Lankas, der Fortschritt, der das Meer, das Land und somit auch die Menschen bedroht, bedeuten für nichts, was man einfach so hinnimmt. Triton ist kein Intellektueller, dennoch ist er dank Mister Salgado ein Weiser. Als Junge kam er voller Neugier in eine neue Welt. Er lernte alles, was nötig war, um ein Haus wohnlich zu gestalten. Nun ist er fernab dieser Welt in England und erzählt seine Geschichte. Sein Leben im Riff galt dem selbigen. Ein Riff ist der Lebensraum vieler Lebewesen, bietet Schutz. Doch dieser Schutz ist fragil, muss erhalten werden. Für den Meeresbiologen Salgado ist das Riff emblematisch für das Leben auf der Erde. Nur eine kleine Verletzung kann schwerwiegende Folgen haben.

Romesh Gunesekera schreibt poetisch und faktenreich zugleich. „Riff“ ist eine Ode an vergangene Zeiten, die nie wieder kommen. Das müssen sie ja auch nicht. Triton wird größer und erwachsen. Das Wissen um seine Vergangenheit lässt ihn die Gegenwart ertragen und die Zukunft mit Hoffnung erwarten.

50 Erdschätze, die unsere Welt veränderten

50 Erdschätze, die unsere Welt veränderten

Wenn beim Spazierengehen ein Elternteil tönt: „Lass das liegen! Das ist schmutzig!“, lächelt man über den Entdeckergeist von so manchem Nachwuchs. Er macht das, was schon seit Anbeginn der Menschheit getan wird: Dinge aus dem Boden holen. Sie sichtbar machen. Ihnen einem Zweck zuführen. Eric Chaline hat – nach „50 Tiere, die unsere Welt veränderten“ – sein Augenmerk auf die Erdschätze gerichtet.

Der Einband verrät schon so einiges, was den Leser erwartet: Gold, Schwefel, Bimsstein. Edelmetalle und besonders Edelsteine faszinieren seit jeher die Menschen durch ihre optische Strahlkraft. Ihr materieller Wert ist der Seltenheit und der Schwierigkeiten beim Abbau anhängig. Man stelle sich vor, das statt Schotter und Kies Gold auf den Wegen liegen würde. Kein Mensch würde sich Straßenbelag an den Finger stecken oder in der Bank deponieren.

Es sind nicht nur die seltenen – sehr teuren – Spekulationsobjekte, die unser Leben veränderten und es noch immer tun. Lehm, Kohle und sogar Sand sind elementar wichtig für unseren Alltag. Alles, auf dem wir uns bewegen, mit dem wir tagein, tagaus zu tun haben, kommt irgendwie aus dem Inneren der Erde. Sie traten freiwillig ans Tageslicht oder wurden teils unter schwersten Bedingungen an die Oberfläche befördert.

Eisen ist ein Stoff, der in der jüngeren Vergangenheit so komplex wie etwas anderes genutzt wurde. Veredelt als Edelstahl (wie soll er denn sonst heißen?!) ist er Hauptbestandteil der meisten Küchen. Steakliebhaber schwören auf ihre „Gusseiserne“. Paris ohne Eisen? Unvorstellbar, dass der Eiffelturm aus einem anderen Material gefertigt wäre. Die industrielle Revolution wäre ohne Eisen ein Stürmchen im Wasserglas gewesen. Nein, sie hätte nie stattgefunden.

„50 Erdschätze, die unsere Welt veränderten“ ist ein Aufmerksammacherbuch. Viele Stoffe, Metalle, Dinge nehmen wir als gegeben hin und sind erstaunt, wenn wir darüber nachdenken, wie viel in den vergangenen Jahrtausenden schon geschaffen wurde. Wenn man dann noch einen Schritt weitergeht, kann man sich zusammenreimen, dass noch lange nicht alles erforscht ist und es noch jede Menge gibt, was in der Erde schlummert und darauf wartet an der Oberfläche für Veränderungen zu sorgen. Dieses Buch ist eine weitere Entdeckung. Es liest spannend wie ein Krimi, ist lehrreich wie ein guter Lehrer und exzellent illustriert.