Archiv für den Monat: Oktober 2014

Lesereise Madeira

Lesereise Madeira

Gibt es sie noch, die erreichbaren Trauminseln, die wolkengeschaukelt im Ozean auf Entdeckung warten? Ja. Aber sie werden weniger. Madeira ist so eine Insel. Der Name kommt einem so seltsam vertraut vor. Ma-dei-ra. Und doch weiß man so gar nichts über dieses Kleinod im Atlantik.

Hier logierten so illustre Gäste wie Christoph Kolumbus und die Sisi. Hier wurde Christiano Ronaldo geboren. Kein schlechter Ort, um die schönste Zeit des Jahres zu verbringen.

Rita Henss packt ihr Handgepäck und begibt sich auf die Sehnsuchtsinsel, die administrativ zu Europa (Portugal) und geografisch zu Afrika gehört und merkt, dass hier die Welt zu Gast ist. Einflüsse aus aller Herren Länder haben sich in die Mauern der Häuser und Paläste eingenistet.

Eine kleine Landeskunde verpackt die Autorin geschickt und immer wieder mit einem Augenzwinkern in flüssige Texte.

Madeira wird auch die Blumeninsel genannt. Wieder so eine Masche, um Touristen anzulocken?! Nein! Hier stimmt das Klischee. Überbordende Blütenpracht ist hier keine Zier, es ist allgegenwärtige Realität. Und zwar in dem Maß, dass man die Blüten nicht pflücken muss. Sie sind eh überall.

Der Blütenpracht wird man nie überdrüssig. Ebenso der Inselküche. Poncha, ein leckeres Getränk aus Zuckerrohrschnaps, Honig und Zitronensaft oder poncha, das Fladenbrot oder pesce espada, Degenfisch, lassen das Genießerherz höher schlagen. Und Rita Henss tut nur wenig, um dem Magengrummeln etwas entgegen zu setzen. Im Gegenteil. Sie berichtet voller Hingabe von den leckeren Gerichten, die Besucher allerorten genießen können.

Dieses kleine Büchlein ist eine Win-Win-Win-Situation. Zum Einen kann Rita Henss mit diesem Buch hausieren gehen. Die Zuneigung zur Insel ist in jeder Silbe spürbar. Zum Anderen bekommt der Leser einen einhundertzweiunddreißig starken Grund die Insel zu besuchen. Letztendlich kann sich Madeiras Tourismusbüro die Kosten für Prospekte und ähnliches sparen: Einfach nur dieses Buch an Interessierte aushändigen. Der Rest (die Touristen) kommen dann von ganz allein.

Lesereise Wien

Lesereise Wien

Ein Spaziergang durch Wien hinterlässt Spuren. Spuren, denen man folgen kann. Im Falle von Christoph Braendle sogar folgen muss. Er scheint wie ein Geist durch die Straßen und Gassen der Donau-Metropole zu schweben, weiß von allerlei Klatsch und Tratsch zu berichten, kennt ihre verborgensten Geheimnisse. Die Protagonisten sind skurril, belesen, schrill, geschäftstüchtig … kurz: Anders. So wie Wien.

Doch dieses Buch ist auch gefährlich. Denn es lässt den Leser nicht mehr los. Er will Wien genauso erleben wie in diesem Buch beschrieben. Also Nase in Buch und auf geht’s! Doch dann verpasst man doch die Schönheiten der Stadt, möchte man einwenden. Ja, mag sein! Aber der besondere Reiz von Schönbrunn, St. Stephan und Co. wird von Christoph Braendle erstklassig eingefangen. Fast muss man schon gar nicht mehr nach Wien fahren.

Wie paradox! Ein Buch, das Appetit macht, aber das Mahl vergessen lässt. „Wiener Sonaten“ lautet der Untertitel. Eine Sonate ist ein Musikstück, das in mehrere eigenständige Teile gegliedert ist. Jeder Satz kann für sich allein stehen, aber erst als Gesamtwerk erschließt sich dem Empfänger die wahre Pracht.

Die einzelnen Kapitel, man kann sie auch als Spaziergänge sehen, sind jeder für ich genommen wahre Kleinode. Literarisch gesehen, was der Besucher daraus macht, bleibt ihm überlassen. Wer dieses Buch als Leitfaden für eine Wien-Stippvisite heranzieht, kommt dem Kern der Stadt schon verdammt nah. Die Stadtführerinformationen werden hier nicht nur als Fakten aufgezählt. Die kleinen, versauten, dunklen, Aufsehen erregenden Anekdoten will der Leser (und der Wiener erst recht!) hören und lesen. Und die bekommt er! Hundertzweiunddreißigfach. Auf den einhundertzweiunddreißig Seiten dieses Buches erfährt man mehr über Wien als in so manchem Reiseband.

Gute Reise, einen schönen Tod und unschlagbare Erfahrungen sind die Resultate einer Wien-Reise, die mit diesem Buch im Handgepäck geplant und durchgeführt wird. Schauen Sie links und rechts des Weges, schauen auf die Fassaden. Was dahinter steckt, erzählt Christoph Braendle.

Myanmar – Das Goldene Land

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Golden scheinen die Wände. Goldene Statuen erhellen den Raum. Das ist wie im Märchen! Aber es ist das Lindenmuseum in Stuttgart. Überwältigend ist die Pracht, die hier zur Schau gestellt wird. Noch bis Mitte Mai sind große Teile des Museums Myanmar gewidmet. Dem Land, das sich erst nach und nach wieder der Öffentlichkeit präsentiert. Die Militärherrscher wollen scheinbar den schmalen Grat von Diktatur und Demokratie wagen und Schritt für Schritt (unter ihrer Regie) vorantreiben. Da ist es wie mit der Ausstellung: Gute Vorbereitung tut Not!

Der Besucher kann sich mit diesem Ausstellungskatalog auf die Exponate vorbereiten, sich Hintergrundwissen aneignen. Das Museum hat sich jahrelang auf dieses Großereignis vorbereitet. Dr. Georg Noack ist der Verantwortliche für diese Ausstellung. In diesem Buch nimmt er den Leser und späteren Besucher an die Hand und führt ihn nicht nur durch sein Spezialgebiet Süd- und Südostasien, sondern auch durch ein Land und seine Kultur, die den meisten von uns bisher verborgen blieb.

Myanmar, das einstige Burma/Birma, fristete bis vor wenigen Jahren ein Eremitendasein. Nichts drang heraus, Einflüsse von außen wurden kategorisch und brutal verhindert.

Erst als die Friedensaktivistin Aung San Suu Kyi in den 90er Jahren der Friedensnobelpreis verliehen wurde, rückte das Land wieder in den Fokus der Medien und damit der Öffentlichkeit. Da Land ist stark vom Buddhismus geprägt. Auf Schritt und Tritt begegnet man Mönchen, grüßen Buddha-Figuren in allen Größen und säumen Tempel den Weg. Frauen, Kinder und Männer haben die typische Thanaka-Paste im Gesicht. Eine blassgelbe Masse, die als Schönheitsideal gilt, vor der Sonne schützt und Wohlgeruch verbreitet.

Das Buch bietet einen umfassenden Einblick in die Ausstellung, die Ausstellung selbst zeigt Myanmar reichhaltige Kultur, die mehr zu bieten hat als Unmengen Tempelanlagen. Traditionelle Kleidung, die uralte Kunst des Tätowierens und moderne Arten des Ausdrucks in Musik und darstellender Kunst.

Zum ersten Mal wird im Westen Myanmar so umfangreich präsentiert. Der dazugehörige Katalog steht der Ausstellung in Nichts nach. Wuchtig und edel zugleich bekommt der Leser eine ordentliche Portion Myanmar mit auf den Weg. Der ja bekanntlich das Ziel ist…

Parmesan

Parmesan

Wie viele Kochzutaten gibt es weltweit? Zehntausend? Hunderttausend? Es sind wohl eher Millionen! Und wie viele Kochbücher, die sich rund um nur eine einzige Zutat drehen, gibt es? Hundert? Tausend? Eher weniger. Wenn man die qualitativ hochwertigen heranzieht, bewegt sich die Zahl wohl mehr im Dutzendbereich. Doch dazu mehr am Ende dieses Textes.

Bei italienischer Küche denkt man seit Kindestagen an Spaghetti. Man kann kaum laufen, aber „Schbageti“ geht jedem leicht über die Lippen. Mit Tomatensauce. Und Käse. Mmmh lecker! Mit fortschreitendem Alter bleibt diese Leidenschaft erhalten. Man geht dann zum Italiener. Dort isst man dann Pasta. Mit Tomatensauce. Und Parmesan! Ja, aus dem Käse wird für den verwöhnten Gaumen Parmesan, Parmigiano Reggiano. Einfach köstlich, wenn der goldene Regen auf das dampfende Gericht fällt, zerläuft und das Aroma in die Nase steigt! Der erste Bissen ist immer noch der Beste. So viel zur Leidenschaft.

Der originale Parmesan – bleiben wir doch bei der deutschen Bezeichnung – wird nur in der Zona Tipica (welche das Gebiet Modena, Teile von Mantua und Bologna, der Reggio nell’Emilia und der namensstiftenden Region Parma umfasst) angebaut. Das Heu der Kühe wird nach strengen Regeln kontrolliert. Die Milch des Vorabends wird mit der Milch des nachfolgenden Morgens zu gleichen Teilen vermischt und zu einer Köstlichkeit verarbeitet, die seit Jahrhunderten die Gaumen verzückt.

Es gibt sogar Banken, die ganze Käselaibe als Sicherheit akzeptieren.

Carmelo Greco wurde in Sizilien geboren, lernte im Piemont und kocht nun sternenhaft in Frankfurt. Er zeichnet in diesem Buch für die Rezepte zuständig. Tatari di fassona e Sbrisolona – das ist kein Zungenbrecher, das ist ein Zungenlöser! Rindertatar mit Parmesanplätzchen. Klingt auf den ersten Blick nicht so spektakulär, aber auf der nebenliegenden Seite kann man sich vom Gegenteil überzeugen. Kunstvoll gestapelt, gekonnt gesetzte farbige Akzente – da muss man einfach doppelt bestellen. Den ersten Happen verschlingt man im Ganzen. Einfach die Geduld vergessen und zubeißen. Die zweite Bestellung genießt man. Man schmeckt den Apfel, das Olio extra vergine, das Fleur de Sel, die Shiso-Kresse, die Pfeffer … alles muss man hier auch nicht verraten. Nachkochen! Geht ganz einfach, denn Carmelo Greco gibt exakte Anweisungen.

Um auf die Eingangsfrage zurückzukommen, wie viele Kochbücher es gibt, die sich nur einer einzigen Zutat widmen, muss man vor den Machern bei 99pages den Hut ziehen: Drei Kochbücher zu nur einer einzigen Zutat und jede davon eine Augenweide – das schaffen nur ganz Wenige. „Habemus Pasta“, „Fleur de Sel“ und nun „Parmesan“. Drei Zutaten, die einem das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen. Drei Kochbücher, die die Augen übergehen lassen. Dreimal Hochgenuss für die Sinne.

Sehnsucht nach dem Alten Wien

Sehnsucht nach dem alten Wien

Sehnsucht kann man nach Vielem haben. Nach den Kochkünsten der Oma, nach Geborgenheit, nach fernen Ländern. Oder auch vergangenen Zeiten. Den Orten, die man als Kind auskundschaftete. Orten, die man nie gesehen hat, und so wohl auch nie mehr erleben kann. Den Wienern sagt man einen ausgeprägten Hang zur Sehnsucht nach. Todessehnsucht – dieses Wort wird häufig benutzt. Aber eben auch nach dem alten Wien. Sehnsucht nach k. und k., nach Geschichte und Geschichten. Helga Maria Wolf gießt mit ihrem Buch noch Öl ins Feuer der Leidenschaften. Denn Wien ist und bleibt eine Stadt, die man gesehen haben muss. Sie beeindruckt durch ihre Präsenz, die weit in der Weltgeschichte zurückreicht. Kaum auszumalen, wie sich die Stadt präsentieren würde, könnte man sie wie vor hundert oder zweihundert Jahren erkunden.

Mit jedem (Fort-)Schritt wurde die Sehnsucht nach dem Alten, den Traditionen größer – das liegt wohl in der Natur des Menschen. Im ersten Teil führt die Autorin den Leser wohlformuliert in die Mitte des 18. Jahrhunderts. Barocke Pracht und Perspektiven nennt sie eines der ersten Kapitel – da ist jedem klar, dass Wien von jeher Sehnsucht verhieß und sich dem Fortschritt nicht verschloss. Wie eine gefräßige Raupe arbeitet sich der Leser durch die Lektüre. Historische Abbildungen zeigen ein exaktes Bild der Donaumetropole.

Nach dem ersten Viertel werden die ganz großen Geschütze aufgefahren: Eindrucksvolle Bilder mit knappen Texten zeichnen die Entwicklung der mondänen Siedlung am Fluss zu einer modernen Metropole nach. Daumenkino für die ganz großen Momente. Immer wieder weiß Helga Maria Wolf Anekdoten zu erzählen. So Geschichte kann schon mal langweilig werden. Nicht in diesem Buch!

Im Gegenteil: Das Buch beiseitelegen, fällt schwer. Denn mit jeder Seite wächst die Sehnsucht sich zu einer ausgewachsenen Sehsucht aus. Sehsucht nach dem aktuellen Wien. Und sicherlich wächst dann auch die Sehnsucht nach dem alten Wien…

blick.dicht – Kuriositäten aus den sechs österreichischen Nationalparks

blick.dicht

Naturschutz und gut gemachte PR gehen nur selten Hand in Hand. Und wenigen Beispiele, bei denen die Steigerung des Bekanntheitsgrades (eines Produktes) und der Naturschutz verdienen es, dass man darüber redet.

Oder schreibt. So wie in diesem Buch. Nein, das Wort Buch wird dem Wert nicht einmal annähernd gerecht. So wie in diesem Prachtband! Das Ministerium für ein lebenswertes Österreich, der Umweltdachverband und die Nationalparkverwaltungen Österreichs wollten die sechs Nationalparks der Alpenrepublik bekannter machen. Besucher sollten angelockt und für den Naturschutz und die Schönheiten der Berge, der Wiesen, der Wälder, der Fauna sensibilisiert werden. Inwiefern dies geglückt ist, wird die Zukunft zeigen.

Geglückt hingegen ist dieses Buch, pardon, dieser Prachtband! Chloé Thomas ist durch die Höhen der Nationalparks Gesäuse, Donau-Auen, Hohe Tauern, Kalkalpen, Thayatal und Neusiedler See – Seewinkel gewandert. Auf ihren Streifzügen hat sie allerlei Beeindruckendes gefunden und mit der Kamera festgehalten. Doch sie die gemachten Panoramen und Detailaufnahmen nicht einfach nur in einem Buch zusammengefasst. Sie hat eine Sinfonie der Sinne geschaffen. Beiliegende Karten geben einen geografischen Überblick. Ausklappbare Fotos zeigen die Natur in ihrer ganzen Pracht und beeindrucken durch Motivwahl, Bildausschnitt, und sie strahle die Eleganz aus, die die Naturparks auszeichnet. Solche Bilder schießt man mal nicht eben so im Vorbeigehen! Zahlreiche Bild-in-Bild-Kompostionen zeigen Lebensort und Bewohner der Parks. Zitate und Gedichte von Begeisterten Wanderern und Autoren geben in Worten wider, was so offensichtlich scheint, und doch Vielen verborgen bleibt.

Es sind Bücher wie diese, die es Naturschützern leicht machen auf die Probleme der Gegenwart hinzuweisen und die Notwendigkeit eines nachhaltigen Naturschutzes zu unterstreichen. Großformatige Aufnahmen lassen das Auge ruhen. Bloß nicht weiterblättern! Genießen. Eintauchen. Jedes Mal entdeckt man Neues.

Wer „blick.dicht“ liest, betrachtet, bestaunt, wird schnell vom Reisefieber gepackt. So was muss man sich auch mal aus der Nähe anschauen. Aber nur anschauen! Nichts anfassen oder niedertrampeln! So macht Naturschutz Spaß! Nachhaltig!

Wem die Glocke schlägt

Wem die Glocke schlägt

Adria – das klingt nach Urlaub, Erholung, Entspannung. Und kulinarischen Höhepunkten. So beginnt auch Peter Kimeswengers „Wem die Glocke schlägt“. Ein Boot auf der Adria in sturmgepeitschter Gischt. Doch die Aussicht auf einen Fang lässt die Strapazen vergessen. Dazu ein Glas Wein. Mmmh lecker. Doch im Weinkeller hängt ein Toter.

Kommissar Karl Heber, der sich im beschaulichen Piran zur Ruhe gesetzt hat, sein Häuschen ausbaut, kommt nicht zur Ruhe. Einmal Bulle, immer Bulle. Erst die Sturmschlacht in den Fluten, dann der seltsame Selbstmord. Adria und Erholung – für Heber passt das nur bedingt zusammen.

Und es wird auch nicht besser als Heber einen Anruf von Antonella Lupini bekommt. Vor Jahren hatte die Anwältin ihn bei einem Prozess ordentlich in die Mangel genommen. Nun sitzen die beiden in einem Café in Piran. Sie braucht seine Hilfe. Denn ihr Bruder – Zwillingsbruder – Angelo wurde tot aufgefunden. Der Tote aus dem Weinkeller. Antonella glaubt nicht an die Selbstmordtheorie. Sie will Klarheit. Und die erhofft sie sich von dem beinharten Kommissar. Heber ist die Situation anfangs unangenehm. Das Katz-und-Maus-Spiel damals im Gerichtssaal wirkte noch lange nach. Auch wenn er als „Sieger“ aus diesem Spiel hervorging.

Wohl auch deswegen, vor allem aber, weil ihm ihr Auftreten und ihr Aussehen imponieren, erklärt sich Heber bereit der Dottoressa zu helfen. Schließlich hat er außerdem noch gute Kontakte zu seinen Ex-Kollegen.

Zwischen Fischerausflügen und Hausputz und kulinarischen Besonderheiten findet Heber schnell Zugang zu dem Fall. Visitenkarten, seine Spürnase und die Hilfe eines befreundeten Kommissars kommt Heber dem Geheimnis um Angelo Lupinis Tod schnell auf die Spur…

Peter Kimeswenger hat mit „Wem die Glocke schlägt“ (die Nähe zu Hemingways „Wem die Stunde schlägt“ kommt nicht von ungefähr!) nicht nur einen schnöden Krimi geschrieben. Mit viel Herz umschreibt er die Menschen im Dreiländereck Italien-Slowenien-Österreich, würzt die Geschichte mit magenknurrenden Appetitanregern und so ganz nebenbei wird ein Kriminalfall gelöst. Der ideale Urlaubskrimi!

Olympia – Mythos, Sport und Spiele

Olympia

2014 – was ein Jahr! Sportlich gesehen. Eine – für die deutsche Mannschaft und ihre Fans – mehr als erfolgreiche Fußball-WM und gigantische Winterspiele. Denn die Spiele von Sotschi waren so teuer wie nie zuvor. Auch gab es noch nie Winterspiele an einem so warmen Ort. Und wieder einmal schafften es Reporter aus aller Herren Länder die Spiele als Olympiade zu verkaufen. Dabei ist die Olympiade der Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen. Hätten Sie mal vorher das Buch von Karin Kreuzpaintner gelesen… Dann wüssten sie es. Und auch so manches mehr.

Schon auf den ersten Seiten wird dem Leser klar, dass so mancher Begriff heute ganz anders gebraucht wird. Das Wort Stadion (heute Kathedralen des Ruhms, oft architektonische Glanzleistungen) ist eigentlich eine Maßeinheit. Und zwar für 600 antike Fuß. Das waren, je nach Region knapp 180 bis etwas über 190 Meter. So genannte Besserwisser werden an diesem Buch ihre Freude haben. Aber auch jegliche Sportfans kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten. Denn Karin Kreuzpaintner schlägt den Spagat zwischen antiken Spielen und den Spielen der Moderne, die 1896 ihren vorläufigen Höhepunkt in den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit hatten.

Vor einiger Zeit gab es heftige Reaktionen auf den Entschluss den IOC das Ringen aus dem Programm der Olympischen Spiele zu nehmen. Neben Diskus- und Speerwerfen und Laufen eine der klassischen Disziplinen. Mangels Zuschauerinteresse (vor Ort als auch medial) wurde diese Sportart dem Zeitgeist geopfert.

Viele Sportarten, die bei Olympischen Spielen in Wettkämpfen ihren auf ewig währenden Sieger ermitteln, stammen aus der Antike. Und schon damals gehörte der Sieger zur Elite. Er trainierte in einem Gymnasium, das anfangs eben nur einer Elite vorbehalten war. Diese gab es schon im sechsten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Erst ein paar Jahrhunderte später wurden sie der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Heute sind es die Olympiaparks, die nur mit Tickets einem breiten Publikum ihren Reiz zeigen.

Olympia, Olympische Spiele, Olympiade – der Begriff lebt von seiner Exklusivität. Da tut es mancherorten Not sich eingehender mit Geschichte, Entwicklung und Mythen auseinanderzusetzen. Karin Kreuzpaintner schafft es auch Rekordskeptiker mit ihren Rechercheergebnissen in den Bann der Spiele zu ziehen.

Thomas Mann und die bildende Kunst

Thomas Mann

Sich einem Intellektuellen wie Thomas Mann zu nähern, ist keine einfache Sache. Es gibt wohl kaum eine Handvoll Menschen weltweit, die den „Zauberberg“ als das Buch erachten, das sie als erstes Buch komplett durchgelesen haben. Seine wohl geformten Worte, seine schier endlosen Satzkonstruktionen sind und bleiben einzigartig. Im Museum Behnhaus Drägerhaus und im Buddenbrooks-Haus in Lübeck gibt es derzeit (bis zum 6 .Januar 2015) eine Ausstellung, die sich dem Werk und dem Menschen Thomas Mann von einer ganz anderen Seite nähert. Von der Bildhaften.

Künstler wie Hans Thoma, Friedrich August von Kaulbach, Arnold Böcklin, Ludwig von Hofmann, Max Liebermann, Max Oppenheimer, Oskar Kokoschka, Albrecht Dürer, Frans Masereel, Albert Renger-Patzsch oder Arbeiten der Bildhauer Fritz Behn, Hans Schwegerle, Ernst Barlach haben Thomas Mann beeindruckt und in gewisser Weise auch beeinflusst. Und er hat ihr Wirken beeinflusst, sofern sie noch lebten.

Immer wieder regten und regen die Bücher, Essays und Reden Thomas Manns die Phantasie der Künstler an. In der Ausstellung „Augen auf!“ sind sie nun endlich zusammengefasst. Die Bildtitel sind Leseratten bekannt: „Wälsungenblut“, „Unordnung und frühes Leid“ und „Tod in Venedig“ sind direkt den Buchtiteln entlehnt.

Der Ausstellungskatalog, herausgegeben vom Michael Imhof Verlag, macht es dem Museumsbesucher / Leser nicht einfach sich dem Werk zu entziehen. Wer Thomas Mann bisher nur als Vorlagengeber für erstklassige Verfilmungen sah, dessen Augen werden sich von Seite zu Seite weiter öffnen. Wer bisher „nur“ die Bücher verschlang, wird nun eine weitere Dimension des Schaffens des Literatur-Nobelpreisträgers kennenlernen. Und wer schon ein wenig Thomas Manns Einfluss auf die bildende Kunst kannte, bekommt hier den  letzten Schliff.

Ein wunderbares Buch zum Thema Kunst und Literatur.

Verschollen in Mainhattan

Verschollen in Mainhattan

Es gibt wahrlich schönere Anlässe seine Liebe öffentlich zu machen. Jenny Becker, Kommissarin in Frankfurt und Michael Biederkopf, Staatsanwalt, sind endlich Jenny und Micha. Das wissen ihre Kollegen, nun auch der Staatsanwalt Dreher. Das heißt, dass er es eigentlich schon vorher wusste. Jenny steht vor ihm – einen Sitzplatz bot er ihr nicht an – und wundert sich über Michas Verschwinden. Micha krank? Er geht nicht ans Telefon. Da stimmt was nicht! Dreher tut ihre Bedenken als Lappalie ab. Von wegen Liebe und Sex können nur Männer trennen und so weiter.

Logo und Sascha muntern Jenny auf. Sie solle die Worte des Staatsanwaltes nicht so ernst nehmen. Sie solle vielmehr Micha vertrauen und an seine Liebe zu ihr Glauben. Jenny und ihr Team machen sich auf eigene Faust los, um den vermissten Staatsanwalt zu finden.

Den Anfang machen die Ermittler bei dem Arzt, der Michael Biederkopf die Krankschreibung ausgestellt hat. Ein Augenarzt. Die Praxis ist muffig, antiquiert. So gar nicht nach Michas Gusto, denkt sich Jenny. Als Patient getarnt bringt einer von Jennys Kollegen in Erfahrung, dass Micha gar nicht hier war.

Bei der Durchsuchung seiner Wohnung fällt dem Team auf, dass der Internetverlauf gelöscht wurde, die Anrufliste ebenso – nur Jennys Anrufe sind noch verzeichnet. Eine Restaurantquittung von dem Abend als Micha Jenny verließ, um nach Hause zu fahren, bringt eher mehr Dunkel als Erhellendes in den Fall. Ist da etwas doch eine andere Frau im Spiel? Und woher sind die ganzen Frauenklamotten in Michas Haus?

Erich Möbius, der beste Freund von Micha, weiß auch nicht mehr. Doch als Erich ermordet wird, kommt Bewegung in den Fall. Und Michas Vergangenheit stellt sich von nun als komplettes Rätsel dar…

Andrea Habeney lässt ihre Protagonistin ein Wechselbad der Gefühle durchlaufen. Rockerbanden, BKA, Liebesschwüre – ganz schön viel für eine junge Frau, die zwischen Privatleben und Karriere steht. In ihrem fünften Fall muss Jenny Becker sich Hin- und Herreißen lassen. Aus einer lauschigen Zweisamkeit wird Ruhelosigkeit, dann kommen die Zweifel, gefolgt von Sorge. Wer ist dieser Mann, den sie liebt? Für Jenny eine Tortur – für den Leser ein Fest!