Warum die Giraffe nicht in Ohnmacht fällt

Was ist das ideale Haustier, wenn man auf die Nebenkosten achten muss? Der Grönlandhai. Er isst nicht mehr als zwei Kekse pro Tag und das leidige Problem leidender Kinder, wenn das geliebte Haustier stirbt, ist von vornherein vom Tisch – der Hai kann hunderte Jahre alt werden. Und er entwischt auch nicht so schnell. Er ist ein Langsamschwimmer. Blöd nur, dass er ein riesiges Gehege, sprich Aquarium braucht. Und dass er unfassbar stinkt. Also doch nicht das ideale Haustier.

Wie wäre es mit einem Wombat? Schon Adorno wünschte sich für den Frankfurter Zoo einen. Doch der so unschuldig aussehende Meister Petz ist ein Meister der Täuschung. Trotz seines behäbigen Aussehens ist er verdammt schnell. Und mit seinem Hinterteil kann er sogar Knochen spalten. Auch nichts fürs Kinderzimmer.

Mit diesen zwei Gesellen eröffnet Katherine Rundell ihr fabelhaftes Buch über die faszinierende Welt der außergewöhnlichen Tiere. Die gaben schon Forschern und Märchenonkeln schon immer Rätsel auf. Dem Strauß wurde nachgesagt durch Anstarren des Geleges dieses auszubrüten. Und Giraffen waren in der Antike eine Mischung aus Kamel und Leopard…

Die Autorin wühlt sich durch die Missverständnisse der Geschichte und kramt so allerlei Kurioses wieder hervor. Ein Fest für alle Anekdotensammler, die sich bei gepflegter Konversation nicht zu schade sind endlose Bonmots zum Besten zu geben. So herrlich altmodisch, dass es schon wieder modern ist. Die Kapitel sind ausreichend lang, und dabei in ihrer Kürze so angenehm zu lesen, dass es sich lohnt immer mal wieder die Seiten durchzublättern. Wenn man früher auf dem Schulhof die Witze der Sketchsendung vom Vortag zu Besten gab, ist man nach dieser Lektüre in der Lage minutenlang im Kollegenkreis mit wahrhaftem Wissen die Anwesenden in seinen Bann zu ziehen.

Warum denn nun die Giraffe nicht in Ohnmacht fällt, die Antwort auf diese Frage muss man sich selbst erlesen. Köstlicher Lesespaß ohne dabei an den Rand des Profanen zu kommen. Dieses Buch muss man lesen, und sollte man großzügig weiter verschenken.