Vererbte Lügen

Ich packe meinen Krimikoffer. Ich nehme mit: Eine Psychologin, die jetzt als Lektorin arbeitet. Eine Vergewaltigung, die fast zwei Jahrzehnte her ist. Eine Familie, der Ansehen weit über die Moral geht. Einen erfolgreichen Schriftsteller, der ein dunkles Geheimnis hütet, das aber nie ans Licht kommen wird. Eine Kundin, die unfreiwillig zum Werkzeug einer Rache wird. Eine Freundin, die die Vergangenheit nicht ruhen lassen will und zwei Polizisten, die ihren Beruf nicht nur als Broterwerb sehen. Ach ja und eine Flucht und eine Rückkehr. Und gleich mehrere Gemetzel, die literarische Vorbilder haben. Und einen Freund aus der zweiten (neuen) Hälfte des Lebens. Und einen Ghostwriter. Achtung, Achtung: Wegen akutem Krimi-Übergewicht ist es strengstens untersagt diesen Krimi auch nur eine Minute aus den Augen zu lassen!

Aus diesen Zutaten rührt Valeska Réon einen Krimi zusammen, der seinesgleichen sucht. Kapitel für Kapitel spinnt sich ein undurchdringliches Netz aus Intrigen, Machtspielchen und perfider Verbrechen. Alles begann am Ende des vergangenen Jahrtausends. Manu Wagner ist gerade auf dem Weg zu einer Party der jungen Gemeinde. Ihr Herz pocht so laut, dass sie Angst hat, andere könnten es auch hören. Denn Christian wird auch auf der Party sein. Er ist es. Zieht sie an sich heran, ihre Klamotten aus und über sie her. Die Scham ist das Eine. Die Schmach der eigenen Schuld, wie es ihr Vater darstellen wird, liegt tiefer als alles andere. Auch Tante Birgit wurde so aus dem Haus, der Stadt, dem Land gejagt. Nun ist Manu bei Tante Birgit in Schweden und beginnt ein neues Leben.

Achtzehn Jahre später ist sie zurück in Deutschland, in Hamburg. Nah genug an der Heimat, weit genug weg von Familie und den Geschehnissen von damals. Als Lektorin ist Manu erfolgreich. Als ihr der berühmte Schriftsteller Arno von Klanthen als Kunde nahegelegt wird, brechen die Wunden von einst wieder auf. Denn Arno von Klanthen ist kein Geringerer als Christian. Der Christian, der ihr unschuldiges Leben jäh beendete und in eine schwarze Hölle verwandelte.

Nun ist auch Christian verschwunden. Eine Schwedin soll in letzter Zeit öfter bei ihm ein- und ausgegangen sein. Sein Appartement sieht aus wie ein Schlachtfeld. Rita Fuchs und Mats Hollander von der Kripo Bonn finden jede Menge Ansätze, doch keiner scheint sie wirklich weiter zu bringen…

„Vererbte Lügen“ ist ein Krimi, der den Leser von einer kalten Dusche unter die nächste jagt. Und es wird immer kälter. Der Kloß im Hals des Lesers steckt bis zur letzten Seite. Das Blut in den Adern kann vor lauter Adrenalin aber nicht gefrieren. Eine Ahnung, wer hinter allem steckt, hat nur der Leser. Das Dickicht an Verstrickungen zu lösen, ist eine reine Freude. Dreihundert Seiten fiebert man mit, verflucht die, die sich alles kaufen können und leidet mit denen, die schutzlos unter Repressalien leiden müssen.