Verbrechen in Berlin

Verbrechen in Berlin

Metropolen ziehen das Gesindel an wie Motten das Licht umschwirren. Je schneller eine Stadt wächst, umso schneller wächst auch die Kriminalitätsrate.

Der Verlag Elsengold hat es sich zur Aufgabe gemacht Berlin aus allen Blickwinkeln zu beleuchten. Die schönsten Kieze, Alltag in Ost und West … jetzt kommt die dunkle Seite der Stadt ans Tageslicht.

Die Verbrechen zu ordnen war sicherlich ein schwieriges Unterfangen. Denn wie soll man Verbrechen sortieren? Nach Anzahl der Opfer? Nach Schwere des Verbrechens? Die Autorin entschließt sich zur Sortierung nach der Zeit. Verbrechen im Kaiserreich, in der Weimarer Republik, unter den Nazis und nach dem Krieg. Insgesamt sieben Jahrzehnte Kriminalgeschichte, von 1890 bis 1960.

Berlin war Ende des 19. Jahrhunderts eine Großstadt, die ihre Einwohnerzahl in den vergangenen Jahrzehnten verdoppelte. Doch mit den Neuzugängen kamen auch die Raufbolde, Tunichtgute, Taugenichtse. Räuber, Einbrecher und Mörder strahlten mehr oder weniger verbissen von den Litfasssäulen. Denn es gab eine Zeit, in der Verbrecher öffentlich gebrandmarkt und per rosa Steckbrief in Posterformat gesucht wurden. Wie sich die Zeiten doch ändern: Wer heute vor einer Werbung steht, versucht meist sich das Haar zu richten im Spiegel der Scheiben. Damals vor hundert und mehr Jahren sammelten sich die Menschen, um etwas von den Verbreche(r)n mitzubekommen.

Die berühmtesten Fäll des Buches sind die von den Gebrüdern Sass. Franz und Erich gehörte eine Auto-Werkstatt. Und doch lebten sie in Saus und Braus. Mit schwerem Gerät bohrten, buddelten und schweißten sich die beiden unterirdisch bis in die Tresorräume von Banken. Anfangs waren ihre Raubzüge nicht vom Erfolg gekrönt. Mal steckte ein aufmerksamer Nachbar die Nase rein. Mal wurde die Polizei wegen Brandgeruch gerufen. Ihre Beutezüge wurden von der Berliner Bevölkerung mit wachsender Begeisterung verfolgt. Die Gazetten waren voll mit den Gangsterstories. Einzig ein Mann konnte so gar nicht über Franz und Erich Sass lachen: Kommissar Max Fabich. Erst als die beiden in Dänemark eine Strafe verbüßten (Berlin war ihnen zu heiß geworden und sie verlegten ihr Jagdrevier ins Ausland) und sie an Deutschland ausgeliefert wurden, schlug er erbarmungslos zu. Zuchthaus, KZ, Mord auf Befehl des Führers. Die Beute aus ihrem größten Coup wurde bis heute nicht gefunden.

Der zweite berüchtigte Mord passierte einem Nazi, der durch ein Lied zu ungerechtfertigtem Ruhm kam. Horst Wessel war ein kleines Licht in der SA. Viel hatte er bisher nicht erreicht. Seine Freundin lässt er bei sich einziehen. Die Vermieterin fordert dafür gerechtfertigterweise Miete, die Wessel nicht zahlen will. Doch die Vermieterin hat noch Kontakte zu den Schlägertrupps der KPD. Es kam wie es kommen musste: Radau, Randale, ein Mord. Goebbels machte aus dem kleinen Licht eine Legende. Übrigens: Beim Prozess gegen die roten Schläger war unter den Verteidigern auch Hilde Benjamin, die spätere DDR-Justizministerin. Unter anderem verantwortlich für so manchen Schauprozess. Wie sich die Zeiten doch gleichen …

Zweiunddreißig Verbrechen lässt die Autorin Dr. Regina Stürickow noch einmal Revue passieren. Machen Sie sich gefasst auf einen Stadtrundgang der ganz besonderen Art.