Suche auf See

Suche auf See

Der Franzose Leo Lang ist verschwunden. Verschwunden auf hoher See. Nur sein Boot, die „Vent de sable“, ist von ihm übrig. Ruhig und verlassen treibt sie im Mittelmeer vor sich hin. Fischer haben das Boot aufgetan. Doch von Leo Lang keine Spur. Anzeichen eines Kampfes gibt es sehr wohl. Das ganze Boo wurde gründlich auf den Kopf gestellt. Aber keinerlei Anzeichen von Gewalt gegenüber Leo.

Das nennt man gute und schlechte Nachrichten. Shamsa, Leos Ehefrau, obliegt es nun den Ehemann zu suchen. Seine Eltern, vermögend und bescheiden, schließen zum ersten Mal die leidende Ehefrau in die Arme. Von ihrer Schwiegermutter wird sie in dieser Zeit zum ersten Mal „Tochter“ genannt. Harte Zeiten schweißen zusammen. Die Suche beginnt. Zu Land und auf dem Wasser. Shamsa schnappt sich die „Vent de sable“ und segelt den Weg ihres Gatten ab. Dank Logbuch kann sie die Route leicht nachvollziehen.

Auf See beginnt sie über ihr Leben nachzudenken. Als Waise, vor den religiösen Fanatikern beschützt, in der algerischen Wüste ausgesetzt, wurde sie von Nonnen großgezogen. Sie ermöglichten ihr eine erstklassige Ausbildung und eine zufriedene Kindheit. Aus deswegen kann Shamsa heute in Frankreich beruhigt ihrem Beruf als Journalistin und Übersetzerin nachgehen. Es gutes Leben. Ein erfülltes Leben. Leo, der Mann an ihrer Seite, ist es wirklich: Der Mann, der sie beschützt, aber nicht einengt. Er gibt ihr die Freiheit, die so vielen ihrer Landsfrauen für immer verwehrt bleiben wird.

Auf ihrer Suche auf See findet sie nur Gutes über ihren Leo zu berichten. Nur seine Geschäftspartner sind ihr nicht geheuer. An Land gehen die Ermittlungen weiter. Auch die Polizei ist von Leos Geschäftspartnern gar nicht so angetan.

„Suche auf See“ vereint mehrere Genres auf 180 Seiten. Zum einen Spannung bis zur letzten Seite. Zum zweiten: Algerien im Fokus der Autorin. Was wissen wir schon über das größte Land Afrikas? Nichts. Der arabische Frühling ging so schnell wie er kam. Seitdem? Nichts, Algerien findet in der täglichen Berichterstattung kaum noch statt. Shamsa berichtet wie Algerien war und welch teilweise zerstörerische Kräfte hier am Wirken sind. Zum dritten: Eine Reisebeschreibung von Griechenland über das Tyrrhenische Meer über Sizilien und die Liparischen Inseln bis hin nach Korsika und Sardinien, um schlussendlich in Südfrankreich zu landen.

Schon während des Lesens wird einem klar, dass es vollkommen unerheblich ist wie das Buch ausgeht. Ein Happyend ist immer etwas Schönes. Aber die einfachen, einfühlsamen, verheißungsvollen Worte von Malika Mokeddem lassen in einem den Wunsch aufkeimen, dass dieses Buch nie zuende gehen möchte. Leider tut es das aber, das ist der einzige Makel des Buches.

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