Sonette

Ein Sonett ist ein Gedicht mit vierzehn Zeilen und einem besonderen Versmaß. So weit die Theorie. So weit so gut. Aber warum ist dann jedermann danach verrückt? Ein Sonett geschenkt zu bekommen, ist … nein, nicht einfach nur „so nett“ … ein ganz besonderes Geschenk. Vierzehn Zeilen, in Reimform, da muss man sich beim Schreiben konzentrieren können.

Vittorio Alfieri gilt bis heute, nicht nur in Italien, als Meister des Sonetts. Wild, unbändig, gefühlvoll, empathisch, beseelend – die Liste der Attribute seiner Sonette ist endlos. Und jedes davon trifft auf mindestens eines seiner Sonette zu. Alfieri lebte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Wortwahl ist also nicht beliebig, umso mehr Bedeutung kommt da einer wohlklingenden Übersetzung zu. Christoph Ferber und Georges Güntert haben für diese elegante Ausgabe die ganze Pracht der italienischen und deutschen Sprache ausgenutzt.

Die zweisprachige Ausgabe glänzt zum einen wegen der üppigen Wucht des Originals und der unverwechselbaren Übersetzung der mitreißenden Vierzehnzeiler. Man möchte sie laut vor sich hertragen, diese Zeilen. Warum nicht! Und warum nicht gleich zweisprachig?! Nur Mut! Was soll schon passieren?! Dass man jemanden trifft, den die Worte treffen? Das kann doch nichts Schlechtes sein!

Sturm und Drang, damit wurde man zu Schulzeiten im Deutschunterricht gequält. Statt immer nur Definitionen auswendig lernen zu müssen, um in der Prüfung den Pflichtteil exzellent zu bestehen, liest man heute Alfieris Texte. Das Format des Büchleins erlaubt einen steten Begleiter, der allzeit bereit einen mehr als nur „lockeren Spruch zur Verfügung stellt“. Und wenn man dann noch – dank der abschließenden Anmerkungen am Ende des Buches – ein paar biographische Daten zum Verfasser mitteilen kann, ist der Tag quasi schon gerettet.