So sind sie, die Italiener!

Bei jedem Spiel der squadra azzurra ist es seit einigen Jahren üblich den Spielern beim Mitsingen der Hymne ins Gesicht zu schauen. Voller Inbrunst wird das „fratelli italia“ in die Welt hinausgeschleudert als ginge es darum dem Tod mit Vehemenz entgegenzutreten. Und das ganze Land singt mit, wo andere Nationen nur grölen können. So sind sie, die Italiener, möchte man meinen. Mit dieser Beobachtung im Hinterkopf ist man bestens gerüstet für dieses kleine Büchlein.

Martin Solly, Engländer, mittlerweile eingeheirateter Italiener, nimmt mit süffisantem Unterton die Italiener unter die Lupe. Ohne ihnen dabei auf die Füße zu treten. Immer mit Respekt und immer mit dem nötigen Abstand kommt er ihnen näher. Und zeigt dem Leser, dass Unterschiede innerhalb des Landes so typisch sind wie die Stadt Rom ewig existieren wird.

Doch Vorsicht! Wenn das Benehmen sich als auch noch so lustig darstellt, so ist es tief im Tun und Denken verwurzelt. Und somit ernst zu nehmen. Steht man im Stau, weil ein paar Reihen sich zwei Autofahrer darüber freuen sich zu sehen, kann man nur die Ruhe bewahren und Zeitung lesen, sich die Haare richten etc. Oder man hupt euphorisch und aufgebracht. Letzteres lässt den Touristen weniger als solchen erscheinen.

Italiener sind stilvoll. Das zeigt sich auch in der Kleidung. Martin Solly beschreibt treffend so: Ein Arzt kleidet sich wie ein Arzt, immer. Und immer bella figura machen. Ohne dabei zu übertreiben. Ganz wichtig! Auch sind die Italiener wahre Improvisationskünstler. Nicht zwingend der Redewendung folgend „Was nicht passend, wird passend gemacht“ und ohne fatalistisches Gejammer, kommt man schließlich immer ans Ziel.

So wie nicht jedem Deutschen Pünktlichkeit und Ordnungssinn allumfassend zugesprochen werden kann, so falsch ist es Italienern Faulheit anzudichten. Eine gewisse Lebensfrohheit, allegria, darf man ihnen allerdings nicht absprechen.

Mit wachsender Begeisterung liest man Seite für Seite in dem Buch. Manchmal findet man seine eigenen Vorurteile bestätigt, und immer findet man auch gleich die Erklärung dafür. Schon nach wenigen Seiten zwinkert man sich selbst zu, wenn ein deftiges Klischee hier unumwunden als Wahrheit deklariert wird. Klischees haben nur zwei Zwecke: Sie zu widerlegen oder sie zu bestätigen. Warum auch nicht?! „So sind sie, die Italiener“ holt jeden Urlauber auf den kulturellen Boden der Tatsachen. Die Leichtigkeit der Worte machen es einem leicht sich der Kultur auf dem Stiefel anzunähern. Und der Urlaub zwischen Alpen und Sizilien, zwischen Adria und Tyrrhenischen Meer wird zum Abenteuer, ohne dabei abenteuerlich zu sein.