Redenta Tiria

Redenta Tiria

Abacrasta ist kein Ort, in dem leben möchte. Auch nicht tot überm Zaun hängen. Über diesem Ort schwebt das Mysterium des Todes. Ein Beamter, Rentner, hier geboren, hier gearbeitet, hier wird er wohl auch sterben, hat es sich zur Aufgabe gemacht diesem Mysterium auf den Grund zu gehen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund binden sich die Männer, wenn sie ein bestimmtes Alter erreicht haben, ihre langen Gürtel, die bisher das Rutschen der Beinkleider verhinderten, um den Hals um ins Totenreich hineinzurutschen. Frauen nehmen sich einen Strick. Ihr Fardetta, der schwarze Faltenrock, der so typisch für Sardinien ist, benötigt keinen Gürtel.

Dieses Phänomen endet als Redenta Tiria in Abacrasta auftaucht. Eine betörende Schönheit (bestechend echt eingefangen auf dem Buchcover), die, blind, nicht sehend (!), wie aus dem Nichts in das nicht einmal zweitausend Seelen zählende Dorf kommt.

Der Erzähler berichtet von den Einheimischen. Jeder hat so seinen Tick. Sie sind Handwerker, Huren und Hallodris. Sie alle vereint das Schicksal Abacrasta. Früher oder später hören sie die Stimme, die sie (abbe-) ruft. Die Menschen der Nachbargemeinden meiden den Ort und ihre Bewohner. So ist Abacrasta der einsamste Ort der Insel. Aber auch der mit dem schönsten Geschichten. Der Leser vertieft sich in diese kleine Welt des Schicksals. Zum Schluss kommt auch der Autor in den Genuss Redenta Tiria kennenzulernen…

Salvatore Niffoi ist verantwortlich für diese seltsamen Geschichten aus dem Herzen Sardiniens. „Redenta Tiria“ war sein großer Durchbruch als Autor. Je mehr man sich in diese Geschichte vertieft, desto mehr begreift man auch warum. Mit Liebe zu den Menschen, ihren Marotten, mit geschultem Auge für ihre Schicksale setzt Niffoi den Sarden ein literarisches Denkmal. Eines, das Lust macht Sardinien zu erkunden, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen, ihre Kultur aufzusaugen ohne sie auszusaugen. Dieses Buch gehört ins Handgepäck, wenn es gen Süden nach Sardinien geht!