Pasta mia

Spielt der Mann da oben links auf dem Cover etwa mit dem Essen? Das darf man doch nicht! Gennaro Contaldo darf das! Wer ihn noch nicht kennt … er war der Lehrer von Tim Mälzer und Jamie Oliver. Das reicht, um in Kochkreisen als Legende zu gelten. Doch dieser Ruf gründet nicht allein auf dieser Tatsache, sondern darauf, dass dieser sympathische Koch sein Können nicht alle Nase im Fernsehen unter Beweis stellen muss, sondern, dass er dies gar nicht nötig hat. Und in seinem neuen Kochbuch geht es um Pasta, basta!, sein Lieblingsessen. Und mit dieser Einstellung steht er nicht alleine.

So ein einfaches Gericht, mögen einige nun vorschnell behaupten. Wasser kochen, Pasta in den Topf, fertig. Und da liegt schon der erste Fehler. Wo ist die Zeit? Wie lange kocht man welche Pasta? Schließlich gibt es nicht nur Spaghetti und Penne. Die Lösung ist dann doch einfacher als man denkt, meint Gennaro Contaldo. Ein großer Topf mit reichlich Wasser, denn die Pasta zappelt gern im Wasser herum. Das ist die Basis des guten Geschmacks. Und lässt den Genießer schon vor Aufregung wild auf seinem Stuhl herumzappeln. Das Salz gibt man hinzu kurz bevor das Wasser kocht. Anderthalb bis zwei Teelöffel pro Liter Wasser. Und das Geheimnis um al dente lüftet der Meister auch gleich noch mit.

Ist die Pasta fertig, stellt sich nur noch die Frage der richtigen Sauce. Wie aus dem Handgelenk schüttelt Contaldo die Antwort(en). Ob Rigatoni, Orecchiette oder Conchiglioni – zu jeder Pastaart passt eine Sauce und/oder eine Zubereitungsart.

Liest man sich schon nur die einführenden Kapitel, läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Doch wie bei jedem leckeren Essen, liegt auch hier das Erfolgsrezept in der Ruhe. Schließlich liegen noch über 150 Seiten feinsten Gustos vor dem schmachtenden Leser. Wie zum Beispiel Pastacini, Pastakroketten. Ja, da muss man zweimal hinschauen, um sicher zu gehen, dass man sich nicht verlesen hat. Meersalz, Tagliatelle, Butter, Parmesan Kochschinken, Mozzarella, Eier, Semmelbrösel und Pflanzenöl. Mehr braucht man nicht. Kein Wort zu viel, aber – und das ist bei der Fülle an Kochbüchern nicht immer gegeben – auch kein Wort zu wenig. Gennaro Contaldos Rezepte sind Anleitungen zum Glücklichsein. Da ist es fast schon egal, ob man sich beim Kosten einmal die Zuckerschnute verbrennt. Es schmeckt, dass man alles um sich herum vergisst. Garantiert.

Es ist doch nicht so leicht Pasta so zuzubereiten, dass aus den einfachen Zutaten ein wirklich außergewöhnliches Mahl entsteht. Doch einmal dem Rezept gefolgt, wird man schnell zum Sprengmeister der Geschmacksexplosion. Schon allein die Namen der Gerichte laden zu vacanza in italia ein ohne die eigenen vier Wände zu verlassen: Pisarei e Faso‘, Nocken aus Pasta ohne Ei mit Bohnen. Linguine con tonno fresco e briciole, Linguine mit frischem Thunfisch und Semmelbröseltopping. Mezzelune con zucca e taleggio, Mezzelune mit Butternusskürbis und Taleggio. Da kann man nicht anders: Nachkochen und sich wie in bella italia fühlen. Wenn es Kochbuch gegen die Folgen des Lockdowns gibt, dann dieses!