Noto

Noto sollte das Glück endgültig perfekt machen. Tat es auch. Doch die barocke Prachtstadt ist nicht dafür bekannt Endgültiges zu schaffen. Sie selbst fiel Ende des 17. Jahrhunderts einem verheerenden Erdbeben zum Opfer. Dank prall gefüllter Taschen wurde auf und in den Trümmern eine Stadt errichtet, deren barocke Pracht weltweit beispiellos ist. Die honigfarbene Stein und der kitschig-blaue Himmel sind die Basis für diese Sehnsucht.

So muss es auch Konrad und Adriano gegangen sein als sie schon nach kurzer Zeit beschlossen sich hier ein Häuschen zu kaufen. So unterschiedlich die beiden waren, so untrennbar waren sie als Paar. Waren. Denn Adriano ist tot. Seit einem Monat. Und Konrad reist nach Noto, um sich ihrer zu erinnern. Und nach dem Rechten zu sehen. Doch eigentlich wird es eine Reise, die unvergesslich wird. Eine Reise, die so manches auf den Kopf stellt. Eine Reise ins Ungewisse. Doch das weiß Konrad noch nicht.

Adriano der Lebemann und Konrad der Besonnene. Wenn Gegensätze sich wirklich anziehen, dann in diesem Fall. In Noto waren sie ein Paar. Es gab kein Ihn und Ihn, es gab nur Sie. Doch das ist alles Vergangenheit.

Konrad wird von einer Freundin begleitet, die in ihrer Unverblümtheit unweigerlich zur einzig wahren Medizin für ihn wird. Jack, der gemeinsame Hund von Adriano und Konrad, ist der Wirbelwind, der die melancholischen Lüfte der Erinnerung ein ums andere Mal durcheinanderwirbelt. Und Santi ist ein echtes Unikum. Einmal beschützt er Konrad, ein anderes Mal stürzt er ihn fast in den Abgrund. Eine echte Wundertüte, die aber genau das ist, was Konrad von Zeit zu Zeit aus seiner Trauer holt. Und je länger Konrad in Noto die Luft des Südens einatmet, die Erinnerungen an ihm vorüber paradieren, umso schmerzhafter wird ihm klar … das Paradies existiert nur in der Erinnerung.

Adriano Sack versteht es meisterhaft die Trauer mit Leichtigkeit zu umgarnen und die ihr anhängende Schwere zu nehmen. In Rückblenden läuft ein verschwommener Film in Endlosschleife, der Konrad immer wieder in ein Loch zieht, aus dem er sich kaum allein zu befreien vermag. Und das alles vor der umwerfenden Kulisse Notos. Wer noch nie hier war, lernt die einladenden Fassaden ebenso kennen wie die versteckten Aussichtspunkte der Stadt. Wenn es so sieht, hält man hier einen exzellent geschriebenen Roman und einen Reiseband in Einem in der Hand.