Nibelungenweg

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Oft wandert man von A nach B. Erlebt dabei das A und O des Wanderns. Und die Gefühle durchwandern das gesamte Spektrum von A bis Z. Aber schon mal von X nach E gewandet? Von Xanten nach Esztergom? Eine ungewöhnliche Reise, eine historische Reise, eine Reise, die es wert ist gewandert, niedergeschrieben und gelesen zu werden!

Rainer Schöffl übernimmt die ersten beiden – auf den ersten Blick beschwerlicheren – Punkte – uns Lesern bleibt der angenehme Teil, das Lesen. Er will auf den Spuren der Burgunden und des Nibelungenliedes die Orte der Sage entdecken, erkunden und schauen, was davon (noch) übrig ist. Denn das Nibelungenlied, die Nibelungensage, ist ja in erster Linie eine überlieferte Geschichte und keine wahre Geschichte.

Und dennoch findet Rainer Schöffl direkt auf seinem Wege oder am Wegesrand immer wieder Hinweise auf Siegfried von Xanten, Hagen von Tronje, Kriemhild und Attila. Ob die Nibelungen hier wirklich einmal – ob nun im Nibelungenlied erwähnt oder nicht – vorbeikamen, ist im Licht des mitreißenden Textes fast schon überflüssig. Rainer Schöffl ist die Hauptperson in diesem Buch. Sein Navi leitet ihn fast immer sicher ans Ziel. Und wie vor Jahrhunderten: Ist die Karte ungenau, so findet sich auf Umwegen auch immer etwas Erwähnenswertes.

Rainer Schöffl ist kein Dr. Greenbow aus „Immer Ärger mit Harry“, der in seine Lektüre vertieft die Umwelt kaum noch wahrnimmt. Vielmehr hat er das Nibelungenlied schon verinnerlicht, und sucht nun nach der einzig verbliebenen Herausforderung, der, die Wege der Protagonisten selbst abzuschreiten.

Neunundsechzig Tage später schmerzen die Füße. 1.598 Kilometer später sind die Nibelungen in Fleisch und Blut übergegangen. Drei Länder später ist Rainer Schöffl einer der Ihren.

Rainer Schöffl ist mit dem Leser auf Augenhöhe. Das Wandern und das Schreiben sind dem Lesen gleichgestellt. Vielleicht hat der Leser einen kleinen Nachteil: Er darf in erster Linie „nur“ genießen.