Auf Godot wartet keiner mehr

Amila - Auf Godot wartet keiner

Kommt der Graf ein zweites Mal zurück? Fortsetzungen waren nie das Ding von Jean Amila. Doch das Schicksal des Grafen aus „Die Abreibung“ gierte sichtlich nach mehr. In „Auf Godot wartet keiner“ tauchen einige Charaktere wieder auf, die dem Leser bekannt vorkommen.

Riton Godot hat nicht nur das Geschäft des – schlussendlich doch – „verstorbenen“ Grafen geerbt. Auch Angèle Maine ist nun seine Frau. Aber auch nur auf dem Papier. Er kümmert sich ums Geschäft, sie darum ihm das Privatleben so schwer wie möglich zu machen. Als ihre Tochter mit dem Zug in Paris ankommen soll, wird sie von Leuten aus Paconis Bande (dem großen Gegenspieler Godots) angegriffen und fast entführt. Nur das entschlossene Eingreifen eines Passanten verhindert Schlimmeres. Doch auch der Passant ist kein Unbekannter: Es ist Felix. Der Vater von Colette.

Es ist kein Zufall, dass Felix auch in der Stadt ist. Colette wuchs in seiner Obhut und der seiner Frau Janine auf. Bis Janine vor einigen Jahren bei einem Kaufhausbrand ums Leben kam. Felix bezweifelt die Theorie eines Unfalls. Jetzt hat er Beweise und will die Verantwortlichen zur Verantwortung ziehen. In Riton Godot scheint er einen willigen Gefährten gefunden zu haben. Doch scheint auch er seine eigenen Interessen zu verfolgen. Es geht um Millionen. Felix hat gute Vorarbeit geleistet – die Schuldigen an den Pranger zu stellen, wird ein Leichtes.

Eine vom eigenen Gatten und vielleicht sogar vom eigenen Leben angewiderte Femme fatale. Ein rachsüchtiger Mann, der die Hintermänner seines Witwertums zur Strecke bringen will. Ein Gangsterboss im Kampf um Machterhalt. Ein junges Ding, dessen Knospen zur zerbersten angespannt sind. Na wenn das kein Plot für einen spannungsgeladenen Thriller ist?! Und dann noch aus der Feder eines der Meister der Série noire…

Jean Amila spinnt ein verzwicktes Geflecht aus Eigennutz und Rachsucht. Der Leser wird immer tiefer in die Geschichte hineingezogen – es gibt keinen Ausweg. Keiner entkommt der Phantasie des genialen Autors der schwarzen Serie. Verschreckt Blicke nach links und rechts. Nichts zu sehen. Doch hinter einem lauert die Gefahr. Spannungsgeladen von der ersten bis zur letzten Seite. „Auf Godot wartet keiner“ ist die gelungene Fortsetzung von „Die Abreibung“. Ein gelungenes Beispiel dafür, dass Fortsetzungen doch spannend sein können.