Mord, Mystery & History

Da steigt man nichts ahnend in die Pariser Metro und … da liegt eine Frau. Nicht einfach so! Sondern tot. Geschehen am 16. Mai 1937. In ihrem Nacken steckt ein ziemlich langes Messer. Und der Täter! Fort. Hinweg. Verschwunden. Einfach so. Die Ermittlungen – ergebnislos. Zumindest offiziell. Denn die Akten darf niemand sehen. Sind unter Verschluss. Bis 2038, also einhunderteins Jahre nach dem Verbrechen. Denn die Dame – sehr gut aussehend, man wird nicht müde es zu betonen – spielte ein doppeltes Spielchen. Zum Einen das nimmermüde Partygirl, zum Anderen Spionin für die französischen Behörden im Kampf gegen die extreme (und einflussreiche) Rechte. Die Tatwaffe deutet jedoch auf Italiens Machthaber Mussolini bzw. seine willfährigen Helfer. War es vielleicht sogar ein doppeltes Doppelspiel. Ein paar Jahre müssen wir noch warten, dann werden die Akten geöffnet.

Wie wäre es damit? Man selbst ist ein gefürchteter Schlächter. Horden von Mannen stehen unter seinem Befehl. Gilt es jemanden, der der Mafia gefährlich werden könnte, aus dem Weg zu räumen, gibt es nur eine Adresse: Albert Anastasia. Circa tausend Opferkerben zieren seinen Opferstock. Heute steht wieder ein Barbierbesuch auf dem Plan. Es wird der Letzte sein. Gewehrsalven und der finale Kopfschuss bereiten dem Chef der „Murder inc.“ ein jähes Ende. Wer war’s? Mh, keiner weiß es. Vielleicht hätte Albert Anastasia sich mehr an die Gepflogenheiten und Regeln seiner Auftragsgeber halten sollen.

Mit diesen zwei Geschichten beginnt eines der spannendsten true-crime-Bücher. Alle Fälle sind echt. Genauso passiert, oder zumindest annähernd und allesamt tragen das Gütesiegel „Der perfekte Mord“. Einen Mord durchführen ist das Eine. Damit davonzukommen das Andere.

Journalist Ingo Gentner geht den Stories hinter aufsehenerregenden Schlagzeilen auf den Grund. Auch er vermag es nicht die wahren Mörder auf- und anzuzeigen. Doch das bisher Ermittelte ist allein schon Stoff genug für Schauergeschichten, oftmals sogar filmreif. Und so liest man sich durch die kurzen Kapitel und fragt sich selbst, wie es die Täter immer wieder schaffen ungeschoren davonzukommen.

Vielleicht sind sie es aber auch nicht, und ein weiterer Täter, der wiederum ungeschoren davongekommen zu sein scheint, hat Rache genommen … ein Teufelskreis. Doch das ist nur die eine Seite des Buches. Es kommen auch wahre Wunder ans Tageslicht. Wie der Überlebenskampf eines Polizisten aus Arizona. An einer Ampel crasht mit unvorstellbarer Wucht ein Auto ins seinen Streifenwagen. Der Unfallfahrer hatte einen Anfall und war nicht mehr Herr über seinen Körper. Zweieinhalb Monate liegt das Opfer im Koma. Dann kämpfte er sich zurück ins Leben. Sein Gesicht ist bis heute entstellt. Dennoch oder vielleicht deswegen bezeichnet er sich als glücklichen Menschen. Das sind die mysteriösen Seiten des Buches.

Wer sich in wahre Fälle eingraben kann, in ihnen aufgeht, wird dieses Buch lieben. Für alle anderen bleibt die unstillbare Neugier nach dem Unfassbaren, dem Grauenhaften, dem immer noch eine Faszination anhängt.