Montparnasse und Montmartre

Montparnasse und Montmartre

Für viele ist Paris mit Montmartre oder Montparnasse gleichgesetzt. Und tatsächlich sind die beiden Hügel nicht aus dem Stadtleben wegzudenken. Anfang des 20. Jahrhunderts bebte hier das künstlerische Herz Frankreichs, Europas, wenn nicht sogar der Welt. Wer sich hier die Klinke in die Hand gab, dessen Name hallt bis heute nach. Picasso, Satie, Proust, Cocteau sind nur ein geringer Teil derer, die Paris fast allein nur durch ihre Präsenz zum künstlerischen Epizentrum der Welt krönten. Dan Franck bringt Licht ins mittlerweile verblasste Paris des Post-Fin-de-Siècle. Wer heute durch Paris schlendert, muss schon ganz genau wissen wonach er sucht. Dieses Buch ist der Reiseführer für Erwachsene, die Paris poetisch, impressionistisch, expressionistisch, kubistisch, intellektuell, aufrührerisch, avantgardistisch erleben wollen.

Nicht jede Stadt auf der Welt kann sich rühmen derart geballt so viele führende Köpfe einer Epoche und so vieler Genres einmal beherbergt zu haben. Sie lebten, litten und wirkten auf einem Areal, das flächenmäßig kaum erwähnenswert ist. Mit kindlicher Freude schreibt der Autor vom Leben wie es kaum woanders möglich war. Hier war Paris am französischsten, aber auch multikulturell. Keine explosive Mischung, eher eine befruchtende. Man half sich untereinander aus. Agenten, Galeristen und Kunstsammler halfen so manchem Künstler über eine Durststrecke hinweg.

Wer Kunst sammelte, für den lag hier der heilige Gral. Für ein paar Francs konnte man Kunstwerke erwerben, deren Wert sich bis heute millionenfach auszahlt. Ein France entspricht heute ca. sechs Euro. Kaum zu glauben, dass ein Pablo Picasso für einen zweistelligen oder niedrigen dreistelligen(Franc-)Betrag Auftragsarbeiten erledigte.

Detailreich und ungeheuer aufwendig recherchiert nimmt dieses Buch den erfahrenen Parisbesucher mit auf eine Reise durch das Paris des beginnenden 20. Jahrhunderts. Die zahllosen Anekdoten machen dieses über fünfhundert Seiten starke Buch zu einem Juwel unter den besonderen Parisgeschichten. Die Preisverhandlungen mit Clovis Sagot sprechen Bände. Anfangs bot er Picasso 700 Francs. Der Maler zögerte und verkaufte ein Bild schlussendlich für weniger als die Hälfte.

Ein weiterer ausgefuchster Kunsthändler war Ambroise Vollard. Eines Tages spazierte Gertrude Stein in sein Geschäft. Wie er der später bekanntesten Kunstsammlerin gekonnt die Franc aus der Tasche zog, bringt den Leser mehr als nur zum Schmunzeln. Doch keine Angst, die resolute Dame hat auch ihren Schnitt gemacht.

Wer Paris als riesige Einkaufsmeile betrachtet, wird mit diesem Buch eines Besseren belehrt. Wer die Hotspots von Paris wie seine Nachbarschaft kennt, wird hier ein wahres Wunder erleben. Mit genauen Adressangaben kann man anhand dieses Buches durch Paris flanieren, den Hauch der Kunst-Geschichte atmen und sich darüber freuen, dass La Butte („das Hügelchen“, so nennen die Parisienne Montmartre) und Montparnasse sicherlich als Sinnbild für ganz Paris herhalten, aber man nun ganz genau weiß warum. Über zweihundert Abbildungen unterstreichen den von der ersten Seite an exzellenten Eindruck.