Menschen, Tiere und andere Dramen

Es hätte schlimmer kommen können für den Biologen und Kolumnisten Peter Iwaniewicz. Tote Wale sezieren, Stoffwechselendproduktanalyst von allerlei Viechern, doch es kam anders.

Dieses Buch widmet er der Beziehung zwischen Mensch und Tier. Im Fernsehen gibt es seit Jahren eine Invasion von Tierverstehern und Tiertrainern, die sich nur allzu gern mit einem schelmigen Lächeln als Menschentrainer bezeichnen. Denn nicht das Tier ist die Wurzel des Übels, sondern der Mensch. Ist ja klar, wie soll man messen, dass man mit einem Hund reden kann?

Es ist erstaunlich, was Peter Iwaniewicz alles zusammengetragen hat. Im ersten Moment hat man Katzen und Hunde im Blick. Die sind niedlich, lassen sich streicheln, sie beruhigen, sind manchmal wild … und im Zweifelsfall kann mit Videos von ihnen sogar Geld verdienen. Tiere haben den Menschen von jeher fasziniert. Sie sind stark wie ein Bulle, zickig oder störrische Esel. Sie sind gefährlich, weil sie beißen oder alles verschlingen, was ihnen vors Maul kommt. Oder einfach nur ekelig. Die Arachnophobie, die Angst vor Spinnen ist sicherlich das meist gekannte Fremdwort für viele, die sonst mit Fremdwörtern nicht viel anfangen können.

Die tiefgreifende animalische Bilderschau führt den Leser in eine Welt, die er jeden Tag vor Augen hat. Ein kläffender Köter, der die Wochenendruhe zu ersticken droht. Kühe, die bei Mozart mehr Milch geben (bei den Wildecker Herzbuben schnürt es dem Nutzvieh allerdings die Euter zu – das nennt man dann wohl Qualitätsanspruch), Welse die kleinere Haustiere im Ganzen verschlingen.

Wer nun meint, dass dieses Buch ein Kompendium der versauten Anekdoten ist, und es nichts mehr als eine pure Ansammlung von Hiobsbotschaften darstellt, irrt. „Menschen, Tiere und andere Dramen“ ist das geballte Wissen der Biologie unter dem Brennglas des Gemeinschaftswesens. Der Autor öffnet mit Wissbegier und Fachwissen die Augen des Lesers für Fakten und alternative Fakten. Sicher ist der Mensch mehr als nur einmal die Wurzel allen Übels, Stichwort Problembär. Vor allem das Nichtwissen über das Fremde führt oft zu Irritationen, Furcht und Angst. Das lässt sich bedauerlicherweise auch auf das Zusammenleben von Mensch und Mensch anwenden.

Es ist heißer Ritt auf einem gezähmten Tier, das hier dem Leser präsentiert wird. Es ist alles nur halb so wild, wie man allgemeinhin annimmt. Wer Tiere wirklich mag, sich für sie interessiert und nicht permanent behauptet Tierfreund zu sein und keinerlei Angst (nur Respekt) vor ihnen zu haben, kommt Seite für Seite immer mehr auf Touren. Rasant und informativ reisen Autor und Leser gemeinsam in eine Welt, die so viel Missverständnisse in sich birgt, dass es Zeit wurde ein Buch wie dieses zu veröffentlichen.