Memed IV – Der letzte Flug des Falken

Memed IV - Der letzte Flug des Falken

Memed ist müde. Müde vom Kampf, müde vom Versteckspiel, müde vom Leben. Jetzt will er sich im Land, wo Orangenduft die Luft erfüllt, die Zitronen den Tag erhellen, niederlassen. Hier unten im Tal ist er wieder Mensch. In den Bergen war er nur ein Aussetziger, ein Outlaw, ohne Würde. Da das karge Land, das nur wenig her gab für die Wenigen, die aus dem Wenigen ihr tristes Leben bestritten. Hier das fruchtbare Land, das ihm wie das Paradies erscheint. Hier unten im Tal kann er die Schönheit seines einstigen Exils, die Berge, in ihrer vollen Pracht genießen. Das Farbenspiel der Sonne, das sich in den Gipfeln der Berge in einen Regenbogen verwandelt. Memed der Rebell, der Kämpfer, der Held ist Geschichte.

Und in Geschichten. Immer wieder machen Fata Memeds die Runde, lassen den Helden und Kämpfer für das Gute noch einmal auferstehen. Aus dem furchtlosen Memed wird Memed die Legende. Er genießt die Ruhe, den Frieden. Auch wenn um ihn herum noch vereinzelt gekämpft wird, ist Memed, der Falke nur noch Beobachter. Memed blickt zurück auf sein Leben, auf Freunde und Weggefährten, auf Verräter und gnadenlose Häscher. Viel hat er erlebt. Nicht eine Sache bereut er, möchte er missen.

Bis eines Tages sein der Lehrer Zeki Nejad ermordet wird. Der war der Einzige, der gegen die Landherren noch aufbegehrte. Er wetterte gegen die Schergen und gegen die blinden Fanatiker, die die Belohnung für den Kopf Memed einstreichen wollten. Memed sieht sich gezwungen och einmal in die Schlacht zu ziehen. Einmal Kämpfer, immer Kämpfer. Auf viel Hilfe kann er nicht vertrauen – es ist wie immer. Doch allein kann auch der Mythos Memed, der Falke nicht siegreich…

Yaşar Kemal zieht mit „Der letzte Flug des Falken“ einen wortgewaltigen Schlussstrich unter seinen Memed-Zyklus. Über ein halbes Jahrhundert schrieb er an den vier Teilen des türkischen Helden. Als Journalist bereiste er sein Land, die Türkei, um Geschichten aus den Dörfern zu sammeln. Sie alle sind in seine Romane auf die eine oder andere Art eingeflossen. Dem Auflehnen der einfachen Bauern gegen die Willkür der Landbesitzer gab er in seinen Romanen eine unvergessliche Stimme. Yaşar Kemals Verdienst ist es, dass er in der Sprache seiner Leser schrieb. Das gab es bis dahin nicht. Yaşar Kemal starb Anfang 2015, bei seiner Beerdigung säumten tausende Leser, Freunde, Fans den Weg.