Matterhorn – Berg der Berge

Matterhorn - Berg der Berge

Samstagabend. Irgendwann in den 80ern. Hans-Joachim Kulenkampff führt elegant und charmant durch seine Sendung „Einer wird gewinnen“. Zwei Kandidaten – einer aus Finnland, mit gewaltigen Sprachschwierigkeiten – sollen anhand von Umrissen den Berg benennen. Den Fujiyama erkennen beide. Mount Everest, Mont Blanc .. da wird’s schon schwierig. Den Berg, den beide sofort erkennen, ist das Matterhorn. So einen Berg gibt es nur einmal. Vom schweizerischen Zermatt gesehen, sieht er aus wie eine unfertige Sphinx. Bergsteiger haben einen riesigen Respekt und nennen ihn nicht umsonst den Berg der Berge.

Mitte Juli 1865 wurde er nach achtzehn glücklosen Versuchen endlich erklommen, bezwungen. Nur ein paar Tage später sogar zum zweiten Mal. Sieben Bergsteiger nahmen – einige nicht zum ersten Mal – das bis dato unmögliche Unterfangen in Angriff. Drei kamen zurück, drei konnten nur noch tot geborgen werden. Einer ist bis heute verschwunden.

Wie ein riesiges Toblerone-Stück thront der Berg inmitten der Alpen in der schweizerisch-italienischen Grenzregion. Cervino nennen ihn die Italiener, die Walliser Hore. Einhundertfünfzig Jahre ist es nun her, dass die 4478 Meter von Menschenhand erobert wurden. In einer Zeit, in der es chic war Abenteuer zu planen, zu vermarkten und natürlich zu bestehen. Viele sind an diesem Berg zerbrochen, sprichwörtlich und buchstäblich.

Daniel Anker setzt diesen Menschen und ihrer Nemesis mit diesem Buch ein Denkmal. Als Bergsteiger kennt man so manche Geschichte über die die verschiedenen Herangehensweisen: Hörnligrat, Liongrat, Zmuttgart, Furggengrat. Man kennt auch die vier Wände, Ost-, West-, Nord- und Südwand. Die eine oder andere Anekdote sollte eingefleischten Alpinisten auch bekannt sein. Doch so konzentriert und umfangreich wurde das Matterhorn noch nie dargestellt. Die ewigen Kontrahenten, Werkzeuge, vergebliche Versuche, all die namenlosen Gescheiterten bekommen hier den Ruhm, der ihnen gehört. Und wer, wenn nicht der AS-Verlag aus Zürich sollte dem Walliser Naturdenkmal ein Denkmal setzen können. Schließlich ist hier das Heim der Bergmonographien. Höchste Zeit auch dem Matterhorn die nötige Ehre zu erweisen.

In einer Zeit, in der immer wieder gern auf Althergebrachtes als Neues verkauft wird, hat dieses Buch auch einen pädagogischen Charakter: Wenn also in naher Zukunft in einer Quizshow anhand von Umrissen ein Berg erkannt werden muss, oder noch etwas mehr Wissen dazu abgefragt wird, hält man mit diesem Buch den Hauptgewinn in den Händen. Auch wenn der Quizshow-Fall niemals eintreten sollte, so ist dieses Buch eine Augenweide: Die oft doppelseitigen Abbildungen lassen die Augen aufspringen und Fans wie Profis das Herz aufgehen.