Maskeraden

Es ist egal welchen Präfix man verwendet: Der Kern bleibt derselbe. Ob nun Neo- oder Austrofaschismus. Es bleibt Faschismus. Doch man kann sich sicher sein, immer wenn ein Präfix vorhanden ist, soll etwas verschleiert werden. Um nicht zu sagen, dass etwas maskiert werden soll. Erstmals wird dem Begriff Austrofaschismus auf kultureller Ebene ein derart umfangreiches und detailliertes Buch gewidmet. Mehr als fünfzig Beiträge ergeben ein Bild, das so umfangreich ist wie noch nie. Komplett ist das Bild nicht, und wird es auch niemals sein. Das wissen die Autoren. Doch das, was sie zusammengetragen haben, reicht vollkommen aus, um der Widerwärtigkeit, der Feigheit, der Maskierung nicht nur die Stirn zu bieten, sondern und vor allem auch aufzuzeigen, was Euphemismus, Verallgemeinerung und perfides Versteckspiel bedeuten: Menschenverachtung und Ignoranz.

Die Autoren Alfred Pfoser, Béla Rásky und Hermann Schlösser sind die Crime Unit mit den großen Pinzetten, die jedes noch so kleine Haar in der Suppe der Maskeraden aufspüren, ohne sich hinterher hinzustellen, um bedeutungsschwanger zu verkünden: „Das ist ein Haar!“. Sie wissen, wo sie suchen müssen. Sie finden. Sie verkünden.

Ein bisschen Vorbildung ist allerdings von Nöten, um dem Gesamtumfang ihrer Recherchen einordnen zu können. Einige der handelnden Personen sind nicht jedem geläufig. Die Fußnoten erleichtern dann aber doch das Erkennen der Zusammenhänge.

Erschreckend ist allerdings die Erkenntnis, dass so manches Störfeuer bis heute nicht erloschen ist und des immer noch Menschen gibt, die darauf hereinfallen. Geschichte wiederholt sich – „Maskeraden“ lässt die anscheinend „neuen Strategien“ aber ziemlich alt aussehen. Die Rufe nach der harten Hand oder dem harten Hund an der Spitze sollten mit diesem Buch ein für allemal verstummen. Mit schlüssigen Beweisen ziehen die Autoren in den Kampf wider das Erstarken von blinder Gehorsamkeit und nicht verstummender Unmenschlichkeit. Die Frage, warum es damals so scheinbar einfach war zu verführen, wird nicht zu beantworten sein. Es ist vielmehr die eine richtige Antwort darauf, ob es noch einmal passieren kann – NEIN, wenn man dieses Buch liest.

Es sind Bücher wie dieses, die unsere Zeit beeinflussen können ohne dabei die Moralkeule zu schwingen. Die Fakten sprechen für sich.