Lesereise Amalfi / Cilento

Lesereise Amalfi Cilento

Das nostalgische Italienbild in unseren Köpfen haben wir einem einzigen Küstenstreifen zu verdanken: Der Amalfi-Küste. Die tosende See, die Gicht, die gegen die schroffen Felsen klatscht, die märchenhaften Villen mit Meerzugang. Cilento hingegen – nur wenige Kilometer südlich – ist weitgehend unbekannt. Hier sind Naturliebhaber an der richtigen Stelle. Die „Lesereise Amalfi / Cilento“ nimmt den Leser mit auf eine Reise zwischen Postkartenidylle und unbezahlbarer „silenzio assoluto“.

Im Cinquecento durch die Gassen, ein gelato schlecken – hier lässt es sich leben. Hier ist man dem Himmel so nah wie nirgends sonst. Das weiß auch einer der Wegbegleiter der Autorin.

Gennaro Pisacane, der Präsident der Hotelvereinigung lernt sie die praktische Engstirnigkeit kennen. An der Amalfiküste könnte schon längst ein schicker Yachthafen stehen. Aber die Investoren kamen aus Neapel. Das bedeutet meist Mafia bzw. Camorra. Und die würde sich dann krakenmäßig ausbreiten. Da bleibt man liebr unter sich. Wird ein Hotel verkauft, dann nur an Leute aus der Umgebung. Das hält zum einen die Preise stabil (und die sind teilweise so gesalzen, dass so manche Sardelle wie eine fade Nudel daherkommt) und bewahrt den Charme der Region. Zum Beispiel werden die hier angebauten Zitronen heute für 50 Cent an di Händler verkauft, vor dreißig Jahren waren es 500 Lire. Was in etwas auf dasselbe hinausläuft. Tradition wird großgeschrieben.

In Lauro findet man eine Gelateria namens „Norge“ und eine Pizzeria, die auf den klangvollen Namen „Nobile“ hört. Beides Überbleibsel bzw. Ehrerbietungen an Umberto Nobile, der 1926 als erster Mensch den Nordpol sah, leider nicht erreichte. Er hat auch hier seine Spuren hinterlassen.

Geschichte, Tradition, umwerfende Naturschauspiele (sommerliche Sonnenuntergänge auf den Hügeln des Cilento lassen einen an den lieben Gott glauben) und eine gesunde, regionale – und dazu noch leckere – Küche verwandeln den Cilento und die Amalfiküste 365 Tage im Jahre in einen Garten Eden. Italien wie es in der Vorstellung erscheint, nimmt hier Form und Gestalt an.

Dieses Buch kann man – auch wenn es nur 132 Seiten stark ist – nicht in einem Rutsch lesen. Immer wieder muss man es absetzen und tief durchatmen. Mit völliger Hingabe verbreitet Barbara Schaefer ein Gusto von Entspannung, manchmal kommt sogar ein wenig Neid auf. Hier irgendwo müssen die Wurzeln des Paradieses liegen.

INFO: Mehr zum Cilento finden Sie unter www.cilentomania.it.