Leonardos Maschinen

Leos Werk hat man nie ganz für sich alleine. Zumindest, wenn man Leonardo da Vinci auf die Mona Lisa und den gleichnamigen Code bezieht. Doch damit würde man weder sich noch dem Kopf dahinter auch nur annähernd gerecht werden. Jede Epoche hatte ihren Leo, die Gegenwart Leonardo DiCaprio und die Renaissance eben Leonardo da Vinci. Beide haben gemein, dass sie schon zu Lebzeiten legendär waren und Spitzenpreise für ihre zu erbringenden Arbeiten aufrufen konnten. Was beide übrigens auch taten bzw. noch tun.

Der Leonardo der Renaissance kann ohne Wenn und Aber als das letzte, wenn nicht sogar das einzige Universalgenie betitelt werden. Gemälde, Werkzeuge, Verteidigungsanlagen, Fluggeräte und so weiter – da hat der Mann aus Vinci seine Finger im Spiel gehabt. Er diente unterschiedlichen Herren und war doch immer auch ein Stück weit unabhängig.

Die Skizzen, die für dieses Buch „auf Brauchbarkeit“ unter die Lupe genommen wurden, sind nicht selten schwer zu entziffern. Sind die Forscher aber erst einmal hinter das Geheimnis gestiegen, offenbaren sich wahre Schätze der Naturwissenschaft. Die berühmte Brücke, die in Teambuilding-Seminaren gern mal als Paradebeispiel herhalten muss, ist nur ein Teil einer für die damalige Zeit (wir sprechen hier vom Ende des 15. Jahrhunderts) eine echte Revolution: Eine Drehbrücke, mit der man flexibel Flüsse überwinden konnte. Denn genau diese Brücke war mobil. Eine leichte Konstruktion, die unter schweren Lasten nicht zerbarst. In Kriegszeiten, und zu dieser war in Italien immer irgendwo eine Fehde im Gange, ein nicht zu unterschätzender Vorteil. Man stelle sich vor, Leonardo da Vincis Idee vom Hubschrauber wäre damals schon umsetzbar gewesen…

Doch auch für Verteidigungszwecke setzte der stets umtriebige Forscher seine schier unendliche Neugier ein. Er entwarf eine für ideale Festungsanlage. Zu dieser Zeit lebte und arbeitete er bereits in Mailand, das um 1508 zu Frankreich gehörte. Nach den Borgias und den Sforzas bekam er seine Order nun aus Paris. Ballistische Studien, Erforschung von Handfeuerwaffen und Geschützen gingen der Konstruktion voraus. Wuchtige, abgeschrägte Mauern waren das Grundgerüst dieser Ideenspielerei.

Ihn als Günstling der Herrscher und Kriegstreiber zu bezeichnen, wäre wiederum falsch. Denn auch als Konstrukteur von Kanalbaumaschinen, Drehkränen, als Architekt von Bühnenbauten, ja sogar Musikinstrumenten tat sich der Meister hervor.

Was dieses Buch so besonders macht, sind die Versuche die Skizzen aus dem 15. Und16. Jahrhundert in die Gegenwart zu transformieren. Anhand der Aufzeichnungen wurden aufwändige 3D-Modelle am Computer zu entwerfen. So hält der Leser das Beste aus der Technikgeschichte des vergangenen halben Jahrtausends in den Händen. Leonardo da Vinci könnte zurecht stolz darauf sein.