Alte Wunden

Acht Monate Aosta-Tal – klingt für einige wie ein nie enden wollender Urlaubstraum. Für den römischen Miesepeter Rocco Schiavone ist es die Hölle auf der alpinen Erde, die schlimmsten acht Monate seines verkorksten Lebens. Das Wetter, der Beruf, die Nachbarn – alle gehen ihn auf den Zeiger. Und der tendiert auch immer mehr gen Abneigung gegen so ziemlich alles. Da hilft nur Arbeit! Ein Verkehrsunfall mit zwei Toten und einem geklauten Nummernschild hilf da nicht wirklich – der Wochenbeginn ist eher zäh und geht Rocco gewaltig auf die Nerven. Genauso wie die dümmlichen Kollegen, die einfach nichts kapieren oder kapieren wollen. Lediglich Italo Pierron ist zu gebrauchen…

Doch die Woche hält für den mürrischen Ermittler noch eine Überraschung parat! Die achtzehnjährige Schülerin Chiara ist verschwunden. Entführung? Na klar! Zumindest für den Ermittler, nicht für die Eltern.

Die sind eher beunruhigt, dass die Polizei in Person von Rocco Schiavone nach den beiden verunglückten Personen fragt. Von der verschwundenen Chiara, ihrer Tochter, ihrem Fleisch und Blut ist keine Rede. Schiavone ist in seinem Element. Wenn jemand mit ihm Schlitten fahren will, bestimmt er die Route und das Tempo. Obwohl er Schnee im Mai hasst. Und es schneit…

Nach und nach kristallisiert sich ein verworrener Fall heraus. Chiaras Eltern sind reich. Nicht besonders, aber es reicht, um den Familienbetrieb mit einer kleinen Erpressung an sich zu reißen. Doch wer steckt dahinter? Die rechte Hand des Chefs?

Bei all den unfähigen Kollegen, den verstockten Bewohner Aostas, den kleinen, fiesen Geheimnissen, die hier jeder zu haben scheint, ist für den Großstädter Rocco Schiavone hier nicht viel zu holen. Denn immer mehr Verdächtige oder zumindest Personen, die alle etwas mit dem Verschwinden zu tun haben könnten tauchen auf. Ihr Freund Max, ihr Lehrer, der auch ihr Onkel ist, und mit der rechten Hand des Vaters eine Liaison hat oder sind noch ganz andere Mächte am Werk? Und was passiert, wenn Chiara gerettet wird? Wird sie die Entführer erkennen können?

Einzig allein die Hoffnung, dass Adele, eine Freundin ihn besuchen will, scheint Schiavone halbwegs milde zu stimmen. Wenn er wüsste, was er mit seiner Zustimmung sie zu beherbergen anrichtet…