Leo von Klenze – der königliche Architekt

Leo von Klenze

Leo von Klenzes Name wird nicht vielen etwas sagen. Kunsthistorikern und Architekten, vielleicht noch ein paar Münchner Geschichtsexperten. Und dabei hat er wie kaum ein anderer das Erscheinungsbild einer europäischen Metropole geprägt. Oscar Niemeyer in Brasilia und vielleicht noch Baron Haussmann in Paris haben Ähnliches vollbracht.

Leo von Klenze wurde 1784 zwar nicht mit dem goldenen Löffel im Mund geboren, jedoch waren Edelmetallspuren sichtbar. In jungen Jahren verschlug es ihn an den Hof des Königreiches Westphalen zu König Jerôme Bonaparte, einem Bruder des sich gerade mal wieder im Krieg befindlichen Napoleon Bonapartes. In Kassel durfte er sich seine ersten Sporen verdienen. Als das Napoleonische Zeitalter vorüber war, türmte der König und Leo Klenze (das „von“ durfte er sich erst später zulegen) saß auf der Straße. Sein Ruf war keinen Heller mehr wert. Als Günstling des ehemaligen Besatzers gab es nur geringe Zukunftschancen.

Erst am Bayrischen Hofe bekam er Jahre später wieder die Möglichkeit zu bauen. Unter König Ludwig I. entstanden Prachtbauten, die noch heute Münchens Erscheinungsbild prägen: Odeonsplatz, Pinakothek, Ruhmeshalle.

Doch nicht nur im beschaulichen München (65.000 Einwohner in der Mitte des 19. Jahrhunderts) hinterließ Klenze seine Spuren. Von Sankt Petersburg bis Athen sind seine Bauten zu bewundern.

Sieben Kinder setzte Leo von Klenze in die Welt, drei starben bereits im Kindesalter. Den Eintritt in den Erbadel erschlich er sich. Zeit seines Lebens stand er unter der Fuchtel seiner Auftraggeber. Sich selbst entfalten war nur im gesetzten Rahmen möglich. Unerbitterlich seinen Feinden gegenüber, phantasievoll-untergeben gegenüber der Hand, die ihn fütterte.

Der königliche Architekt war ein umtriebiger Geschäftsmann, der die Nähe zu Menschen nur suchte, sofern sie ihm behilflich waren. Seine Visionen konnte er nur bedingt umsetzen. Doch die, die umgesetzt wurden, versetzen bei genauerem Hinsehen den Betrachter immer noch in Verzückung. Leo von Klenze – einen Namen, den man auch dank der Biographie von Friedegund Freitag nun nicht mehr so schnell vergessen wird.