König der Hobos

Über dreißig Jahre ist es her, dass in Whitesnakes „Here I go again“ das Wort Hobo vorkam. Sie mussten es allerdings im Zuge einer Hetzkampagne gegen Rockmusik, angeführt von Pippa Gore, der Frau von Al Gore, das Wort Hobo durch Drifter ersetzen. Hobo klang zu sehr nach Homo. Und das ging natürlich gar nicht!

Hobos sind die letzten wahren Helden Amerikas. Sie streifen durch ihr Land auf der Suche nach einem bisschen Glück. Ach klingt das romantisch! Ihr Glück ist nicht das Glück der Anderen. Sie schürfen nicht nach Gold, um mit Mitte vierzig im Schaukelstuhl körperlich und nervlich am Boden dem eigenen Sonnenuntergang entgegen zu sehen. Sie drehten sich einmal in ihrem Leben um, und dann nie wieder. Wer sie sieht, (er)kennt meist nur ihre Rückansicht.

Der amerikanische Traum – was ist das überhaupt? Schnell viel Geld scheffeln? Dann sind Hobos keine Amerikaner! Endlos die Freiheit genießen? Dann sind Hobos die Archetypen des Amerikaners.

Fredy Gareis hat sich unters Volk gemischt und ist dem Mythos Hobo auf den Grund gegangen. Denn es gibt sie noch, die Männer und Frauen, die auf Zügen mehrere tausend Kilometer quer durchs Land fahren, ohne dabei auch nur einem einzigen Fahrkartenkontrolleur Rechenschaft ablegen zu müssen. In einem Land, in dem die Angst vor allem Fremden so ausgiebig zelebriert wird, kein einfaches Unterfangen. Die Strecke von Küste zu Küste, von Berg zu Berg, von Strand zu Strand hat einen entscheidenden Vorteil: Keine Grenzen. Keine Sprachbarriere stört das Vorankommen.

Hobos haben natürlich Namen. Und genauso natürlich haben sie diesen abgelegt. Ihre Herkunft und ein kurzer, schmissiger Name müssen als ID reichen.

Fredy Gareis hat es nicht einfach aufgenommen zu werden. Die Hobos bleiben lieber unter sich. Sie haben ihre eigenen Rituale, die sie ungern nach außen transportiert sehen möchten. Wer weiß schon von der Hobo-Queen-Wahl? Fredy Gareis trifft bei seiner Erkundungstour sogar eine Frau, die diese Wahl schon fünf Mal gewonnen hat.

Es ist wohl eines der letzten Abenteuer unserer Zeit. So zu leben und das Leben zu lieben, dass es keiner Norm mehr entsprechen kann. Vagabunden, Ausgesetzte, Widerwillige – es gibt viele Bezeichnungen, die man für das „fahrende Volk“ finden kann. Doch nur ein echter Hobo kann dem Leben „da drinnen“ die kalte Schulter zeigen und seinem Leben „da draußen“ etwas Wärmendes abgewinnen. „König der Hobos“ ist ein Reisebericht wie es nur noch wenige gibt. Ein bisschen Mark Twain, eine Brise Ernsthaftigkeit und Bitternis, aber vor allem ein breites Lächeln sind die Mischung, die dieses Buch einen echten Schatz werden lassen.