Hotel Grand Babylon

Vier Unikate treffen im Londoner Hotel Grand Babylon aufeinander. Zum Einen der stinkreiche Theodor Racksole. Als er einen Angel Kiss bestellt, weist ihn Jules, der Oberkellner – Original Nummer Zwei – darauf hin, dass amerikanische Drinks hier nicht serviert werden. Racksole diktiert ihm das Rezept und weist wiederum darauf hin, dass er gewillt sei, ihn – so lange das Wetter so bleibt wie es ist – er vor habe diesen Drink nun jeden Abend zu sich nehmen zu wollen. Kurze Zeit später berichtet er Miss Spencer – die Dritte im Bunde – der Empfangschefin. An vierter Stelle rangiert Mr. Rocco, der Küchenchef des exklusiven Hotels.

Racksole ist mit seiner Tochter Nella ist London, um sich von seinen ertragreichen Eisenbahngeschäften zu erholen. Wenn man ihn – wir sind in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – googeln könnte, würde man ihn auf der Forbes-Liste der drei reichsten Männer der Welt ungefähr in den Sphären von Bill Gates finden können. Nella hat am nächsten Tag Geburtstag und wünscht sich nichts sehnlicher als ein ordinäres Steak mit Bier. Hier kommt wieder Jules ins Spiel, der mit überaus gewohnter Oberkellnerart dem überaus reichen Gast erneut mitteilen muss, dass Steak und Bier nicht auf der Karte stehen. Doch Mr. Rocco wird sich des Wunsches annehmen. Racksole ist angefressen. Dieses Zurechtweisen missfällt ihm. Ein Gespräch mit Felix Babylon, Gründer, Erbauer und immer noch Chef des Hauses, soll da Abhilfe schaffen. Um es kurz zu machen: Racksole kauft das Hotel, Babs – wie ihn hinter vorgehaltener Hand nur Jules, Mr. Rocco und Miss Spencer nennen – verweist auf die Risiken des Kaufes. Racksole, ganz Amerikaner, wischt diese wohlgemeinten Ratschläge beiseite. Nella bekommt ihr Steak und ihr Bier. Und Racksole macht die Bekanntschaft von Reginald Dimmock, den Nella eingeladen hat. Er ist ein Freund von Prinz Aribert von Posen, einem der vielen adeligen Gäste des Hauses, die das Grand Babylon zum Grand Babylon machen.

Doch kaum, dass die Tinte auf dem Kaufvertrag trocken ist, zeigen sich erste Anzeichen des Niedergangs des Grand Babylon. Miss Spencer ist fort. Einfach so. Keiner weiß, wohin sie geflüchtet sein könnte. Und Racksole sieht nun die Chance gekommen, dem blassierten Jules die Leviten zu lesen und ihn mit einem Lächeln vor die Tür zu setzen. Doch der nimmt die fristlose Entlassung regungslos hin. Er habe, was er zum Leben als Privatier brauche bereits zusammen. Mr. Rocco ist es egal wer ihn bezahlt. Dass Racksole sein Gehalt aufstockt, juckt ihn nicht besonders. Er würde immer und überall eine Anstellung finden.

Racksole ist nun Hotelbesitzer. Und mit dem Prinzen Aribert von Posen steht auch schon der erste Adelige auf der Matte. Reginald Dimmock hat als rechte Hand schon alles vorbereitet. Der Prinz weilt in London, um seine bevorstehende Hochzeit „vorzubereiten“. Geschäfte und so. Wie man das halt macht, so als Prinz…

Doch dann ist Reginald Dimmock tot. Hatte Theodore Racksole bisher noch nie den Anflug von Scheitern zu Gesicht bekommen, so gibt es die Situation nun einmal vor, dass er etwas Neues zu lernen bereit sein sollte. Pistole raus und einfach drauf losfeuern, is nich. Vertraute hat er nicht, außer Nella. Doch die ist mittlerweile von der Idee beseelt eine zweite Miss Spencer zu werden.

Das Grand Babylon gab es nur in der Phantasie von Arnold Bennett. Doch die Parallelen zum Savoy in London, zu einem Skandal im gleichen Haus sind nicht von der Hand zu weisen. Hundertprozentig real ist hingegen der Wortwitz, der aus jedem Wort, jeder Silbe, jedem Buchstaben quillt. Ein Luxushotel wird eben doch nur von Menschen geleitet. Und die sind so verschieden, dass weder Pracht noch Exklusivität etwas daran ändern können.