Himmelrot

Himmelrot

Das Jahr 2006 war für viele das Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land. Wochenlang jubelte und trubelte das Land im Taumel der Euphorie. Für Klaus Wiesenbach war es das Jahr des Umbruchs.

Klaus ist Lehrer am Gymnasium. Privat läuft es eher suboptimal. Sinnkrise beschreibt seine derzeitige Situation wohl am besten. Da erreicht ihn eine Mail von Rüdiger. Damals, in Hamburg, als Studenten waren sie unzertrennlich. Politische Diskurse und Aktionen, ein lockeres Leben und die Clique schweißten sie zusammen. Nach dem Abschluss ging jeder seiner Wege. Rüdiger geht es nicht gut. Der Anwalt hat Krebs. Im Endstadium. Er lebt in einem Hospiz.

Per Mail treten sie in einen regen Gedankenaustausch. Bis Rüdiger endlich mit der Sprache rausrückt. Er will die alten Freunde von einst noch einmal sehen. Und Klaus soll die Clique wieder zusammenführen. Ist es das, was Klaus suchte, ohne zu wissen, dass er es suchte? Ohne viel Federlesen begibt sich der Fünfzigjährige auf einen Roadtrip, dessen Weg und Ziel er nicht recht einordnen kann.

Und so reist er – mal allein, mal in Begleitung – von Ost nach West, von Nord nach Süd – immer auf der Suche nach ehemaligen Weggefährten und ich selbst. Die Rückblenden , die Klaus auf seiner Reise immer wieder in den Sinn kommen, werfen ein Licht auf seine Herkunft. Denn er war nicht immer der brave Lehrer, der er zu sein scheint. Ob er die „wilden Zeiten“ vermisst, ist ihm selbst nicht klar. Doch er sieht, dass auch die heutige Generation wild ist. Anders wild. Das gibt ihm Mut und lässt ihn zugleich verzweifeln. Mut, weil er sieht, dass die nachrückende Generation immer noch willens ist zur Veränderung. Verzweifelnd, weil er ihre Art zu rebellieren nicht versteht.

Autor Heiner Meemken ist im gleichen Alter wie Klaus Wiesenbach. Er wohnt in der gleichen Ecke wie sein Protagonist. Sind Heiner und Klaus ein und dieselbe Person? Diese Frage stellt sich dem Leser erst zum Schluss, wenn der Roman gelesen und die Kurzbiografie noch zu lesen ist. Die Reise Klaus‘ wirft viele Fragen auf. Somit ist der Roman nicht nach 336 Seiten vorüber, sondern beginnt erst noch.