Gert Fröbe

Gert Fröbe

Sind Komödianten die besseren Bösewichte oder sind Bösewichter die besseren Komödianten? Im Falle von Gert Fröbe ist die Frage irrelevant, denn er war einer der größten deutschen Schauspieler. Als Goldfinger lässt er immer noch mit seiner heißeren, metallisch-höhnischen Stimme das Blut in den Adern gefrieren, wenn er dem an eine goldene Platte gefesselten Sean Connery auffordert: „No, Mr. Bond … I expect You to die!“ Als personifizierte Schnecke, die sich nicht schlüssig ist, ob sie denn nun aus ihrem Haus rauskommen soll oder nicht, begeistert er immer noch Jung und Alt.

Die blitzgescheiten Augen, das schelmische Lächeln und die durchaus imposante Statur wecken sofort Assoziationen beim Publikum. In „Es geschah am hellichten Tag“ verteufeln wir ihn als kranken Triebtäter und haben zugleich Mitleid mit dem geschundenen Charakter, der mit Schokoladenigeln kleine Mädchen verführt, um…

Doch auch als „Otto-Normal-Verbraucher“ – ein Begriff, der dank seiner schauspielerischen Leistung in den Alltagssprachgebrauch übergegangen ist, fasziniert er Zuschauer wie Cineasten. Der Mensch hinter der Maske, er tritt in diesem Buch zum ersten Mal vor den Vorhang.

Beate Strobel stellt einen Mann vor, den man zu kennen scheint. Doch wir kennen nur den pickelhaubigen Oberst Holstein aus „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“ oder den hartleibigen Trunkenbold in „Via Mala“ oder eben den Prototypen des Bösewichts bei 007. Den offenherzigen, immer zu geben bereiten, das Leben liebenden Tausendsassa lernen wir erst jetzt kennen.

Zeitlebens bewunderte er Heinz Rühmann, mit der er zwei Filme drehte. Und den er jedes Mal mit Bravour an die Wand spielte. Mehrere Ehen hatte der hünenhafte Sachse geführt. Sein von Arbeitswut und Neugier getriebenes Leben waren nie der alleinige ausschlaggebende Punkt für das Scheitern.

Gert Fröbe war ein großer, vielleicht sogar der größte deutsche Star im internationalen Kino. Während Rühmann in Deutschland nicht mehr wegzudenken war, zog es Fröbe – auch wegen der besseren Bezahlung – ins Ausland. Tiefschlägen folgten prompte Erfolge. Mit Schicksal hatte dies nie zu tun, das wusste auch Gert Fröbe. Ein Leben lang arbeitete er. Schon als Kind verdiente er seine ersten Groschen. Als Bühnenbildner war er gestartet, als gefeierter Weltstar mit Charaktergesicht trat er von der Bühne des Lebens ab. Beate Strobel trägt mit ihrer Biografie maßgeblich zum Nichtvergessen dieses großen Mimen bei, in dem sie im Stile Gert Fröbes Lebens die wichtigen Fakten für sich sprechen und den Firlefanz außen vor lässt. Eine Biografie, die auch als Roman durchgehen könnte.

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