Man kann nicht immer alles haben – traurig, aber nicht immer wahr! Vereinzelt gibt es noch die Orte, an denen einfach alles stimmt. Keine endlosen Diskussionen, wo man den Urlaub verbringen soll. Meer oder Gebirge? Am Lago di Garda oder auch Bènaco bekommt auch das verwöhnte Reiseherz was geboten. Und das ist weitaus mehr als Meer und Berge. Bei ca. 160 Kilometer Ufer ist das auch kein Wunder. Es gibt also viel zu sehen zwischen Malcésine, Sirmione und Riva del Garda. Doch wo anfangen?
Eberhard Fohrer, ein echter Kenner der Region, der schon einige Reisebände über Italien und die oberitalienischen Seen geschrieben hat, unternimmt erst einmal einen Ausflug in die Geschichte. Als Käufer dieses Buches hat man die wichtigste Eigenschaft, die man für dieses Buch aufbringen muss, schon erfüllt: Garda-Fieber. Ein berüchtigtes Virus, das einen erhascht, wenn man zum ersten Mal Bilder von diesem so reich beschenkten Flecken sieht. Erhabene Berge, die steil in ein tiefes Blau zu stürzen drohen, das einem der Atem stockt. Prachtvolle Blüten umranken Uferpromenaden, die zum Verweilen einladen. Und wieder das allseits bekannte Problem: Wohin zuerst? Was darf auf gar keinen Fall bei der Stippvisite oder dem ausgeprägten Urlaub am Gardasee fehlen? Das Angebot ist schier unmenschlich, unmenschlich umfangreich.
Nachdem Eberhard Fohrer den Leser / Besucher mit dem nötigen Hintergrundwissen versorgt hat, geht es endlich los. Sieben Wanderungen und Touren hat er zusammengestellt, die jede einen Urlaub für sich darstellen. Wer nur ein „Programm abarbeiten“ will, kommt schnell an seine Grenzen. Zu groß das Angebot. Das weiß der Autor und baut in regelmäßigen Abständen Pausen- und Rastzeiten in seine Touren ein. Zeit, die man dem Körper gönnen muss, schließlich ist man in den Alpen, es geht Auf und Ab. Aber auch Zeit, um ein wenig in diesem Buch blättern zu können. Besonders die gelb unterlegten Kästen machen das Erkunden der Gardaseeregion zu einem besonderen Erlebnis. Zum Beispiel, dass der Gardasee seinen Namen nicht daher hat, dass zur ersten Garde der Seen gehört, was zweifellos ist, sondern – wie soll es anders sein – vor knapp zweitausend Jahren die Römer anlockte. Die allerdings badeten im Lacus Benacus. Oder warum man in San Zeno ein ganz besonderes Bier genießen kann. Oder warum in der an Flora so reichen Gegend eine Steinwüste existiert. Oder, oder, oder. Wenn dieses Buch als Geographie-Lehrbuch bezeichnet werden würde, dürfte man sich auch nicht beschweren. Den erhobenen Zeigefinger sucht man allerdings vergebens. Vielmehr findet man auf jeder Seite, fast schon in jeder Zeile die Liebe des Autors zum Gardasee. Die über dreißig Karten sind anschaulich gestaltet und erleichtern die Orientierung. Eine Reiseführer mit „O-Effekt“ von Eberhard FOhrer.