Erinnerungsorte – Erinnerungsbrüche

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Das Schöne an Legenden, das, was uns nicht an ihnen zweifeln lässt, ist ihre Glaubwürdigkeit. Verbürgte Zeugen und Zeugnisse erzählen von Edelmut und Heldentum. Eine heroische Tat, die Großes nach sich zog, die den Lauf der Welt erschütterten oder zumindest beeinflussten – das ist es, was wir hören wollen, was unser Handeln teilweise bestimmt.

Doch Stimmen die Behauptungen immer? Geschichte wird immer von Siegern geschrieben. Was nicht passt, wird passend gemacht. Eine Erinnerung komplett zu löschen, ist niemals ganz möglich. Die Vernichtungsmaschinerie der Roten Khmer hat nicht alles löschen können. Die Kulturrevolution Maos war nur partiell erfolgreich. Und noch immer werden perfide Stasi-Spitzel-Methoden ruchbar. Das macht Mut. Die Autoren dieses einmaligen Nachschlagewerkes leisten einen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung von Wissen und lösen Rätsel der Geschichte bzw. rücken sie ins rechte Licht.

Viele Orte, die in diesem Buch beschrieben werden, sind den meisten unbekannt. Iona und Lindisfarne sind sicherlich keine Touristenhochburgen. Für den christlichen Glauben sind sie von unschätzbarem Wert. Denn vom 6. bis 8. Jahrhundert wurden hier bis heute bestehende Dogmen, die sogar Einfluss auf unser heutiges Osterfest haben, festgelegt. Der Platz reicht nicht aus, um jeden einzelnen Ort an dieser Stelle gebührend zu würdigen. Außerdem würde dadurch der Lesegenuss erheblich geschmälert.

Dieses Buch ist eine niemals endende Reise zu denkwürdigen Plätzen der Weltgeschichte. Die Herausgeber Frank Meier und Ralf H. Schneider sind die Reiseführer für Ausflüge, die man nirgends buchen kann. Wer individuell sein eigenes Geschichtsbild (ohne Verzerrungen) erschaffen will, kommt an diesem Werk nicht vorbei. Als Reisevorbereitung empfiehlt es sich nicht nur passende Kleidung einzupacken, sondern auch die kleinen, grauen Zellen auf Touren zu bringen. Denn dieses Buch liest man nicht einfach mal so nebenbei.