Elagabal

Elagabal

Es ist schon erstaunlich wie viel wir heute über die Geschichte wissen. Über die römischen Kaiser wissen wir fast alles. Ihre Taten, ihre Gewohnheiten, ihre Kleidung, ihre Lieblingsspeisen. Trotzdem kennen wir nur wenige von ihnen. Julius Caesar, den kennt jeder. Der hat schließlich in den Asterix-Filmen mitgespielt. Nero, der Wahnsinnige, brennt einfach seine Bude und seine Stadt ab (was nachweislich nicht so war, aber immer noch in den Köpfen verankert ist). Augustus, ohne den würden wir im Hochsommer Silvester feiern. Dann wird’s für Viele schon eng. Diokletian kennt, wer in Kroatien Urlaub machte. Konstantin kennen viele aus dem Istanbul-Reiseband. Wer noch mehr römische Kaiser kennt, hat über sie gelesen. Wer Elagabal nicht kennt, muss dieses Buch lesen.

Denn Elagabals Leben ist heute noch lesenswert. Und aktuell. Auf Roms Republikverständnis berufen sich fast alle Republiken weltweit. Er wurde in Syrien (in Emesa, dem heutigen Homs) geboren, einem Land, über dessen vielschichtige Schändung jeden Tag berichtet wird.

Im Jahr 218 erklimmt ein 14jähriger Knabenpriester den römischen Kaiserthron. Der Sonnengott Elagabal sollte Namensgeber und Richtungsweiser seiner Regentschaft sein. Vier Jahre hielt er sich auf dem Thron. Am Ende wurde sein Körper durch die Straßen Roms geschleift und in den Tiber geworfen. Doch zwischen der Thronbesteigung und dem jämmerlichen Ende lagen Jahre voller Lebenslust. Es gibt kaum komplette Schriften über ihn. Anekdoten zuhauf.

Die Großmutter Elagabals behauptete, dass ihr Enkel ein uneheliches Kind von Kaiser Caracalla sei. Ein weiterer Kaiser, der durch ein Buch des Zabernverlages nicht mehr ganz so unbekannt ist. Die Thronbesteigung verlief blutig. Durch Versprechungen auf Ruhm und vor allem Reichtum ließen die Soldaten zu ihm überlaufen, sie ermordeten ihre Offiziere. Der Senat unterwarf sich dem Dogma der Armee und krönte den jüngsten Kaiser aller Zeiten.

Ein Hohepriester auf dem Thron – göttliche Zeiten drohen. Und fromme, möchte man meinen. Das Gegenteil war der Fall. Wieder so eine Parallele zur Gegenwart, wenn man an das Bistum Limburg denkt… Elagabal war kein Kostverächter. Orgien, schlimmer als bei Caligula, mit beiderlei Geschlecht. Eine gnadenlose Selbstdarstellung. Er allein hätte die Facebook-Server der Antike zum Glühen gebracht. Doch was ist wahr und was ist erfunden?

Martijn Icks versucht Wahrheit von Fantasie zu trennen und entwirft ein spannendes Bild des ehemaligen Hohepriesters, der zu Ehren Elagabals Tänze aufführte, als Kaiser Menschenopfer darbrachte und sogar einen Selbstmordturm errichten ließ. Die Biographie dieses außergewöhnlichen Kaisers liest sich wie ein spannender Roman, mal wie ein Krimi, mal wie ein episches Drama.