Edward

Edward

Worüber lacht man gern? Über Missgeschicke. Über Macken. Über … Menschen. Edward ist so einer. Doch wir lachen ihn nicht aus. Wir lachen über ihn. Denn Edward ist einer von uns. Edward ist DAS Exemplar eines Menschen. Einer der ersten. Und er macht genau das, was wir auch tun. Wir jagen. Wir versuchen unseren Alltag so bequem wie möglich zu gestalten. Wir nutzen Apps, Smartphones und das Internet. Edward ist da eher Purist: Faustkeil, Pfeil und Bogen – das sind seine Bequemlichkeits-Herbeiführungsutensilien.

Roy Lewis ist sein Vater. Und Roy Lewis hatte (ja, leider muss man es sagen: hatte) einen sprachgewaltigen Mutterwitz. Den er jetzt an seinen geistigen Ziehsohn Edward weitergibt. Vor lauter unterschwelligem Herausprusten weiß man gar nicht wo man anfangen soll. So bleinbt nur der Hinweis, der Ratschlag sich Edwards Biographie einzuverleiben, beiseite zu legen, sie noch einmal zu lesen, es nochmal zu lesen, es beiseite zu legen, … Naja, und so weiter.

„Edward“ von Roy Lewis ist eines der wenigen Bücher, das man sich ganz vorn ins Bücherregal stellt. Und dann und wann immer wieder darin blättern wird. Das ist nicht nur eine bloße Feststellung. Es ist eine Garantie.

Denn Edward hält uns den Spiegel vor. Wir, die zivilisierten, bis in die Haarspitzen entwickelten Homo sapiens, die Krönung der Schöpfung stammen letzten Endes alle von Edward ab. Er gab uns die Richtung vor, errichtete Pfade, auf denen wir heute noch wandeln. Wir haben’s nur vergessen. Edward holt uns auf den humoristischen, harten Pfad der Wirklichkeit zurück. Die Erkenntnis, dass „Scheiße nun mal passiert“ oder „political correct“ formuliert, dass nicht immer alles seinen geplanten Weg geht (oder schlussendlich doch?) bildet nach Roy Lewis das Ende einer ganzen Epoche: Des Pleistozäns. Murphys Gesetz als Ende einer Epoche: So hat das noch nie jemand gesehen!

„Edward“ ist die Antwort auf die Frage wer wir sind, woher wir kommen. Die Antwort fällt wortgewaltig und zum Niederknien komisch aus. Keine Schenkelklopfer. Vielmehr eine über 200 Seiten dauernde Zwerchfellattacke, die sich gelegentlich stoßartig entlädt. Die Zwischenzeit verbringt der Leser mit einem breiten Grinsen im Gesicht, das erst dann verschwindet, wenn man das Buch zuklappt und der Alltag einen wieder eingeholt hat. Der Alltag hat es jedoch verdammt schwer sich gegen Edward durchzusetzen. Therapeutischer Lippenverzerreffekt!