Dolomiten

Dolomiten

Wer mit Geheimtipps von Urlaubsregionen hausieren geht, benutzt oft die Floskel, dass „man hier noch unberührte Natur (vor-)findet“. Alles ganz echt, naturbelassen, roh, rauh, schroff, die menschliche Hand ganz fern. Dolare nannten das die alten Römer, zurechthauen. Wer das erste Mal die Dolomiten bereist, bekommt leicht den Eindruck, dass hier Mutter Natur etwas grobschlächtig gearbeitet hat. Um vorschnellen Kritikern Einhalt zu gebieten, sei hier angemerkt, dass dieses Attribut durchaus liebevoll und wohlwollend gemeint ist. Steht man in einem der zahllosen Täler, fühlt man sich klein und willenlos. Erklimmt man einen der teils über dreitausend Meter hohen Gipfel, machen sich Erhabenheit und Glücksgefühle breit. Man hat die Rohheit bezwungen!

Die beiden Autoren Dietrich Höllhuber und Florian Fritz prügeln (auch das kann dolare bedeuten) den Leser nicht durch die beeindruckende Landschaft, sie nehmen ihn an die Hand und zeigen ihm die Wege, die man beschreiten muss, um dieses einzigartige Gebirge gebührend zu durchstreifen.

Brixen, Grödner Tal, Trentino, Belluno-Dolomiten und das Pustertal – kennt man alles, hat man schon mal gehört. Das Gebiet der Dolomiten wurde vor nicht einmal zwei Jahrzehnten auch als Marke zu einem hochentwickelten Produkt. Die Infrastruktur ist einwandfrei ausgebildet, dennoch hat man hier die eigenen Wurzeln nicht vergessen und besinnt sich fortwährend auf den so genannten unique selling piont, das Alleinstellungsmerkmal: Ruhe, Erholung, Natur ohne glatt gebügelte Eingriffe von außen. Wer die Dolomiten bereist, tut dies nicht aus Zwang, sondern aus bestimmten Gründen.

Dieses Reisebuch ist sicherlich einer der Gründe diese Gegend erkunden zu wollen. Gelb unterlegte Infokästen sind das Salz in der Wandersuppe der Urlauber. Denn hier gibt’s das, was andere nur versprechen: Echte Geheimtipps. Und erst die Bilder! Kleiner Tipp: Beginnen Sie beim Durchblättern auf Seite 72. Danach gibt’s kein Halten mehr. Koffer packen und ab in die Dolomiten. Ins Pustertal. In den Naturpark Sextener Dolomiten. Dort gibt es ein grandioses Farbenspiel an den Hängen der Gipfel. Garantiert!

Fünfzehn Wanderungen und Touren haben die beiden Autoren auf knapp dreihundert Seiten zusammengetragen. Nicht nur „Hier geht’s lang.“ „Dort gibt’s was zu futtern.“ Und „Das dürfen Sie nicht verpassen.“ Exakt durchdacht und mit jeder Zeile authentisch – man merkt sofort: Hier sind Experten bei der Arbeit. Von Aufbruchszeit, Einkehrmöglichkeiten, über Ruhestätten und Aussichtpunkten, bis hin zu nützlichen Tipps für Profis und Anfänger. Eigentlich wie immer: Ein Michael-Müller-Buch zum Schmökern, Schwelgen, Träumen, Reisen.

Der Wahldresdener Dietrich Höllhuber hat die fünfte Auflage seines Reisebuches leider nicht mehr miterleben können. Er verstarb nur kurze Zeit vor der Veröffentlichung. Auch als Neusachse hatte er die wichtigste Eigenschaft der Saggsen schon verinnerlicht. Dr Saggse liebt das Reisen sehr. Seine Reisebücher umfassten Neuseeland, Mallorca, Sächsische Schweiz, Südtirol, Meran und natürlich seine neue Heimat Dresden.