Die Witwe der Brüder van Gogh

Die Witwe der Brüder van Gogh

Es waren einmal zwei Brüder. Der eine war und ist weltberühmt und wurde darüber hinaus irre. Der Andere war ihm treu ergeben, half wann immer er konnte. Und es gab eine Frau, Gattin des Letzteren. Sie ist der Grund, dass die Werke des Erstgenannten heute immer wieder Rekordpreise bei Auktionen erzielen.

Die Rede ist natürlich von Vincent van Gogh, seinem Bruder Theo und dessen Frau Johanne van Gogh-Bonger. Camilo Sánchez fällt die ehrenvolle Aufgabe zu dieser Frau ein Denkmal zu setzen. Beziehungsweise setzt er ihr mit seinem Erstlingsroman einfach mal so ein Denkmal. Denn sie war es, die Theo in guten wie in schlechten Zeiten mit Rat und Tat zur Seite stand. Theos Leben war nicht immer einfach. Oft genug griff er seinem Bruder unter die Arme. Sie schaute weg, wenn ihr Gatte die raren Einnahmen mit Vincent teilte. Sie stachelte ihn an, wenn er es leid war Vincent zu protegieren.

Als Vincent van Gogh sich 1890 im Alter von 37 Jahren das Leben nimmt, bricht für Theo eine Welt zusammen. Da lebt er och mit Johanna in Paris, am Montmartre, dem Hügel der Märtyrer. Doch zu selbigem fühlt er sich einfach nicht berufen.

Mit diesem Schmerz beginnt Camilo Sánchez seinen Roman. Und schon da muss dem Leser klar sein, dass es ab hier kein Halten mehr geben kann. Poetisch, einfühlsam und fortwährend der Geschichte verpflichtet. Theo vegetiert nur noch vor sich hin. Er stirbt ein halbes Jahr nach seinem Bruder, im Alter von nur 33 Jahren. So ist es an Johanna die Bilder Vincent van Goghs einem breiten Publikum zugängig zu machen. Und sie an den Mann oder die Frau zu bringen. Als Witwe eines Kunsthändlers, eines van Goghs, ist es eine Art Therapie für sie. Denn sie steht nun ohne Mann, ohne Einkommen da. Und das als alleinstehende Mutter eines kleinen Sohnes. Der heißt ganz in der Familientradition mit Vornamen Vincent. Sie führt Tagebuch. Dieses Tagebuch ist der rote Faden des Romans.

Im Jahr 2015 ist Mons im wallonischen Hennegau in Belgien Kulturhauptstadt Europas. Hier fand Vincent van Gogh zum Malen. Hier steht sozusagen die Wiege des einzigartigen Pinselstrichs. „125 years of inspiration“ – dieses Motto haben sich mehrere Museen, unter anderem auch das Museum der Schönen Künste in Mons, auf die Fahnen geschrieben. Vom 24. Januar bis zum 17. Mai sind hier eine Vielzahl der Werke Vincent van Goghs zu sehen. Mehr Informationen gibt es unter www.vangogh2015.eu und www.mons2015.eu. Als Einstimmung ist dieser Roman mehr als zu empfehlen.