Das Geständnis der Löwin

Das Geständnis der Löwin

Mia Couto ist nicht irgendein Schreiber aus Afrika – er ist die Stimme Mosambiks. Wer’s nicht glaubt, wird sich von diesem Buch knapp dreihundert Seiten lang überzeugen lassen. Ein Dorf im Norden Mosambiks wird von Löwenangriffen erschüttert. So nah sind die Könige der Savanne noch nie gekommen. Immer wieder werden die Bewohner attackiert und gefressen. Eine normale Prozedur. Nicht so bei Mia Couto. Hier verschmelzen Jahrhunderte alte Überlieferungen mit den „Errungenschaften der Gegenwart“.

Ein Jäger wird bestellt. Der Letzte seiner Art. Er ist glücklich über das Angebot, denn er kennt den Ort und die Bewohner. Eine hatte es ihm schon einmal angetan, besonders ihre Honigaugen. Honigaugen! Benutzt in Europa noch jemand diesen Begriff? Man kann sich die farbenfrohen Weltenbetrachter förmlich vorstellen.

Die Jagd auf die Löwenmeute steht gar nicht so sehr im Vordergrund. Da taucht kein schwer bewaffneter Krieger aus dem Dickicht auf und meuchelt die Fleischfresser dahin. Vielmehr geht der Autor dem Grund für die plötzlichen Übergriffe auf den Grund. Und Gründe gibt es mehr als genug. Ein Verstoß gegen die Regeln des Anstands ist noch das geringste Übel. Nach und Nach verschmelzen Realität und Mythen. Gerade, wenn man sich wieder in der sprachgewaltigen Welt des schwarzen Kontinents wähnt, reißt einen ein neuerlicher Überfall wieder aus den Leseträumen.

Das Leben in Mosambik ist nur in wenigen Teilen mit unserem befriedeten Alltag zu vergleichen. Religion, der tägliche Kampf um den gefüllten Mittagstisch und bewährte Traditionen sind symptomatisch in dem südostafrikanischen Land. Hier werden den nachfolgenden Generationen hier längst vergessen Werte mit auf den Weg gegeben. Ehrlichkeit hat einen Stellenwert, irgendwo zwischen ganz oben und nicht ganz so weit oben. Und auch hier wird die Wahrheit ausgeschmückt. Mit Metaphern wie sie nur unter der sengenden Sonne Afrikas gedeihen können.

„Das Geständnis der Löwin“ ist das gefühlvollste Buch des Sommers. Selten zuvor wurde Afrika so echt und unverkitscht dargestellt. Modern und traditionell. Der nächste Preis ist Mia Couto sicher. Und es wird ein Leserpreis sein.